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Pressestimmen von Freitag, 3.9.2004

zusammengestellt von Barbara Zwirner2. September 2004

Geiseldrama im Kaukasus / Arbeitsmarkt

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Das ungewisse Schicksal der als Geiseln in einer Schule im Nordkaukasus gehaltenen Kinder, Eltern und Lehrer bewegt die Kommentatoren der deutschen Tagespresse. Aufmerksamkeit finden auch die neuen Arbeitslosen-Zahlen für August.

Zu den dramatischen Ereignissen um die Geiselnahme in einer Schule im Kaukasus schreibt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG:

"In der perversen Logik des Terrors haben die Geiselgangster von Beslan ihr wichtigstes Ziel bereits erreicht: Seit den Morgenstunden des 1. September geht Russland durch die Hölle. Die Angst um das Leben der Kinder in der Schule Nummer eins quält die Menschen in dem Leid erfahrenen Land mehr als jeder andere der vielen brutalen Angriffe der vergangenen Jahre. Die Terroristen haben ihr Ziel nach der Maxime gewählt, wonach Menschlichkeit immer die Schwäche des Anderen ist. Der Andere aber heißt in diesem Fall Wladimir Putin, und Schwäche hat er bisher nie gezeigt. In den fast fünf Jahren seit der Machtübernahme stand der russische Präsident vermutlich vor noch keiner schwierigeren Entscheidung. Das russische Volk erwartet von ihm, das Leben der Kinder zu retten."

Der Kölner EXPRESS bemerkt:

"Die Gesichtchen der von den tschetschenischen Terroristen nach tagelanger Geiselhaft freigelassenen Säuglinge rühren uns an. Weil durch ihre Unschuld die hässliche, brutale Fratze des Terrors, der Unmenschlichkeit deutlich wird wie nie zuvor. Babys als Schutzschilde zu allem entschlossener Männer und Frauen, Babys als Druckmittel gegenüber Regierenden, die Härte zeigen wollen um jeden Preis. Um den Preis von Kinderleben. Weltweit ein Zeichen für den Ausverkauf dessen, was den Menschen ausmacht: die Achtung vorm Leben. Unter den Terroristen sind auch Frauen. Mütter. Frauen, die anderen Müttern antun, was furchtbarer nicht sein kann: ihre Kinder wegnehmen. Sie quälen, sie zu ermorden drohen."

In der ESSLINGER ZEITUNG lesen wir:

"Die Botschaft an Russland ist klar: Keiner ist vor uns sicher, wir können jederzeit und überall zuschlagen. Doch Gewalt erzeugt Gegengewalt, Hass führt zu noch größerem Hass auf der Gegenseite. Diese schreckliche Spirale ist in Tschetschenien seit vielen Jahren in Gang und wird sich nun weiter verschärfen. Jetzt für politische Lösungen zu werben, wirkt beinahe ein wenig naiv. Allerdings gibt es dazu keine Alternative. Sonst müsste man dem weiteren Morden tatenlos zuschauen."

Ein anderes Thema: Die Arbeitslosnzahlen in Deutschland sind im August nur leicht gesunken, die Herbstbelebung ist geringer ausgefallen als erwartet.

Das Düsseldorfer HANDELSBLATT kommentiert:

"Clements Erwartung, die Hartz-Reformen würden in geraumer Zeit die Zahl der Arbeitslosen auf die Hälfte reduzieren, ist ein Luftschloss. Sie ist nicht einmal dazu angetan, die Hartz-Gespenster zu vertreiben. Denn noch stößt sich der schöne Traum des Ministers mit den harten Realitäten. Der vom Export getriebene Aufschwung geht bis jetzt am Arbeitsmarkt vorbei. Das liegt zum einen daran, dass mehr als vierzig Prozent der Exporte aus importierten Vorleistungen bestehen, die Industriekapazitäten nur zu 84 Prozent ausgelastet sind und der Konsum nicht anzieht. Selbst bei einem Wachstum von knapp zwei Prozent täte sich am Arbeitsmarkt wenig."

Das STRAUBINGER TAGBLATT/LANDSHUTER ZEITUNG ergänzt:

"Ob auf dem Arbeits- oder dem Ausbildungsmarkt: Vorerst wird der Druchbruch auf sich warten lassen. Die Hoffnung Clements, dass es im September und Oktober saisonbereinigt besser werden wird, ist nicht berechtigt. Geradezu rätselhaft ist, dass der Minister davon ausgeht, dass die Binnennachfrage steigt. Er sagt es ja selbst: Dazu muss sich das Konsumverhalten ändern. Doch dies kann Clement nicht anordnen. Die Verunsicherung der Bürger nimmt - unter anderem durch die dauernde Reformdebatte - sogar noch zu. Das heißt: Sie werden bis auf weiteres noch sparsamer sein."

Abschließend ein Blick in die BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN:

"Seit Beginn des Jahres tauchen die Teilnehmer an Trainingsmaßnahmen in der Statistik gar nicht mehr auf, was den Eindruck vermittelt, als ob der Stellenmarkt in Bewegung geriete. Doch in Wirklichkeit tut sich nichts. Genau genommen wären die Arbeitslosenzahlen im August sogar gestiegen und nicht, wie gestern verkündet, gefallen, wenn bei der Statistik keine Tricks angewandt worden wären."