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Pressestimmen von Mittwoch, 2. Februar 2005

zusammengestellt von Bernhard Kuemmerling1. Februar 2005

Walter Bau Insolvenz / Fußball-Skandal

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Die Pleite beim Konzern Walter Bau und der Fußball-Wettskandal beschäftigen die Leitartikler der deutschen Tagespresse.

Das HANDELSBLATT aus Düsseldorf bemerkt zum Ende von Walter Bau:

"Die Insolvenz hat der 68-jährige Firmengründer schon selbst zu verantworten, weil er sich der Internationalisierung verschlossen, weil er die Konsolidierung seines unübersichtlichen Firmenkonglomerats verschlafen hatte. Zufrieden zurücklehnen können sich die Banker gleichwohl nicht. Viel zu lange haben sie dem Treiben Walters untätig zugesehen. Und: Noch gibt es keine Endabrechnung. Wer weiß schon, welche finanziellen Zeitbomben in den offenen Bauprojekten schlummern. Nach Philipp Holzmann verschwindet so innerhalb weniger Jahre ein zweiter Branchenriese von der Bildfläche. Vorbei sind die Zeiten, in denen Wirtschaft und Politik vereint solche Pleitekandidaten aus dem Sumpf zogen."

In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG lesen wir:

"Der Fall von Walter Bau ist auch, aber nicht an erster Stelle, der schlechten Verfassung der Branche geschuldet. Strategische Fehlentscheidungen haben das Ende der sehenswerten Aufbauleistung von Ignaz Walter eingeleitet. Zu spät und zu zögerlich hat der Unternehmensgründer auf die Krise der deutschen Bauwirtschaft reagiert. () Natürlich haben Banken über die Insolvenz von Walter mitentschieden. Doch niemand darf von den Banken verlangen, dass sie gutes Geld den schlechten Krediten hinterherwerfen sollen."

Das NEUE DEUTSCHLAND aus Berlin meint:

"Das Imperium ist pleite, der Konzern steht vor der Zerschlagung, Folgeinsolvenzen können nicht ausgeschlossen werden. Es ist die Zeit aufgerissener Augen und großer Krokodilstränen. Die flossen auch nach Schneider- und Holzmann-Debakel. Wer nicht weint, dem fallen womöglich plötzlich Schuppen von den Augen. Beispielsweise dem Oberbürgermeister von Augsburg, aber auch der zuständigen Industriegewerkschaft. Beide beklagen wortgewaltig, dass den Banken, die mit einer neuen Finanzspritze Walter Bau womöglich den Gang zum Amtsgericht erspart hätten, Arbeitsplätze und Beschäftigte schnurzpiepe sind. Bingo!"

Die BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN aus Karlsruhe meinen:

"Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber hat sicher Recht, wenn er auch mit Blick auf den Fall Holzmann staatliche Hilfen als 'Holzweg' bezeichnet. Marktwirtschaftliche Lösungen sind gefragt, mit denen trotz der Insolvenz der Obergesellschaft wesentliche Teile des Konzerns und möglichst viele Arbeitsplätze erhalten werden können. Auf dem Holzweg sind übrigens auch diejenigen, die jetzt die Banken für die Misere verantwortlich machen. Denn die Geldinstitute sind weder für die schlechten konjunkturellen Rahmenbedingungen noch für individuelle Fehler bei Walter Bau verantwortlich."

Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt/Oder bilanziert:

"Walter Bau hat wie Holzmann seinerzeit den Anschluss verschlafen und sich zu spät um eine Neuausrichtung gekümmert. Jetzt kommt die Quittung."

Themenwechsel. Zur Fußball-Betrugsaffäre heißt es in der PFORZHEIMER ZEITUNG:

"Der deutsche Fußball wird nicht auf einer Insel der Glückseligen zelebriert, er ist Teil unserer Gesellschaft, in der Habgier regiert und nicht die Moral. Warum soll da ausgerechnet der Fußball davon verschont bleiben, wo Milliarden umgesetzt und Millionen verdient werden? Schiris und Fußballer sind nur so gut, wie die Gesellschaft, aus der sie kommen. Skrupel ist ein Wort, das aus der Mode gekommen ist. Stattdessen liegt im Trend: Der Ehrliche ist der Dumme. Wie lässt sich dieser Trend umkehren? Das Zauberwort heißt Transparenz. Je durchschaubarer ein System, umso weniger Korruptionsfälle gibt's."

Abschließend ein Blick in die ESSLINGER ZEITUNG:

"Der DFB gerät in Gefahr, von dem Skandal überrollt zu werden. Soll das verschaukelte Pokalspiel und die entsprechenden Folgepartien wiederholt werden? Gerecht wäre es. Doch wie soll man dann mit den anderen unter Manipulationsverdacht stehenden Partien verfahren? Der DFB muss darüber hinaus präventiv tätig werden. Dinge wie kurzfristigere Schiedsrichter-Ansetzungen werden ebenso diskutiert wie die Installation eines Oberschiedsrichters oder Videobeweise. Und: Der Staat muss vehementer gegen die Wettmafia vorgehen und für juristische Klarheit sorgen."