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Pressestimmen von Montag, 26. Juni 2006

Christian Walz25. Juni 2006

Steuer-Diskussion / Triumph der DFB-Elf

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Die Diskussion über mögliche weitere Steuererhöhungen sorgt in Deutschland für Aufregung:

"Wenn ein Regierungssprecher den seltsamen Satz von sich gibt, 'ein behutsamer Einstieg' komme 'möglicherweise in Betracht', dann weiß der kluge Bürger: Die nächste Steuererhöhung steht vor der Tür", meint der Bonner GENERAL-ANZEIGER:

"Was die Politik nicht weiß: Es könnte schon bald der Moment kommen, da es den Bürgern reicht. Hier einige Euros mehr für Versicherungen, dort eine höhere Bemessungsgrenze, hier der Wegfall der Pendlerpauschale, dort keine Bauförderung mehr, hier die Zuzahlung beim Arzt, dort die Zuzahlung in der Apotheke, ab kommendem Jahr dann drei Prozentpunkte mehr Mehrwertsteuer und jetzt auch noch die Steuerfinanzierung im Gesundheitswesen. Fürwahr: Es geht aufwärts in Deutschland - mit den Belastungen für die Bürger."

Und die NEUE WESTFÄLISCHE aus Bielefeld schreibt:

"Für Kanzlerin Angela Merkel ist Deutschland ein 'Sanierungsfall', für die SPD bedeutet dies rot-grüne Leichenschändung. Die Genossen sind beleidigt und wollen mit noch mehr Steuern auch das Gesundheitswesen sanieren. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber sitzt in seinem Bremserhäuschen und will die dringend erforderliche Reform des Gesundheitswesen am liebsten verschieben. Bundestagsabgeordnete spekulieren bereits über den Bruch der Koalition und Neuwahlen."

Kein Verständnis für die Steuerdiskussion hat auch die KÖLNISCHE RUNDSCHAU:

"Jetzt die Steuern heraufzusetzen, hat mit Sanierung nichts zu tun. In das auslaufende Fass Gesundheitswesen würden nur weitere Eimer mit Wasser geschüttet, während die Löcher am Boden weiter wachsen. In der Tat wäre auch eine Steuerfinanzierung der Gesundheitskosten im Prinzip gerechter als das Abladen auf die immer schmaleren Schultern der Beitragszahler. Aber erst muss das Fass dicht sein."

Die FRANKFURTER NEUE PRESSE stellt fest:

"Da sich keine Seite traut, mit womöglich schmerzhaften Reformen vorzupreschen, verlieren sich die Koalitionäre in ermüdenden Scharmützeln. Diese gipfelten jetzt darin, dass sich SPD- Fraktionschef Struck seinen alten Kanzler Schröder zurückwünschte. Da war es schon origineller, dass 'Spiegel online' Bundestrainer Jürgen Klinsmann nun auch als Kanzler will. Das war zwar nicht ganz ernst gemeint, aber immerhin könnten die Politiker von Klinsmann lernen, dass neue Ideen und Mut zur Offensive durchaus etwas bewirken können."

Die 'BILD'-Zeitung sieht die Zukunft von Schwarz-Rot nicht gerade rosig:

"Sechs Monate haben sich Union und SPD darüber gewundert, wie gut sie eigentlich zusammenpassen. Jetzt, wo die ersten wirklichen Probleme zu lösen sind, stellen sie fest: Sie ziehen zwar am gleichen Strang, aber jeder in eine andere Richtung."



Themenwechsel. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft darf weiter vom WM-Titelgewinn im eigenen Land träumen. Der 2:0-Sieg gegen Schweden im Achtelfinale ist an diesem Montag Thema zahlreicher Zeitungskommentare:

Die STUTTGARTER ZEITUNG schreibt:

"Die Charmeoffensive Deutschland 2006 läuft auf Hochtouren, gezogen von ihrer Lokomotive namens Nationalmannschaft mit einem Zugführer namens Jürgen Klinsmann, der derzeit einfach alles richtig macht. Er hat die Fußballwelt beeindruckt, und er wird seinen Landsleuten in den vier Wochen etwas geben, worauf sie wirklich stolz sein können. Denn das Spiel dieser Elf gefällt jedem, nicht nur Menschen mit deutschem Pass."

Auch der FRÄNKISCHE TAG aus Bamberg ist voll des Lobes:

"Es ist schon bewundernswert, wie der Bundestrainer seinen unbedingten Siegeswillen auf die Spieler übertragen hat. Wie gut die deutsche Elf wirklich ist, wird sich allerdings erst gegen das Weltklasse-Ensemble aus Argentinien zeigen. Eines haben die vier WM-Siege aber schon bewirkt: Für Kanonenfutter werden die Südamerikaner die Deutschen nicht mehr halten."

Nach Ansicht der in Heidelberg erscheinenden RHEIN-NECKAR-ZEITUNG steht der Sieger der WM schon fest, nämlich Deutschland:

"Diese Weltmeisterschaft ist ein enormer Erfolg auf dem Rasen und abseits der Spielwiese. Die Klinsi-Kritiker sind verstummt, die Verzagten in der Bundesliga-Branche haben erkannt: Vieles ist möglich, wenn man den Mut zu Reformen aufbringt, den Glauben ans Gelingen hat, wenn man konsequent bleibt, Kurs hält bei Gegenwind, wenn man gewissenhaft arbeitet."

Die Wirkung dieser Tage reicht sogar noch weiter; die WM lässt Ost- und Westdeutschland zusammenwachsen, meint die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG aus Halle:

"Auf den Partymeilen dominiert Schwarz-Rot-Gold. (DDR-Flaggen mit...) Hammer und Zirkel im Ährenkranz sind nahezu gänzlich von der Bildfläche verschwunden. Das war vor kurzem noch anders. Die Faszination, die momentan von dieser jungen deutschen Fußball-Nationalmannschaft ausgeht, lässt die Identifikation mit dem vereinten Deutschland auf undramatische Art und Weise wachsen."

Zum Abschluss noch ein kurzer Blick in die HESSISCHE/ NIEDERSÄCHSISCHE ALLGEMEINE aus Kassel:

"So berauschend diese Weltmeisterschaft auch ist - das Fest hat auch problematische Seiten. So trinken die einen zu wenig, die anderen zu viel. Die Vermutung liegt nahe, dass bei den Ausschreitungen in Stuttgart zu viel Alkohol im Spiel war, der die Emotionen außer Kontrolle geraten ließ. Deshalb gilt: Herz und Hand für die Klinsmannschaft! Aber berauschen sollten uns in erster Linie deren Tore, nicht der Alkohol."