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Pressestimmen von Montag, 07. Juni 2004

Hans Ziegler 6. Juni 2004

D-Day/ FDP-Parteitag / Reagan-Tod

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Zentrales Thema in den Kommentaren der deutschen Tagespresse sind die Gedenkfeiern zum so genannten D-Day, dem Tag der Landung alliierter Truppen in der Normandie vor 60 Jahren. Daneben findet der Bundesparteitag der FDP Beachtung. Schließlich ist auch der Tod des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan ein Kommentarthema. Zunächst zu den D-Day-Gedenkfeierlichkeiten.

DIE WELT hebt die Teilnahme von Kanzler Schröder hervor, kritisiert diesen aber gleichzeitig:

'Erstmals nahm ein deutscher Regierungschef an den Feiern zur Landung der Alliierten in der Normandie teil. Demut war Gebot. Gerhard Schröders Rede betonte den soldatischen Mut, aber auch das unendliche Leid, das zur Befreiung Europas und damit auch der Deutschen von Hitler vonnöten war. Im Leid seien alle Menschen vereint gewesen, versuchte er die Brücke zwischen Alliierten und Deutschen zu bauen. Er hob die Leistungen der Alliierten in West und Ost hervor. Doch etwas Entscheidendes fehlte: das Wort Amerika. Erlösten etwa die Franzosen Europa von Hitler? Es fehlte ein tieferer Sinn für das Wort Freiheit. Jacques Chirac, ganz Staatsmann, fand adäquate Worte. Der Nach-Nachkriegskanzler nicht.'

Ganz anders bewertet die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG die Rede Schröders:

'Es war kein leichter Auftritt für Gerhard Schröder, aber er hat ihn mit Würde absolviert. Als erster deutscher Kanzler nahm Schröder an den Feierlichkeiten zum Gedenken an die Invasion der Alliierten in der Normandie teil. Der Kanzler bekannte sich zur Verantwortung Deutschlands für die Verbrechen in der Nazi-Zeit. Schröders Satz, der Sieg der Alliierten sei kein Sieg über Deutschland, sondern für Deutschland gewesen, mag Einzelnen nicht gefallen. Richtig ist er trotzdem.'

Der Bonner GENERAL-ANZEIGER verweist auf die geschichtliche Bedeutung der diesjährigen D-Day-Feiern:

'Ein Kreis hat sich geschlossen. Zur nächsten Feier in zehn Jahren werden sich nur noch wenige Veteranen des 6. Juni 1944 in der Normandie versammeln. Die Kriegsgeneration tritt ab. Doch jener Tag hatte nicht nur die Wende des Krieges eingeleitet. Er hat Europa und die Welt als Ganzes zutiefst verändert. Und die Erfahrungen der jungen Soldaten von einst, ihr kollektives Entsetzen über diesen schrecklichsten aller Kriege, hatten daran entscheidenden Anteil. Diese Generation war es, die Brücken der Versöhnung über die vielen Millionen Gräber schlug.'

Themawechsel und zur FDP, die sich auf ihrem Bundesparteitag in Dresden für eine Reform des Gesundheitssystems aussprach. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG nimmt den Parteitag zum Anlaß, die Position von FDP-Generalsekretär Westerwelle zu beleuchten:

'Personifiziert wurde, wie schon in Bremen vor einem Jahr, diese neue FDP nicht von ihrem Vorsitzenden Westerwelle, der sich kürzlich als Clown unter Clowns fotografieren ließ. Glaubwürdigkeit gehört nicht zum Kapital des Vorsitzenden; seine vielfältigen Ambitionen als Programmatiker, Außenpolitiker und allgegenwärtiger Mitredner scheitern schon an ihrer Vielfalt.'

Auch die FRANKFURTER RUNDSCHAU sieht Westerwelle nicht im Aufwind:

'Dieses fehlende ur-liberale Misstrauen gegenüber schwer kontrollierbarer Machtfülle, dieses fehlende Gespür für die Bedrohung individueller Freiheit - all dies begründet, weshalb Westerwelles Plädoyer für die Freiheit bei den meisten Menschen zu Ratlosigkeit führt. Denn ein liberales Misstrauen gegen jede Art überbordender Kontrolle wäre die Klammer, die so unterschiedliche Forderungen wie Bürokratieabbau, vereinfachtes Steuersystem oder Ablehnung von Sicherungshaft umfassen könnte. So aber wirkt die Politik der Partei beliebig.'

Abschließend das HANDELSBLATT und dessen Kommentar zum Tod des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan:

'Wie bei Bush stieß auch bei Reagan nicht nur der Inhalt der Politik, sondern vor allem deren Stil auf Kritik. Viele Europäer empfanden es geradezu als provozierend, dass ausgerechnet ein ehemaliger Schauspieler an der Spitze der Weltmacht Entscheidungen fällte. Umso größer ist das Geschenk, dass die angeschlagene Bush-Regierung jetzt durch die späte Würdigung des Verstorbenen erhält. Weil später tatsächlich die Mauer fiel, wird Reagans Arbeit mit zunehmender zeitlicher Distanz immer positiver und teilweise gar als visionär beurteilt.'