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Pressestimmen von Freitag, 2. September 2005

Günther Birkenstock1. September 2005

USA in Hurrikan-Not / Neue Runde der Benzinpreise

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Die Kommentare der deutschen Tageszeitungen am Freitag beschäftigen sich vor allem mit den verheerenden Auswirkungen des Hurrikans "Katrina" in den USA und den rasant steigenden Benzinpreisen in Deutschland.

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG schreibt:

"Natürlich muß man fragen dürfen, ob die Behörden schnell genug reagiert haben, ob die Vorbereitungen ausreichend waren, ob der Katastrophenschutz und das Rettungswesen funktioniert haben. Aber,... auch der amerikanische Föderalismus und die gesellschaftlichen und sozialen Besonderheiten des Südens wirken sich aus. Präsident Bush wird nicht noch einmal seine Präsidentschaft neu erfinden und auf eine Rolle als Katastrophenhelfer zuschneiden. Doch er und der Kongreß werden nicht darum herumkommen, wegen des ungeheuren Finanzbedarfs, der jetzt auf Bund und Staaten zukommt, neue Schwerpunkte zu setzen. Die Folgen könnten von der Energiepolitik sogar bis in den Irak reichen."

Die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND aus Hamburg weist darauf hin, dass die starken USA derzeit praktische und nicht nur moralische Hilfe benötigen:

"Brauchen die Amerikaner unsere Hilfe? Auf den ersten Blick sind die USA als reiches Land nicht auf Unterstützung aus dem Ausland angewiesen. Beim überfälligen Hilfsangebot der Bundesregierung geht es in erster Linie um einen symbolischen Akt der Solidarität zwischen Staaten. ...Die reflexhafte Häme weicht inzwischen der richtigen Erkenntnis, dass die Hilfsbedürftigkeit Amerikas kein Hirngespinst, sondern eine reale Herausforderung ist."

Die SCHWERINER VOLKSZEITUNG hingegen kritisiert das unzureichende Krisenmanagent der USA:

"Dass auch am Tag drei nach "Katrina" in New Orleans noch Chaos, Plünderungen und unzählige auf umspülten Hausdächern auf Rettung wartende Menschen das Stadtbild prägen, ist ein Armutszeugnis für die mächtigste Industrienation der Welt. Das Schneckentempo der Hilfeleistungen muss erschüttern und bestätigt ein gängiges Vorurteil: Wenn es wirklich darauf ankommt, versagt die Bürokratie."


Angesichts der erneut gestiegenen Benzinpreise empfiehlt der NORDBAYERISCHE KURIER aus Bayreuth Benzin Sparen als Machtmittel:

"Wenn China und Indien mit ihren boomenden Konjunkturen die Energiemärkte immer stärker anzapfen und parallel dazu auch noch ein Hurrikan die amerikanische Ölförderung vor der US-Ostküste schwer beeinträchtigt, dann ist dies die hohe Zeit der Spekulanten...Dem Machtkartell aus Multis und Spekulanten hat der Verbraucher scheinbar wenig entgegen zu setzen. Doch orientiert er sich konsequent an den gängigen Marktmechanismen, hält er plötzlich eine unschlagbare Waffe in der Hand. Absatzeinbußen, Umsatzrückgänge, Ertragsdellen - dies wäre die Sprache, die die Ölmultis am besten verstehen."

Die OSTSEE-ZEITUNG aus Rostock fordert angesichts des Preisschocks Entscheidungen von Politik und Autoindustrie:

"Statt Effekthascherei braucht es endlich ein ernsthaftes Umdenken in Fragen der Energiepolitik bei Politikern, Industrie und Verbrauchern. Und zwar global. Künftig 100 Dollar je Barrel sind keine Fata Morgana, sondern reale Gefahr. Es ist aberwitzig, dass die französische Regierung ein Forschungsprogramm verspricht, um in fünf Jahren ein Familienauto zu zeigen, das weniger als 3,5 Liter auf 100 Kilometern braucht. Konzepte liegen in den Schubladen der Hersteller. Die Industrie muss in die Pflicht genommen werden."

Und SÜDWESTPRESSE aus Ulm kritisiert die Vorschläge der Opposition:

"Die Explosion der Spritpreise will kein Ende nehmen. Da aber die Benzinpreise in den Nachbarländern keineswegs mit der gleichen Dynamik nach oben schnellten, geraten die heimischen Mineralölkonzerne ins Zwielicht.... Was also läge für verantwortungsbewusste Oppositionsführer, die in Berlin mit aller Kraft an die Schalthebel der Macht drängen, näher, als das Bundeskartellamt zum Einschreiten gegen die mutmaßliche Wegelagerei der Tankstellenkonzerne aufzufordern? Statt dessen fällt der Kanzlerkandidatin Angela Merkel und dem FDP-Chef Guido Westerwelle nichts anderes ein, als die Öffnung der nationalen Ölreserve ins Spiel zu bringen."