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Pressestimmen von Mittwoch, 1. Dezember 2004

Gerhard M Friese30. November 2004

Welt-Aids-Tag / KITA-Pisa / Diplomatische Rolle der EU

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Zum heutigen Welt-Aids-Tag machen sich viele Kommentatoren deutscher Tageszeitungen Gedanken um den Umgang mit dieser immer noch nicht heilbaren Krankheit. Andere Themen sind das schlechte Abschneiden Deutschlands bei der Betreuung von Kleinkindern und die gewachsene Rolle der Europäischen Union auf dem internationalen diplomatischen Parkett.

Seit 1988 ist der 1. Dezember Welt-Aids-Tag. Dazu schreibt die BERLINER ZEITUNG:

"Jahr für Jahr überrollt zum Aids-Tag am 1. Dezember eine Datenflut die Welt. Man weiß um die Katastrophen, die sich in Osteuropa und Asien anbahnen. Man beginnt zu begreifen, was es bedeutet, wenn die Lebenserwartung in immer mehr Ländern auf 35 Jahre sinkt. Man weiß, was zu tun wäre. Eine globale Aids-Strategie, eine wie die gegen Polio oder die Pocken, gibt es dennoch nicht... Nur der Dreiklang von Aufklärung, Vorbeugung und Behandlung kann wirklich umfassenden Erfolg bringen. Ihn zu erzeugen, ist nicht einmal im aufgeschlossenen Deutschland gelungen, die Welt ist noch viel weiter davon entfernt."

Angesicht der neuen Sorglosigkeit gerade in den Industrienationen fordert die ESSLINGER ZEITUNG:

"Aufklärung tut wieder einmal Not. Denn die heutigen Jugendlichen haben von den großen Anti-Aids-Kampagnen nicht viel mitbekommen. Dass gerade jetzt das Land die Mittel für die Aidshilfe kürzt, ist kurzsichtig. Auch deswegen gehen die Betroffenen und die Beratungsstellen am Weltaidstag auf die Straße und verteilen rote Schleifchen. Alle Jahre wieder."

Die in Berlin erscheinende Tageszeitung DIE WELT meint:

"Neben Afrika sind Ostasien, China und Osteuropa besonders betroffen. In solchen Ländern, wo Aids noch immer ein Tabuthema ist und die HIV-Infektion ein Stigma, verlieren wir die Schlacht gegen die Seuche. Um nicht auch den weltweiten Kampf gegen Aids zu verlieren, gilt es, sich auf ureigene Tugenden des Westens zu besinnen: die Unterstützung von Demokratie, individueller Verantwortung und wirtschaftlicher Entwicklung."


Eine Studie der OECD bescheinigt Deutschland nun auch Defizite in der Betreuung von Kleinkindern. Die LÜBECKER NACHRICHTEN kommentieren:

"Wenn die OECD jetzt unter anderem eine Hochschulausbildung für Erzieher anmahnt, ist das nur folgerichtig. Es holt nicht nur nach, was in Frankreich oder Skandinavien längst Praxis ist und in Deutschland ja auch schon vereinzelt anläuft, es macht auch deutlich, dass man früh ansetzen muss, wenn man halbwegs gleiche Bildungschancen garantieren will. Es geht darum, gerade auch jene Kinder zu fördern, denen es zu Hause an Förderung mangelt... Wenn eine Hochschulausbildung für Erzieher helfen kann, diese Schere zu schließen, dann rasch her damit."

Dass die Ost-Bundesländer sehr viel besser abschnitten als der Westen, freut die OSTSEE-ZEITUNG aus Rostock:

"Da darf man schon mal stolz den Kopf in den Nacken werfen. Bei allen Reserven, die es in diesem Bericht gibt. Der Osten setzt Maßstäbe in der Kinderbetreuung. Aus einer Tradition heraus, die nun wohl doch in einem anderen Licht gesehen wird. Die neuen Bundesländer haben ein weit ausgedehntes Netz von Kitas und fachlich gut ausgebildete Erzieherinnen. Das ist ein solides Fundament, auf dem frühkindliche Förderung nun inhaltlich Gestalt annehmen kann."


Das Düsseldorfer HANDELSBLATT schließlich befasst sich mit der gewachsenen Rolle der Europäischen Union:

"In der Ukraine gibt es die Aussicht auf friedliche Neuwahlen, der Iran hat zumindest vorübergehend auf die Uran-Anreicherung verzichtet - und in beiden Fällen zeigen die Europäer kaum verhohlenen Stolz. Denn es sind die EU-Regierungen, die in beiden Fällen vermittelt haben... Die Zufriedenheit ist verständlich. Allzu lange ist die so genannte 'softpower' der Europäer, die Verbindung von Diplomatie und Wirtschaftskontakten, von Amerikanern verlacht worden. Die gewachsene EU übt vor allem über ihre Wirtschaftskraft einen wachsenden Einfluss auf ihre Nachbarregionen aus. Zudem besitzen die EU-Regierungen mittlerweile das Selbstbewusstsein, dieses Gewicht einzusetzen. Dagegen leidet die US-Diplomatie unter einem Ansehensverlust durch den Irak-Krieg."