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Pressestimmen von Freitag, 3. März 2006

Hajo Felten2. März 2006

Rechtschreibreform / BND-Affäre

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Die korrigierte Reform der deutschen Rechtschreibung ist unter Dach und Fach. Die Änderungen betreffen die Groß- und Kleinschreibung, die Getrennt- und Zusammenschreibung, die Zeichensetzung und die Worttrennung am Zeilenende. In der deutschen Presse stieß die Entscheidung der Kultusminister auf ein geteiltes Echo:

Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt/Oder schreibt zur Rechtschreibreform:

"Mit dem jetzt vereinbarten Regelwerk wird man leben können. Manches ist noch immer gewöhnungsbedürftig. Und es wird noch lange dauern, bis die Schreibungen in Büchern, Zeitungen, Schulen und Amtsstuben wieder auf einen einheitlichen Stand gebracht sind. Wenn das überhaupt möglich ist. Das Thema bleibt uns erhalten."

Der KÖLNER STADT-ANZEIGER kommentiert:

"Diese Reform ein Hin und Her von Partikularinteressen ist gründlich daneben gegangen - ja, wie sie in die Tat umgesetzt wurde, ist eine Farce. Das allerdings sollte nicht den Blick nach vorne verstellen: Auch in Zukunft werden wir schreiben, und wir wollen, dass uns dabei jeder ohne Probleme versteht. Im Grunde ganz einfach."

Für die EßLINGER ZEITUNG ist aus dem ursprünglich anvisierten großen Wurf nur noch ein Reförmchen übriggeblieben:

"Bei einer Infratest-Umfrage haben 68 Prozent aller Deutschen angegeben, sie würden sich an die alten Rechtschreibregeln halten. Nur 19 Prozent wollen komplett die neuen Schreibregeln anwenden. Doch Hand aufs Herz: Wer weiß schon nach den zahlreichen Revidierungen der vergangenen Jahre überhaupt noch, was alt - und was neu ist? Zumal der Duden bei vielen Schreibweisen - ob Besorgnis erregend oder besorgniserregend - zunehmend Alternativen zuließ."

Die WILHELMSHAVENER ZEITUNG meint dazu:

"Die Mehrheit der Menschen hat längst mit Stiften und an Tastaturen abgestimmt: Sie verweigert einfach die Annahme der meisten neuen Schreibweisen. Fazit dieses Polit-Experiments ist, dass es lange nicht mehr ein so großes Tohuwabohu gegeben hat. Wenn der Kultusminister von Sachsen-Anhalt deshalb sagt, dass sich die Politik künftig aus der Rechtschreibung raushalten soll, ist ihm nur zuzustimmen. Die Erkenntnis kommt nur leider zu spät. Der Schaden ist angerichtet."

Nach Meinung der Zeitung 20 CENT aus Cottbus war die ursprüngliche Rechtschreibreform nicht optimal. Sie kritisiert:

"Das nutzte ein Haufen alter Männer von Günther Grass über Stefan Aust und die Herausgeber der Frankurter Allgemeinen aus, um die Reform zu auszubremsen. Jetzt haben sie tatsächlichen einen Teilerfolg erzielt. Zu Lasten einer ganzen Schülergeneration, die nie etwas anderes als die neuen Regeln gelernt hat. Armes Deutschland! Ein Land, in dem reaktionäre alte Männer so viel Einfluss haben, kann ja nicht auf die Beine kommen."


Die 'New York Times' hat weitere Informationen zur angeblichen engen Zusammenarbeit des Bundes-Nachrichten-Dienstes mit dem amerikanischen Geheimdienst geliefert. Ein deutscher Verbindungsoffizier, der beim US-Kommandeur in Katar angesiedelt war, soll die Informationen zweier BND-Agenten im Irak weitergeleitet haben. Die jüngsten Enthüllungen der 'New York Times' stoßen in der deutschen Presse auf wenig Gegenliebe:

Die AACHENER ZEITUNG schreibt dazu:

"Deshalb ist es aus Sicht der Opposition logisch, dass ein Unter- suchungsausschuss Licht in einen möglicherweise anrüchigen Vorgang, vielleicht sogar eine brisante Affäre bringen muss. Linkspartei und Grüne haben die Einberufung der schärfsten parlamentarischen Waffe bereits beschlossen. Die FDP ziert sich noch ein wenig, wird aber kommende Woche die noch fehlenden Stimmen beisteuern. Zu groß ist die Verlockung, mit der alten rot-grünen Bundesregierung abzurechnen, den Friedenskanzler Gerhard Schröder und seinen Außenminister Joschka Fischer zu demaskieren. Und zugleich den jetzigen Außenamtschef Frank-Walter Steinmeier zu beschädigen - oder gar zu stürzen."

Die NÜRNBERGER ZEITUNG kritisiert die damalige Haltung Schröders:

"Ungehindert von allen Skrupeln agierte laut «New York Times» der deutsche Verbindungsoffizier im Hauptquartier der US-Invasions- streitkräfte. Dagegen wäre ja im Prinzip überhaupt nichts zu sagen, entspricht das doch durchaus den im Nato-Bündnis üblichen Gepflogenheiten. Gar nicht kompatibel ist der Einsatz des Offiziers allerdings mit der Anti-Kriegs-Propaganda des vormaligen Bundeskanzlers Schröder."

Auch das STRAUBINGER TAGBLATT verurteilt die damalige Haltung der rot-grünen Bundesregierung:

"Mit friedenspolitischen Erklärungen im Bundestagswahlkampf auf Stimmenfang zu gehen, die USA und namentlich Präsident George W. Bush zu attackieren, insgeheim aber den Irak-Feldzug auf vielfältige Weise zu unterstützen - das kann man der abgewählten vorherigen Bundesregierung nicht durchgehen lassen. Da die meisten Fakten bekannt sind, erscheint es ausreichend, neben der Arbeit im Parlamentarischen Kontrollgremium eine Debatte im Plenum des Bundestags zu führen, Ross und Reiter zu nennen."

Die NORDSEE-ZEITUNG aus Bremerhaven kommentiert:

"Hallo, Herr Schröder, hallo, Herr Fischer, niemand zu Hause, oder warum melden Sie sich nicht? Wie kann es sein, dass Sie so sprachlos sind? Sie, die Sie einst die Medienschar vor den Kadi gezogen haben, als von vermeintlich gefärbten Haarlocken oder mit Bildern über die neuesten Liebe berichtet wurde, haben zu all den Vorwürfen, die da ein paar Schreiberlinge in New York gegen Sie ins Feld führen, nichts zu sagen? Jedes Hadern jetzt, jedes Wegducken wirkt wie ein Schuldeingeständnis auf Raten."