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Pressestimmen von Samstag, 07. Mai 2005

Eleonore Uhlich6. Mai 2005

Wahlausgang in Großbritannien / Gedenken an das Kriegsende vor 60 Jahren

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Die deutschen Tageszeitungen beschäftigen sich an diesem Sonnabend mit der Unterhauswahl in Großbritannien sowie mit dem Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 60 Jahren.

Zum Wahlsieg der Labour-Partei schreibt die THÜRINGER ALLGEMEINE:

"Obwohl ihn viele als Lügner bezeichnen, gaben die Briten Tony Blair erneut ihr Vertrauen. Pragmatisch entschieden sie sich für die Partei, die ihnen in den vergangenen Jahren den Wohlstand sicherte. Während in Deutschland die Rekordarbeitslosigkeit 12,5 Prozent erreichte, sank sie in Großbritannien mit nur 2,7 Prozent auf den niedrigsten Stand der letzten 30 Jahre. Um mehr als drei Mal übertrifft das Wirtschaftswachstum die deutschen Erwartungen in diesem Jahr. Mit einem solchen Resultat im Rücken hätte wohl auch Schröder für den Irak-Krieg das Blaue vom Himmel lügen können, ohne die nächste Wahl fürchten zu müssen", vermutet die THÜRINGER ALLGEMEINE aus Erfurt.

Das MINDENER TAGEBLATTT fügt an:

"Auch wenn davon immer noch manches der grundlegenden Sanierungsarbeit Margaret Thatchers zu danken ist - in einer so kommoden Situation wechselt man ungern die Pferde. Erst recht, wenn sich die anbietende konservative Alternative nach wie vor eher als Bild des Jammers denn als potenzieller Bessermacher darstellt. Die Tories kommen einfach nicht aus dem Tief, und das hat viel mit wenig überzeugendem politischem Personal zu tun..."

Die Berliner Tageszeitung TAZ urteilt:

"Mit einem Wahlergebnis wie diesem hätte das Parlament weder den Irakkrieg noch Studiengebühren gebilligt. Schon überlegen Labour-Linke, wie sie sich organisieren sollen, um eine dauerhafte informelle Blockadefraktion aufzustellen. Eine landesweit geeinte Opposition gegen Blair gibt es auch nach dieser Wahl nicht. Aber es gibt jetzt für jeden mehr Möglichkeiten, Opposition auszudrücken", befindet die TAZ.

Die Kommentare zum Gedenken an das Kriegsende vor 60 Jahren drehen sich um die Frage, ob es sich beim 8. Mai 1945 um einen Tag der Befreiung oder des Zusammenbruchs Deutschlands handelt.

Die STUTTGARTER NACHRICHTEN halten dazu fest: "Um den 8. Mai haben wir lange einen Bogen gemacht. Wie damit umzugehen sei, wussten wir nicht: Kapitulation oder Befreiung, Trauer, Freude, Neuanfang? Jeder verband mit diesem Tag ganz persönliche Gefühle. Inzwischen sind die Nachgeborenen in der Mehrheit. Sie empfinden nicht, sie bilden sich ein Urteil. Der Rückblick auf den 8. Mai soll ihnen helfen."

Die OSTTHÜRINGER ZEITUNG aus Gera meint:

"Es war natürlich beides, zuerst, ganz zuerst aber ein Tag der Befreiung. Befreit wurden Deutschland, Europa und die Welt von dem Horror nationalsozialistischer Gewaltherrschaft, die solche schrecklichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt hatte, wie sie in ihren Dimensionen und ihrer Grausamkeit noch nie geschehen waren. Befreit wurden aber auch all diejenigen, die nicht in Opposition zum Hitler-Faschismus standen ... Befreit nämlich von der ... Illusion, dass die Deutschen etwas Besonderes seien und die Welt beherrschen könnten, wenn sie nur wollten."

Die RHEINPFALZ aus Ludwigshafen resümiert:

"Dass aus all dem nach der deutschen Kapitulation Frieden und Freiheit, Demokratie und Wohlstand, deutsche und europäische Einheit gewachsen sind, grenzt an ein Wunder. Doch es geschah unter tatkräftiger Mithilfe der Kriegsgegner von einst... Der 8. Mai bleibt auch 60 Jahre nach Kriegsende ein Tag der Trauer um die Kriegstoten und die Opfer des Rassenwahns, ein Tag dankbarer Demut gegenüber der Versöhnungsbereitschaft der Kriegsgegner."

Der MANNHEIMER MORGEN verweist auf den Aspekt der Erinnerung und warnt:

"Eines aber darf nicht passieren: Dass der Zweite Weltkrieg und die Todeslager der Nazis in Vergessenheit geraten. Allein deshalb ist das Gedenken so wichtig: weil sich Geschichte nicht wiederholen darf. Die Bilder des Grauens sollen ruhig wehtun, denn sie schärfen den Blick für die kleinen Hitlers, für das Unrecht und die geschundene Menschenwürde", unterstreicht der MANNHEIMER MORGEN.

Die AACHENER ZEITUNG notiert:

"Und auch Jahrzehnte später wissen wir, dass Gesellschaften anfällig sind für Komplott-Ideen... Ob totalitäre Regime oder scheinbar religiöse Fanatiker: Sie alle agieren in Vorurteilsfabriken. Fangen wir also hier an, wenn wir über Frieden, Toleranz, Respekt reden", fordert die AACHENER ZEITUNG, mit der wir diese Presseschau beenden.