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Pressestimmen von Freitag, 8. April 2005

Walter Lausch7. April 2005

Abschied vom Papst / Null-Promille für Fahranfänger

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Der lange Abschied vom Papst steht im Mittelpunkt dieses Blickes in die Kommentarspalten der Freitagsausgaben der deutschen Tageszeitungen. Die HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE ALLGMEINE aus Kassel schreibt:

"Die Welt blickt nach Rom. Und es ist nicht nur die katholische. Denn Johannes Paul II. hatte sich Respekt und Zuneigung weit über seine eigene Kirche hinaus erworben. Hunderttausende wollten in den vergangenen Tagen persönlich vom Papst Abschied nehmen, Millionen werden heute zu seiner Beisetzung nach Rom strömen, Milliarden das Ereignis am Fernsehschirm verfolgen. Die Anziehungskraft des toten Kirchenoberhaupts übertrifft noch die des lebenden. Die beispiellose Wallfahrt gilt sicher in erster Linie der einzigartigen, charismati- schen Persönlichkeit Johannes Pauls II. Die Beisetzungsfeiern mit ihrem festen Protokoll und ihrem strengen Ritual schlagen darüber- hinaus aber auch Millionen in ihren Bann, weil darin Sehnsüchte nach zuverlässigen Regeln, nach gültigen Maßstäben zum Ausdruck kommen. Als Anker im Meer der Orientierungslosigkeit ist der Papst dieser Tage bezeichnet worden. Und einen solchen Anker suchen nicht nur Katholiken."

Der BERLINER KURIER schreibt zum Testament des Papstes:

"15 Seiten. Das Testament von Johannes Paul II. Erhellend, was Papier sagen kann. Es zeichnet einen bescheidenen Papst. Von Selbstzweifeln geplagt und Rücktrittsgedanken gedrückt. Kämpfe, die er im Gebet mit sich und Gott austrug. Was gesagt werden musste, ist gesagt. Nichts, was hinzuzufügen, zu deuten wäre. Konsequent lässt er all seine Notizen verbrennen. Nur zwei Namen sind im Vermächtnis genannt. Bewohner im Herzen des Papstes. Die Anderen müssen sich fragen, wo ihr Platz war. Sein polnisches Volk wird getröstet sein, dass er es nie vergaß und an Heimkehr dachte."

Der Kommentator der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG in München macht sich Gedanken über die Menschenmassen auf dem Petersplatz:

"Es lebt die katholische Volksfrömmigkeit auf dem Petersplatz, in Rom, um Rom herum. Bei dieser Frömmigkeit endet die Trauer im fröhlichen Volksfest. So, wie jede wirklich tröstliche Beerdigung den Leichenschmaus kennt, bei dem die Hinterbliebenen bei Kaffee und Streuselkuchen sich des Verstorbenen erinnern und die witzigsten Geschichten zum Symbol des ewigen Lebens werden: Im Herzen und Gedächtnis lebt er weiter. Die Kraft dieser Frömmigkeit wird oft unterschätzt - jetzt zeigt sich: Sie kann stärker sein als jeder kluge Text, jede theologische Abhandlung. Es hat in Rom das Bild über das Wort, das Gefühl über den Gedanken gesiegt."

Auch die Medien sind auf dem Petersplatz stark vertreten. Für den NORDBAYERISCHEN KURIER aus Bayreuth passt dies zum Papst:

"Im Leben, im Sterben - immer hatte Papst Johannes Paul II. ein besonders intensives Verhältnis zu den Medien. Wie keiner seiner Vorgänger nutzte er sie, um seine Botschaften in die Welt zu tragen. Da nimmt es nicht Wunder, dass nun ein Medienansturm auf dem Petersplatz stattfindet, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Mit Duldung des Vatikans, wohlgemerkt, der damit über den Tod dieses Papstes hinaus in dessen Sinn handelt. Seinen eigenen Widerspruch, die medial verbreitete Liberalität nach außen und die streng konservative Haltung nach innen, hat der Papst bis zuletzt nicht aufgelöst."


Zum Schluss noch zwei Stimmen zu einem innenpolitischen Thema. Die Bundesregierung plant ein Alkoholverbot für Fahranfänger, das der KÖLNER STADT-ANZEIGER befürwortet:

"Die Fakten sprechen für null Promille. Fahren darf nur, wer trocken bleibt. Es wäre daher gut, wenn die Verkehrsminister der Länder die hinhaltende Diskussion aufgäben, der Initiative des Bundesverkehrs- ministers folgten und diese einfache Regel verbindlich machten. Allerdings kann eine gesetzliche Regelung allein das Problem kaum beheben. Ohne entsprechende Kontrollen, vor allem am Wochenende und in der Nähe von Diskotheken, wird sich die Vernunft kaum Bahn brechen."

Für die LÜBECKER NACHRICHTEN sind die Pläne nicht weitgehend genug:

"Das ist ja eigentlich ein guter Ansatz, den Manfred Stolpe da wählt. Um so unverständlicher, dass der Verkehrsminister auf halbem Wege stehen bleibt: Warum eigentlich qualifiziert eine zweijährigen Fahrpraxis dazu, dann doch wieder zumindest fahrlässiger mit Alkohol umgehen zu können? Also, warum nicht die 0,1-Promille-Grenze für alle?"