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Pressestimmen zum Bostoner Parteitag der US-Demokraten

30. Juli 2004

Die US-Presse ist sich einig: Der demokratische Präsidentschaftskandidat Kerry hat es versäumt, ein klares Statements zum Irak-Konflikt oder zu Wirtschaftsfragen zu treffen. Eine Presseschau.

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Siegessicher, aber ohne klare Ansage: John KerryBild: AP


Der demokratische Präsidentschaftskandidat Kerry habe in seiner letzten Rede auf dem Parteitag in Boston die Chance verpasst, den Amerikanern klare Ansagen hinsichtlich des Irak-Konfliktes und der US-Wirtschaft zu geben – das ist der Grundtenor der führenden US-Zeitungen am Freitag (30.7.).

In den Bereichen 'Wirtschaft' und 'Nationale Sicherheit' habe "Kerry eine wichtige Gelegenheit für klare Aussagen verpasst", heißt es in der Washington Post, die den Senator aus Massachusetts dafür kritisierte, dass er der "bedeutenden Frage, ob er als Präsident in den Irakkrieg gezogen wäre" auswich. "Er hätte noch einmal seinen Willen zur Demokratie im Irak bekräftigen können, statt dessen versuchte er den Eindruck zu erwecken, dass er den Problemen dort ein schnelles und friedliches Ende setzen kann." Ferner entbehrten seine "Versprechen, die Auslagerung von Arbeitsplätzen und die Abhängigkeit vom Öl aus dem Nahen Osten zu stoppen" jeder Realisierbarkeit. "Letztlich hat Kerry den Parteitag genutzt, sich selbst der Öffentlichkeit zu präsentieren", urteilt die Washington Post, "aber er hat es nicht geschafft, die Führungsstärke zu präsentieren, die die Nation derzeit braucht."

In diesem Punkt hagelt es auch Kritik vom Wall Street Journal, das fragt, was passieren wird, wenn die USA Stärke und Führungskraft benötigten: "Was immer man von Bush halten mag, die Amerikaner wissen um seinen Willen, die Nationale Sicherheit mit aller Macht zu verteidigen." An der Realität vorbei gehe ferner Kerrys Behauptung, das 'Alte Europa' wieder hinter die US-Interessen zu bringen: "Er vermittelt den Eindruck, er könne die Franzosen und die Deutschen wieder auf unsere Seite holen, aber er ignoriert schlichtweg die verschiedenen strategischen Interessen: Die Franzosen wollen mehr Macht für die UNO und in Europa herrscht die Strategie vor, islamistischen Terror zu befrieden anstatt ihn zu bekämpfen."

Auch das Wall Street Journal vertritt die Meinung, dass der viertägige Parteitag vor allem der Publicity der Kandidaten diente: "Das Problem ist, dass Kerry Boston verlässt, ohne bei den Wählern eine klare Vorstellung hinterlassen zu haben, was die Nation in den beiden bedeutendsten Bereichen, nämlich hinsichtlich des Kriegs gegen den Internationalen Terrorismus und des Irak-Problems von ihm zu erwarten hat." Die Zeitung urteilt: "Von daher war seine Programmatik der von Bush sehr ähnlich." Die Zeitung begrüßte jedoch seine Bekräftigungen, sich für die Nationale Sicherheit einzusetzen, "aber die wirkliche Frage ist, welche Lösungsvorschläge Kerry sowohl für die Stabilisierung des Irak als auch für die Konfrontation mit der Islamischen Welt präsentieren wird."

Die New York Times hingegen stellt der Kritik an Kerrys vagen Äußerungen entgegen, dass er seinen "Job gut gemacht habe": Er konzentriere sich auf "eine stärkere Verteidigung der Nationalen Sicherheit, eine Reform der Geheimdienste, auf eine Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen und eine Eindämmung von Nuklearwaffen". "Zusammen mit seiner Rückbesinnung auf Internationale Allianzen zur Lösung globaler Probleme sind dies die Grundpfeiler seiner Pläne für ein sicheres Amerika." Aber, und hier schließt sich die New York Times den vorherrschenden Pressestimmen an, "Kerry hat keine klare Vorstellung von der Zukunft des Irak präsentiert. Die Wähler hätten sich von ihm das Eingeständnis gewünscht, dass seine Unterstützung damals im Kongress für Bushs Irakkrieg ein Fehler gewesen ist. Doch das bekamen sie von ihm nicht zu hören und das ist eine Schande."