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Pressestimmen von Freitag, 29. Juli 2005

Zusammengestellt von Gerhard M Friese 28. Juli 2005

Rücktritt Schrempps/ Shuttle-Mission/ Schäuble in den USA

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Der überraschende Rücktritt von Daimler-Chrysler Chef Jürgen Schrempp, die neuerlichen Probleme der NASA mit der Mission der Raumfähre Discovery und die USA-Reise des CDU-Außenpolitikers Wolfgang Schäuble beschäftigen an diesem Freitag die Kommentatoren deutscher Tageszeitungen.

Die Berliner Zeitung DIE WELT bemerkt zum Rücktritt Schrempps:

"Die Zeiten des Kuschelkapitalismus in den Führungsetagen neigen sich dem Ende zu; der Generationswechsel ist bei fast allen Dax-Werten abgeschlossen - wenn auch noch nicht in den Aufsichtsräten. Inzwischen droht das Pendel sogar zu weit in die andere Richtung auszuschlagen. Nirgendwo sonst ist die Verweildauer der Vorstandschefs so kurz wie in Deutschland. Wer aber jeden Tag damit rechnen muß, entlassen zu werden, wird nur noch kurzfristige Gewinne im Blick haben und die langfristige Strategie vernachlässigen. Dieser Verantwortung sollten sich die Investmentfonds als große Anteilseigner bewußt werden - trotz der verständlichen Freude über Schrempps Rücktritt."

Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG aus München meint:

"Schrempp, der vor seiner Chefzeit lange im Ausland lebte, vertrat das Prinzip des 'shareholder value', das die Interessen der Aktionäre über alles stellt. Damit machte er sich zum Buhmann der Nation. Allerdings wurde Schrempp auch seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht, weil er den Aktionären Versprechungen machte, die er nicht halten konnte. Sein Name stand am Ende für die Gier in Vorstandsetagen, weil er zu den Bestverdienern gehörte, ohne klare Erfolge vorzeigen zu können."

Und in der Lüneburger LANDESZEITUNG heißt es:

"Nur die Börse ist Jürgen Schrempp dankbar, zündet jenes Kursfeuerwerk, das der schillerndste deutsche Manager den Aktionären immer wieder versprochen hatte. Bittere Ironie für den Mann, der das Shareholder Value hier zu Lande kultivierte. Vernichtender kann ein Abschied nicht ausfallen."

Der KÖLNER STADT-ANTEIGER befasst sich mit den Konsequenzen der Discovery-Mission:

"Für die USA kommt dieser erneute Rückschlag zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Nicht nur, dass die Sorge um das Schicksal der Besatzung den weiteren Verlauf der 'Discovery'-Mission überschatten wird. Die europäischen Partner werden sich vermehrt zu Recht fragen, ob sie ihre milliardenschweren Investitionen in die Internationale Raumstation ISS wohl abschreiben müssen, wenn die Shuttles für den Lastentransport ausfallen. Und noch gar nicht absehbar sind die Auswirkungen auf das Selbstverständnis eines Landes, das Herausforderungen und Chancen immer höher bewertet hat als Risikominderung oder bedächtiges Abwägen."

Und die Rostocker OSTSEE-ZEITUNG versucht zu erklären, warum die Discovery trotz bekannter Sicherheitsmängel starten konnte:

"Vor allem aus drei Gründen: Geld, Prestige und Wettlauf im All. Eine komplette Generalüberholung des Shuttles wäre nur mit einem faktischen Neubau möglich gewesen. Zu teuer, befand die Nasa. Und Amerika will seine 'weltweite Führungsrolle', darunter 'bei der Erforschung des Raumes', bewahren. Das verkündete US-Präsident George W. Bush am Dienstag beim 'Discovery'-Traumstart. Nun kann man nur noch für ein erfolgreiches Ende der Forschungsmission und die unversehrte Rückkehr der 'Discovery'-Besatzung die Daumen drücken.

Zum Schluss der Kommentar der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG zum USA-Besuch Schäubles:

"Das überraschende Treffen mit dem Präsidenten zeigt das Gewicht, das diesem erfahrenen Politiker immer noch - oder wieder - zugemessen wird; dass Angela Merkel ihn auf diese Reise schickte, zeigt dasselbe... Wenn Schäuble überdies tatsächlich bewirkt hätte, wie berichtet wird, dass Washington sich der Idee einer privilegierten Partnerschaft der Türkei mit der Europäischen Union neige, wäre der Erfolg beträchtlich. Das wäre auch ein Pfund, mit welchem die Union im Wahlkampf wuchern könnte."