1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Pressestimmen von Mittwoch, 17. August 2005

Zusammengestellt von Gerhard M Friese16. August 2005

Das Kompetenzteam der CDU / Start des Weltjugendtages in Köln

https://p.dw.com/p/73YT

Die Präsentation des Kompetenzteams der CDU-Kanzlerkandidatin Angela Merkel und die Eröffnung des 20. Weltjugendtages der Katholischen Kirche in Köln sind die zentralen Themen der Kommentare deutscher Tageszeitungen an diesem Mittwoch.

Zum Kompetenzteam der CDU-Kanzlerkandidatin schreibt die FRANKFURTER RUNDSCHAU:

"Was hat die Union zu bieten? Vorfahrt für Arbeit! Das stammt aus einem SPD-Wahlkampf von Rudolf Scharping, hieß damals noch einfallsloser Jobs, Jobs, Jobs und das Ergebnis ist bekannt. Dabei liegen die Ideen der Konservativen auf der Straße: Innere Sicherheit. Äußere Sicherheit. Familie. Glauben. Marktwirtschaft. Mittelstand. Der Zeitgeist, den auch Merkels Mann für die Finanzen, Paul Kirchhof, kräftig anfachte, bläst der Union nicht ins Gesicht, sondern in den Rücken. So kann der Befund doch nur lauten: Sie kann mit ihren eigenen Ideen nichts mehr anfangen."

Das Hammer Blatt WESTFÄLISCHER ANZEIGER bemerkt:

"Wer braucht Angela Merkels 'Kompetenzteam'? Eigentlich niemand! Deutschland nicht weil das Team über den Wahltag hinaus keine Zukunft hat. Die Union nicht weil zentrale Persönlichkeiten aus taktischen Gründen nicht mitmachen und Kompetenz gerne teamlos heraushängen lassen. Der CSU-Chef nicht weil im Team mehr Nicht-Bayern als Bayern sitzen und dazu auch noch zwei Ostdeutsche. Und selbst CDU-Chefin Merkel braucht ihre organisierte Kompetenz nicht wirklich weil sie den Kampf am Ende doch im Wesentlichen aus eigener Kraft gewinnen muss."

Und der Berliner TAGESSPIEGEL meint:

"Merkel hat sich eine Mannschaft aus Weggefährten zusammengestellt, von denen sie annehmen darf, dass sie verlässlich sind. Solche Mit-, nicht Gegenstreiter wird sie brauchen in der Regierung. Aber es zweifelt ja außer Wundergläubigen und den zum Wunderglauben verdammten Wahlkämpfern von SPD und Grünen niemand daran, dass Merkel dieses Land regieren wird. Deshalb ist ihre Mannschaft weniger Kompetenzteam als Schattenkabinett. Deshalb ragt Merkel ganz zu Recht hervor: Auf die Kanzlerin kommt es an."

Die Berufung von Paul Kirchhof in das Team kommentiert der SCHWARZWÄLDER BOTE aus Oberndorf:

"Der ehemalige Verfassungsrichter Paul Kirchhof ist Verfechter einer Steuerreform, die es dem Bürger erlaubt, seine Steuererklärung in 20 Minuten auf einem DIN-A-4-Blatt niederzuschreiben. Das passt zu Merkels Forderung nach radikalem Neuanfang in der Fiskalpolitik - sie will ihr damit ein Gesicht geben. Weitere Coups hat ihre Truppe nicht. Alle in Merkels neuer Mannschaft mögen über Kompetenz verfügen. Aber sie muss beim Wähler, Vertrauen erweckend, auch ankommen."

Mit dem Weltjugendtag und der Rolle des Papstes beschäftigt sich die PFORZHEIMER ZEITUNG:

"Gerade Papst Benedikt XVI. hat in Köln die große Chance, für die katholische Kirche ein Zeichen zu setzen. Ob er sie nutzt? Fest steht, er muss sich als Papst und Hoffnungsträger vieler Katholiken anders präsentieren als in seiner früheren Funktion als oberster und kompromissloser Glaubenshüter des Vatikans. Bestes Beispiel: die Verhütung. Sexualität vor der Ehe gehört zur Lebenswelt der Jugend. Dies nur zu verdammen ist sicher kein Mittel, um sich als unverzichtbare Institution zu präsentieren."

Dazu lesen wir in der Rostocker OSTSEE-ZEITUNG:

"Der Pontifex aus Deutschland, der keinen Millimeter Veränderung in Fragen der katholischen Sexualmoral, des Priesterzölibats oder Ökumene mit den anderen christlichen Kirchen preisgeben wird, ist der Star nicht wegen, sondern trotz seiner Auffassungen. Die meisten jungen, modernen Pilger haben indes nichts gegen den Dreiklang von Kirche, Kölsch und Kondomen einzuwenden."

Und das Düsseldorfer HANDELSBLATT hält den Kritikern vor:

"Weil die katholische Kirche sich jung und fröhlich gibt, wirken die Kritiker griesgrämig: Sie vergessen, wie flexibel die katholische Kirche ihre Feste als Event der Lebenswelt Jugendlicher anzupassen weiß: In Köln kontrolliert kein Pfarrer, wer zu wem in den Schlafsack kriecht. Und ausgerechnet Ratzinger spottet über das Vorurteil, Christsein habe nur mit einer 'Menge von Geboten und Verboten' zu tun. Es sei einfach 'schön', ein 'Christ zu sein.'"