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Privileg der Rückständigkeit

Das Interview führte Ingo Mannteufel7. Mai 2003

Über das Programm "Elektronisches Russland 2002-2010" und die Bedeutung von E-Government in Russland sprach DW-WORLD mit Zeren Zerenow, Abteilungsleiter im russischen Ministerium für Wirtschaftsentwicklung und Handel.

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Frage: Was ist unter dem Programm "Elektronisches Russland 2002-2010" zu verstehen.

Zerenow:

Bei diesem Programm geht es darum, Informationstechnologien im gesamten Bereich des öffentlichen Lebens, der Staatsverwaltung und in der sozialen Sphäre einzuführen. Und dieses Programm setzt sich zum Ziel, den Staat effizienter zu machen, ihn in einen Dienstleistungsstaat für Bürger, Gesellschaft und Wirtschaft zu verwandeln. Dementsprechend wird auch die Wettbewerbsfähigkeit des Landes gesteigert.

Frage: Die russische Verwaltung hat nicht gerade einen guten Ruf. Korruption und Inkompetenz werden ihr von Kritikern vorgeworfen. Wie könnte da E-Government in Russland helfen?

Zerenow:

Es ist notwendig, dass jeder Beamter bis 2008-2010 seine exakt beschriebene Zuständigkeiten und Funktionen hat, die auf den Internetseiten der Regierung allgemein zugänglich sein werden. Wir sammeln einerseits Informationen über die Bürger wie beispielsweise Steuererklärungen. Damit wird dem Staat ermöglicht, gut zu regieren. Gleichzeitig müssen wir im Gegenzug das Ziel verfolgen, dass die Bürger mehr über ihre Beamten wissen. Gerade diese exakte Beschreibung ist ein Ziel der Verwaltungsreform und dementsprechend des E-Governments.

Frage: Für das Programm "Elektronisches Russland" gibt es zwar allein in diesem Jahr einen Etat über 50 Millionen US-Dollar, doch Russland wird es schwer haben, die Rückständigkeit bei der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien im internationalen Vergleich aufzuholen.

Zerenow:

Wir haben für die Informations- und Kommunikationstechnologien noch nicht soviel Geld wie andere Staaten ausgegeben. Wir sehen aber, dass sie Geldmittel unüberlegt verwendet haben - ohne Koordination und Methode. In verschiedenen Ländern ist es gegenwärtig ziemlich schwierig, verschiedene Projekte und dementsprechend viele Datenbanken aufeinander abzustimmen. In Russland hat man noch nicht so viel dafür ausgegeben. Und wir können diese großen Investitionen jetzt vermeiden, wenn wir von Anfang an alle Handlungen koordinieren. Für Russland könnte ein ernsthafter Vorteil gerade darin bestehen, dass wir in der Entwicklung zurückliegen. Gerade dies könnte sich als ein Pluspunkt erweisen.