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Pro: Was nützen uns Freiheitsrechte im Jenseits?

30. Dezember 2009

Nach dem gescheiterten Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug ist die Diskussion um den Einsatz von Körperscannern in Deutschland neu entbrannt. Matthias von Hellfeld ist klar für die Geräte.

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Themenbild Pro und Contra
Bild: DW

Wenn es noch eines Beweises bedurft hat, dass die Sicherheitskontrollen an Flughäfen verschärft werden müssen, dann der vereitelte Anschlag auf Flug 253 von Delta Air Lines am 1. Weihnachtstag. Die Kontrollen vor Reiseantritt mögen kompetent und manchmal auch martialisch wirken. In Wahrheit aber sind sie inkompetent und lasch, stecken voller Fehler und werden von Menschen durchgeführt, die dazu nicht in der Lage sind. US-Präsident Barack Obama hat Fehler der Kontrolleure ausgemacht, die "katastrophale Sicherheitslücken verursachen, die nicht akzeptabel sind."

Die Kontrollmaßnahmen müssen schon allein deshalb kontinuierlich verschärft werden, weil Terroristen sich ebenso kontinuierlich neue Wege ausdenken, Sprengmittel an Bord eines Flugzeuges zu schmuggeln. Die sicherste Methode, ihnen den Weg zu versperren, scheint derzeit der Körperscanner zu sein. Das Geschrei gegen diese angeblich schamverletzende Methode der Körperdurchleuchtung ist scheinheilig. Denn erstens liefern die modernen Körperscanner stark verpixelte Bilder, die allzu intime Körperdetails unkenntlich machen. Und zweitens ist der momentane Zustand nicht weniger scham- und ehrverletzend.

Wer je auf Socken, ohne Gürtel und mit rutschender Hose auf dem kalten Boden eines Flughafens mühsam versucht hat, vor den Augen Tausender Mitreisender die Fassung zu wahren, wird sich nach einer Methode sehnen, bei der er nicht der Willkür schlecht bezahlter Sicherheitsleute ausgeliefert ist. Zudem ist das Abtasten durch wildfremde Menschen keineswegs heimeliger als der Gang durch einen Körperscanner, an dessen Ende eine Art Röntgenbild von einem einzelnen Sicherheitsbeamten in Augenschein genommen wird.

Scharfe Kontrollen am Boden und Einschränkungen der individuellen Freiheiten an Bord sind kein zu hoher Preis für unsere Sicherheit. Was nützen uns uneingeschränkte Freiheitsrechte im Jenseits, in das uns ein Terrorist gebombt hat, nachdem er ausgiebig über unsere intellektuelle Debatte rund um das Thema Sicherheit gelacht hat?

Autor: Matthias von Hellfeld

Redaktion: Dеnnis Stutе