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Pressestimmen von Mittwoch, 26. März 2008

Susanne Eickenfonder25. März 2008

Metzger wechselt zur CDU

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Der ehemalige Grünen-Spitzenpolitiker Oswald Metzger engagiert sich künftig in der CDU. Der 53-Jährige beantragte jetzt die Mitgliedschaft bei den Christdemokraten. Im kommenden Jahr will er für die Partei in den Bundestag einziehen. Der Parteiwechsel ist Thema der Kommentatoren der deutschen Presse.

Im NORDBAYERISCHEN KURIER lesen wir: "Metzger ist nicht irgendein verloren gegangener Grüner. Der leidenschaftliche Streiter mit wirtschaftspolitischem Realitätssinn könnte eine strategische Lücke der CDU füllen. Oswald Metzger könnte der neue Friedrich Merz der Union werden. Die CDU hat den Rückzug von Merz bis heute nicht kompensieren können. Wo ist sie, die Stimme wirtschaftspolitischer Vernunft, die der Union bei Steuern und Sozialem Profil gibt? Die Marke Metzger kann den Marktwert der CDU steigern. Doch der selbstbewusste 53-Jährige wird die Partei auch immer wieder fordern, weil er kein politisches Stromliniengeschöpf ist."

Ähnliche Gedanken hat die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg. Zitat: "Der koalitionspolitische Wandel, der das Land erfasst hat, drückt sich in der Personalie Metzger nicht unbedingt aus. Der weggemobbte grüne Querdenker ist ein brillanter, aber eigenwilliger Kopf und könnte bei der Union, wenn es gut geht, die Lücke füllen, die der eitle Friedrich Merz dort hinterlassen hat. Metzger ist, auch das sei zu seinen Gunsten angeführt, einer der ganz wenigen Politiker, die dem Populisten Lafontaine argumentativ die Stirn bieten können. Aber er läuft bei der CDU nicht überall offene Türen ein. Metzger spielt in Biberach auf Risiko, indem er die dortigen CDU-Seilschaften vor vollendete Tatsachen stellt. Diese politische Neuerwerbung ist noch längst nicht in trockenen Tüchern."

Die AUGSBURGER ALLGEMEINE schreibt: "Oswald Metzgers Entscheidung für die CDU -und gegen die FDP- ist natürlich Wasser auf die Mühlen aller Schwarz-Grün-Anhänger. Doch Metzger war immer ein Marktliberaler - und kein in der Wolle gefärbter Grüner. Deswegen ist der Wechsel nur ein kleines Symbol für schwarz-grüne Annäherung. Aber es ist eines. Darüber hinaus steht Metzgers Wechsel für einen Trend. Die Parteien und Politiker sortieren sich gerade neu. Das gut eingeübte Block-Denken ist passé. Nichts ist so beständig wie der Wechsel."

Die OSTSEE-ZEITUNG aus Rostock weist darauf hin: "Metzger könnte zugute kommen, dass schwarz-grüne Planspiele derzeit Konjunktur haben. Hamburg könnte das erste Modell auf Landesebene bringen. Und Allianzen von CDU und Grünen in Städten und Gemeinden sind keine Sensation mehr. Der schwarz-grüne Schwabe stünde wie kein anderer für das neue Polit-Modell. Und doch wäre es ein Treppenwitz, wenn der vom CDU-Vorstand gepuschte Ex-Grüne im nächsten Jahr mit seinen einstigen Parteifreunden über Schwarz-Grün im Bund mit verhandeln sollte. Wendig genug ist Metzger jedenfalls."

Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG stellt fest: "Während in Hamburg konkret über ein schwarz-grünes Regierungsbündnis verhandelt wird und auch in Hessen eine solche Konstellation noch nicht ganz vom Tisch ist, hat Oswald Metzger seine persönliche schwarz-grüne Fusion bereits vollzogen. Die Entwicklung war absehbar und bekommt nur insofern eine pikante Note, als Metzger, der Vordenker auch in Richtung Schwarz-Grün, von den Verhältnissen nun quasi eingeholt wird."

Die MAIN-POST in Würzburg spannt den Bogen zur Arbeit der Parteien: "So austauschbar wie das Spitzenpersonal sind zunehmend auch die Inhalte der Parteien. Parteien sollen und müssen aber Orientierung geben. Sachbezogene Politik muss dem nicht entgegen stehen, wenn sie denn ausreichend erklärt und begründet wird. Wenn politische Richtungswechsel aus Überzeugung geschehen und nicht nur wegen des Machterhalts, geht der Bürger sie gerne mit. Und so genießen Parteiwechsel auch dann Hochachtung, wenn sie aus Überzeugung erfolgen? und nicht nur wegen der Karriereplanung."

Abschließend noch die Meinung der LÜBECKER NACHRICHTEN: "Es ist das endgültige Ende der Bonner Republik, das wir erleben. Alte Trennungslinien zwischen Parteien verschwinden. Neue Bündnisse werden möglich. Auslöser und Leidtragende dieser Umbrüche zugleich ist die SPD. Sie hat den Spagat zwischen wirtschaftsliberaler Reformpolitik á la Hartz und traditioneller, am Ideal der Gerechtigkeit orientierter Sozialpolitik nicht gepackt."