1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Pressestimmen zur Flutkatastrophe

Zusammengestellt von Thomas Bärthlein30. Dezember 2004

In der indischen Presse überwiegen selbstkritische Stimmen in den Tagen nach dem Desaster.

https://p.dw.com/p/63qi

Der "Indian Express" und die "Times of India" berichten beide darüber, dass die indische Bürokratie Warnungen vor der Flut verschleppt habe. Der “Indian Express” spricht sich für ein Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean nach dem Vorbild des Pazifiks aus:

"Die jüngste Tragödie hat gezeigt, dass Autarkie mitunter der schnellste Weg zur Selbstzerstörung ist. Wir sind mit Recht stolz auf unseren Schatz an wissenschaftlichen Talenten, aber wenn das zu einer Festungsmentalität führt oder dazu, dass wir darauf verzichten, von enormen technologischen und meteorologischen Fortschritten zu profitieren – dann nützt uns das überhaupt nichts. Zwei Mal ist Indien nun schon in den beiden letzten Jahrzehnten Opfer seiner eigenen Ignoranz geworden. 1987 hatten wir keine Ahnung von El Nino und zahlten einen hohen Preis dafür, dass wir auf die beispiellose Dürre nicht vorbereitet waren. Während die USA mindestens sechs Monate vorher vom massiven Auftreten El Ninos wussten, konnten wir nur verdutzt in den grausamen blauen Himmel starren, der das Ausbleiben des Monsuns verhieß. Am Sonntag haben wir diese Lektion noch einmal von vorne gelernt.“

Die "Jakarta Post" befasst sich mit der Frage, was ein gemeinsames Vorwarnsystem Indonesien genutzt hätte, und kommt zu dem Schluss:

"Ein Frühwarnsystem hätte Leben in Indien, Malaysia, den Malediven, Sri Lanka und Thailand retten können, wohin die Tsunami Welle 60 bis 90 Minuten brauchte, bevor sie die Küsten zerstörte. Für Indonesien war das Beben von Sonntag einfach zu mächtig und die Flutwelle kam zu schnell, um vorher zu handeln. Eine Lektion, die uns dieses Desaster lehrt, ist dass die Anrainerstaaten des Indischen Ozeans kooperieren und ein gemeinsames Frühwarnsystem nach dem Modell des pazifischen Ozeans installieren müssen. Sollte ein massives Beben auf den Malediven geschehen, ob nun morgen oder in 700 Jahren – wir in Indonesien würden gerne rechtzeitig davon erfahren und die Gelegenheit haben, uns vorzubereiten, beispielsweise indem wir die Menschen an den Küsten evakuieren.“

Das Beben schweißt die Völker enger zusammen - auch in der nach Unabhängigkeit strebenden Provinz Aceh, meint die indonesische Tageszeitung "KOMPAS":

"Das Beben löst Aktionen und Reaktionen aus, es erzeugt treue Freunde und es bringt die Menschheit dazu, zusammenzurücken und sich die Hände zu reichen. Alle betroffenen Länder benötigen unsere Aufmerksamkeit und unsere Solidarität. Dennoch erwacht gerade für die Indonesier in der Provinz Aceh eine Verpflichtung zur Solidarität, für das gemeinsame Schicksal, für die gemeinsame indonesische Geschichte. Es entsteht das Bedürfnis und das Gefühl, als ein einiges indonesische Volk zu handeln.“

"Seid freundlich im Angesicht der Katastrophe" – das raten PR-Spezialisten den Hotelbetreibern in Thailand, berichtet die "Bangkok Post". Im Detail sehen die Hinweise der Unternehmensberater mit Blick auf die Zukunft des Tourismus so aus:

"Abgesehen von Thais sind viele Opfer internationale Touristen aus allen Ecken der Welt. Deren Video-Aufzeichnungen der Katastrophe werden immer wieder vorgeführt werden. Und sobald all die betroffenen internationalen Touristen in ihre Heimat zurückkehren, werden sie ihre Geschichte immer wieder allen Bekannten erzählen. Wenn sich die Gäste auf die Rückreise machen, könnten etwa wohlwollende Briefe der Hotelleitung dazu beitragen, dass sie trotz allem einen positiven Eindruck vom Service des Hotels während ihrer Tortur in Thailand mit nach Hause nehmen. Die Katastrophe vom Sonntag bedeutet, dass 200.000 Jobs in der Tourismusbranche in allen betroffenen Provinzen gefährdet sind. Die Arbeitgeber sollten daher möglichst schnell ihre Angestellten über ihre Pläne für einen Neuaufbau des Geschäfts informieren, um deren Ungewissheit und Sorgen zu besänftigen.“