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Pressestimmen von Freitag, 30. Juli 2004

Helmut Schmitz29. Juli 2004

USA-Wahlkampf / Urteil-Autobahnraser / Klinsmann-Trainer

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Die Nominierung des US-Senators John Kerry zum Präsidentschafts- Kandidaten der Demokraten und die Verpflichtung von Jürgen Klinsmann zum neuen Fußball-Bundestrainer sind die Themen der Kommentare in den deutschen Tageszeitungen am Freitag. Kommentiert wird auch das Berufungsurteil im so genannten Autobahnraser-Prozess.

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU schreibt zum US-Wahlkampf:

'Der Kandidat weiß, dass er der Herausforderer eines angeschlagenen Präsidenten ist, und er vertraut darauf, dass die Zeit für ihn arbeitet. Bush muss Wähler zurückgewinnen, die ihm einmal blind gefolgt sind, bevor sie sich enttäuscht von dem Republikaner abwandten. Selbst wenn der Präsident vielen Amerikanern noch immer persönlich sympathisch ist: Die politischen Mühlsteine, mit denen Bush sich im Wahlkampf herumschleppen muss, sind enorm. Die aktuelle Lage im Irak mag nicht einmal die größte Last sein. Schwerer dürfte es Bush fallen, das Vertrauen all jener wieder herzustellen, die sich von ihrem Präsidenten getäuscht und in die Irre geführt fühlen.'

Der Bonner GENERALANZEIGER meint:

'Kerry hat es verstanden, aus der weit verbreiteten Anti-Bush-Stimmung eine Pro-Kerry-Bewegung zu machen. Wenn er die Wahl gewinnt, wird man sagen, dass Bush nur so geschlagen werden konnte: Mit moderaten Positionen in der Mitte, mit ideologischer Flexibilität und mit Pragmatismus. Wenn Kerry scheitert, wird die Partei es bedauern, nicht den polarisierenden Gegenentwurf zu Bushs Amerika mit einem linken Kandidaten gewagt zu haben.'

Mit dem Urteilsspruch im Karlsruher Autobahnraser-Prozess befasst sich DIE RHEINPFALZ aus Ludwigshafen:

'Anlass zum Nachdenken gibt nicht der Schuldspruch, sondern das Strafmaß. Kein Zweifel - Das Landgericht ist mit einem Jahr Freiheitsstrafe zur Bewährung bei jenem Maß geblieben, das bei fahrlässiger Tötung im Verkehr üblich ist. Aber ist das Übliche auch das Angemessene? Bei Drogendelikten wird hier zu Lande ungleich härter gestraft. Wohlbemerkt, wir sprechen hier nicht von Dealern. Auch wer als "normaler" Bürger mit einer größeren Menge harter Drogen zum Eigenkonsum erwischt wird, kann kaum mit Bewährung rechnen. Raser und Drängler, die das Leben anderer bedrohen, kommen ungleich milder weg.'

Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG aus München bemerkt:

'Es ist grob fahrlässig, nach jedwedem Unfall nur von "fahrlässiger" Körperverletzung und "fahrlässiger" Tötung zu reden. Wer mit rasender Geschwindigkeit dicht auf das Vorderfahrzeug auffährt und so einen Unfall verursacht, der handelt nicht fahrlässig, sondern mit bedingtem Vorsatz. Er macht sich also, wenn er tötet, nicht der fahrlässigen Tötung, sondern des Totschlags schuldig. Der Unterschied: Bei fahrlässiger Tötung liegt die Strafe bei höchstens fünf, bei Totschlag nicht unter fünf Jahren Gefängnis. Die deutschen Straßen dürfen nicht länger ein Raum bleiben, auf dem das Strafrecht nur in verdünnter Form gilt.'

Mit der endlich erfolgreichen Suche des DFB bei der Trainersuche beschäftigt sich DIE WELT aus Berlin:

'Das sind ja mal positive Signale vom Deutschen Fußball-Bund (DFB). Nach wochenlanger, dilettantischer Suche nach einem Nachfolger für Teamchef Rudi Völler präsentierte der Verband in Jürgen Klinsmann, was keine Überraschung mehr war, einen Jung-Siegfried als Bundestrainer, der vielen Fußballfreunden im Land Mut macht. Am Tag, als das Land darüber mutmaßte, er versinke nach der Absage des designierten Assistenten Holger Osieck, der kein Untertan sein wollte, im Chaos, präsentierte er sich glaubhaft zuversichtlich. Im Bewusstsein, dass er alle Macht bekommt. Das gipfelte im Satz, der ihn verfolgen wird: "Die Fans haben die große Hoffnung, dass wir Weltmeister 2006 werden - das ist auch meine Zielsetzung." Manager Oliver Bierhoff, seine rechte Hand, ließ sich von so viel Optimismus anstecken. Der Optimismus tut gut, und er sollte angenommen werden.'

Abschließend die STUTTGARTER ZEITUNG:

'Jetzt kommt Klinsmann. Alleine seine Verpflichtung ist ungewöhnlich genug für den DFB - und deutet darauf hin, dass sich der behäbige Verband jetzt vielleicht doch in Bewegung setzt. Wird er seinen Kurs jetzt tatsächlich ändern? Für eine abschließende Antwort ist es sicher noch viel zu früh. Aber dass Klinsmann eine Mehrheit im DFB fand, könnte zumindest ein Hinweis auf ein Umdenken der Entscheidungsträger sein.'