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Pressestimmen von Donnerstag, 7. Juli 2005

zusammengestellt von Gerd Winkelmann 6. Juli 2005

Schottlands Weltgipfel / Londons Olympiatriumph

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Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrie- Staaten und Russlands sind in Schottland zusammengekommen, um sich zwei Tage lang mit der Armut in Afrika und weltweitem Klimaschutz zu befassen. Ihre Fachleute haben die Ergebnisse bereits in zehn Erklärungen festgehalten. Deutschlands Zeitungs-Kommentatoren erwarten an diesem Donnerstag nicht übermäßig viel:

So schreibt etwa die TAGESPOST in Würzburg.

'Während die Mächtigen der Welt jetzt in einem schottischen Luxushotel tagen, sterben in Afrika weiter unschuldige Menschen, an Hunger, Kriegen, Krankheiten und oft an allen drei Plagen zusammen. Daran wird der G-8-Gipfel nichts ändern können. Das Sterben im Sudan wird ebenso weitergehen wie der blutige Krieg im Osten Kongos und damit im Herzen Afrikas, auch Simbabwes Präsident Mugabe wird sein eigenes Volk weiter drangsalieren all das unter den Augen einer vielleicht empörten, jedenfalls aber weitgehend tatenlosen politischen Öffentlichkeit. Der G-8-Gipfel ist deshalb wie viele ähnliche Begegnungen zuvor vor allem eines: ein Treffen der vielen Worte und der guten Vorsätze, trotz der Einigung auf einen teilweisen Schuldenerlass für einige Länder.'

In der THÜRINGER ALLGEMEINEN aus Erfurt lesen wir:

'Der Westen steht in der Pflicht, vor allem die für die ärmsten Länder oft unüberwindbaren Zollschranken und Handelshemmnisse abzubauen. Dazu gehört auch, aus dem technologischen Vorsprung keine neuen Abhängigkeiten zu schaffen und Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Neben den Industriestaaten ist ebenso die Afrikanische Union gefordert. Ewig lassen sich die vielen Konflikte nicht mit der willkürlichen Grenzziehung zu Kolonialzeiten erklären. (...) Unvorstellbar ist die Brutalität, mit der nicht selten die herrschenden Schichten die Ärmsten in ihren Ländern unterdrücken. Die Antwort darauf von Präsident Bush - kein Geld für korrupte Regime - ist die bequemste. Auch innerhalb der G8 bleibt einiges zu klären.'

Schließlich noch ein Blick in die Rostocker OSTSEE-ZEITUNG:

'Es ist nur etwa eine Generation her - da galt Afrika als der Kontinent des Aufbruchs. Die nie verwirklichte Idee von einem autarken, unabhängigen Afrika gehört zu den geplatzten Jahrhundert- Träumen. Will man die armen Länder wirklich vom Tropf der herkömmlichen Entwicklungshilfe losbekommen, muss es das Ziel sein, Afrika zu helfen, sich selbst zu helfen. Dazu müssen vor allem in Europa und Amerika nationale Egoismen überwunden werden. So würde der Abbau von teuren Agrarsubventionen mehr helfen als jede Getreide- Spende. Das Absenken von ruinösen Zoll- und Handelsbarrieren wäre wichtiger als die Vergabe neuer Kredite.'

Londons Olympia-Wahl überraschte die Welt und veranlasste die HAMBURGER MORGENPOST zu folgendem Kommentar:

'Die Niederlage für Jacques Chirac und ganz Frankreich war nicht minder vernichtend als die Schlacht von Trafalgar, deren 200. Jahrestag die Briten jüngst so demonstrativ zelebrierten. Jetzt also der überraschende Olympia-Coup für London, ausgerechnet gegen den Dauerrivalen. Als Sportler müsste man den Briten gratulieren und zur Tagesordnung übergehen, wäre da nicht dieser bitterböse Unterton jüngsten Datums, der uns Europäer an längst überwundene Zeiten erinnert. Was da an Gehässigkeiten über den Kanal schwappt - sei es zu Irak-Krieg, Agrarsubventionen, EU-Verfassung oder der scheinbar banalen Frage, wessen Küche besser ist -, hat längst das Stadium der Frotzelei verlassen. Da macht sich abgrundtiefe Antipathie Luft. Die Tagespolitik - ob in der EU oder beim G 8 - unterstreicht: Die Borniertheit voriger Jahrhunderte, Europa hat sie nie wirklich überwunden.'

Die LANDESZEITUNG LÜNEBURG liefert uns zum Thema folgende Erklärung:

'London richtet die Olympischen Sommerspiele 2012 aus, nicht Paris. Eine Überraschung? Nicht unbedingt: Die IOC-Vollversammlung lieferte das gleiche Ergebnis wie die Kür des deutschen Olympiakandidaten im vorigen Jahr. Nicht der allzu siegessichere Favorit setzte sich durch, sondern der Kandidat, der sich auf der Schlussgeraden am überzeugendsten präsentiert. (...) Gerade Lauflegende Sebastian Coe hinterließ den Eindruck: In London geht es um die Sportler, um die olympische Idee - und nicht um die Fortsetzung von politischem Streit auf anderer Ebene.'