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Pressestimmen von Samstag, 20. September 2003

Sigrid Klinge19. September 2003

Dreier-Gipfel in Berlin / Ackermann vor Gericht / Weltkindertag

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Die Kommentatoren deutscher Tageszeitungen befassen sich an diesem Samstag vor allem mit dem heutigen deutsch-französisch-britischen Gipfel in Berlin und mit der Zulassung der Verfahrens gegen den Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Josef Ackermann, im Zusammenhang mit der Mannesmann-Affäre. Einen breiten Raum nimmt zudem der Weltkindertag ein.

Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG schreibt zum Berliner Dreier-Gipfel:

"Tatsächlich ist die Außenpolitik in Europa selten so konfus und widersprüchlich gewesen wie in den letzten Monaten. Wenn sich an diesem Samstag die großen Drei - Jacques Chirac, Gerhard Schröder und Tony Blair - in Berlin treffen, dann können sie erst einmal auf ihrem Summenzettel eine beeindruckende Zahl von Negativa addieren: Zunächst werden viele kleinere EU-Partner irritiert sein, dass sich ein Machtkartell außerhalb der wohl etablierten Konsultations-Runden zusammentut, obwohl gerade ein Schröder oder ein Chirac den Wert gemeinsamer Außenpolitik so gerne preisen."

Die STUTTGARTER ZEITUNG meint:

"Die Regierungschefs baten einen Kollegen nicht hinzu, der sich im Irakkonflikt ganz besonders hervorgetan hat und dessen Anwesenheit sich geradezu aufdrängt. Spaniens Regierungschef José María Aznar bleibt in Berlin außen vor. Dass dies den spanischen Premier schmerzt, steht außer Frage. ...Aznar muss sich nun fragen lassen, ob sich gelohnt hat, die beiden EU-Partner Spaniens derart zu verprellen. Schröder und Chirac allerdings sollten sich fragen, ob es sinnvoll ist, den fünftwichtigsten EU-Staat zu missachten."

Themenwechsel: In der Mannesmann-Affäre hat das Landgericht Düsseldorf die Anklage gegen den Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Josef Ackermann, zugelassen.

DIE WELT kommentiert:

"Mit Aufnahme des Verfahrens im Fall der Millionen-Abfindungen für Mannesmann-Manager steht die Bundesrepublik vor einem der spektakulärsten Wirtschaftsverfahren ihrer Geschichte. Das Gericht setzt in der Person von Josef Ackermann den Chef der einzigen deutschen Bank mit Weltniveau auf die Anklagebank. ... Erstmals soll darüber entschieden werden, ob und unter welchen Umständen Abfindungszahlungen in Millionenhöhe strafrechtlich relevant sind. Ein solcher Ansatz ist in der breiten Öffentlichkeit hier zu Lande populär. Doch für den Standort wäre es ein schwerer Rückschlag, wenn international übliche Zahlungen just im krisengeschüttelten Deutschland unter Strafe stünden. So drängt sich der Verdacht auf, dass das Gericht aus provinzieller Sicht handelt."

Die WESTDEUTSCHE ZEITUNG aus Düsseldorf bemerkt:

"Der goldene Handschlag für Esser und Co sei der Dank dafür, dass diese sich ihren Sinneswandel im Übernahmekampf hätten abkaufen lassen, sagen die Ankläger. Monateland hat das Gericht geprüft, ob die dafür vorgelegten Beweise dies belegen. Leicht wird es sich die Sache nicht gemacht haben. Denn schon die Zulassung der Anklage hat weit reichende Folgen : Wenn etwa Josef Ackermann demnächst zwei Mal die Woche auf der Gerichtsbank Platz nehmen muss, so heißt das auch : Die Führung der Deutschen Bank wird zum Teilzeitjob. Da hilft sie ihm nur begrenzt - die weiterhin geltende Unschuldsvermutung."

Abschließend zum Weltkindertag:

Der BERLINER KURIER schreibt:

"Heute ist Weltkindertag. Denken wir also einen Moment über unsere Kinder nach. Nicht etwa, was wir an diesem Tag mit ihnen unternehmen. Denken wir über Zahlen nach. Jedes Jahr sterben 3500 Kinder in den Industrieländern durch Gewalt und Vernachlässigung. In Deutschland sterben jede Woche zwei Kinder an Misshandlungen.... Heute ist Weltkindertag, denken wir darüber nach, was wir für die Zukunft unserer Kinder tun können. Wie wir die Welt für sie sicherer, schöner und bunter machen können."

Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Cottbus betont:

"Alljährlich kehren sie wieder: die vollmundigen Erklärungen von Politikern, die Kindern mehr Rechte zugestehen wollen. In diesem Jahr ist es Bundesfamilienministerin Renate Schmidt, die den Kindern in Deutschland mehr Mitsprache und Mitentscheidung verspricht. Dazu werde es im kommenden Jahr einen 'Nationalen Aktionsplan für eine kindgerechte Welt' geben. Doch was nutzt es, in einem Aktionsplan die Entwicklung angemessener Lebensbedingungen für Kinder festzuschreiben, wenn die Grundlagen dafür fehlen?"