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Problemfall Mario Götze

28. Februar 2017

Der WM-Held von Rio leidet an einer Stoffwechselstörung und wird Borussia Dortmund auf unbestimmte Zeit fehlen. Wieder ein Tiefpunkt in der Karriere Mario Götzes, der einst als größtes Talent des deutschen Fußballs galt.

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Göte auf der BVB-Bank. Foto: dpa-pa
Bild: picture alliance/dpa/I. Fassbender

Ein Augenblick für die Ewigkeit. Der ist Mario Götze unbestritten gelungen. Mit seinem Siegtreffer zum 1:0 gegen Argentinien in der 113. Minute des WM-Finals 2014 in Rio de Janeiro schrieb Götze Fußball-Geschichte. Der Matchwinner wurde zum Helden. Legendär auch die Worte, die Bundestrainer Joachim Löw ihm damals mit auf den Weg gab, als er ihn in der 88. Minute einwechselte: "Zeige der ganzen Welt, dass du besser bist als Messi und dieses Spiel entscheiden kannst!" Und jetzt? Niemand wird Götze heute mehr mit Messi vergleichen. Und Spiele entscheiden kann er vorerst auch nicht mehr.

Keine kurzfristige Angelegenheit

Götzes Sternstunde: Das Siegtor im WM-Finale 2014 gegen Argentinien. Foto: Imago
Götzes Sternstunde: Das Siegtor im WM-Finale 2014 gegen ArgentinienBild: Imago

Der 24-jährige Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund leidet nach Angaben seines Vereins an einer Stoffwechselstörung, die auch die Ursache für Götzes häufige Muskelverletzungen sein soll. In bisher 22 Bundesliga-Spielen dieser Saison hatte der Nationalspieler nur neun Mal in der Startelf gestanden, zweimal war er eingewechselt worden. "Das wird keine kurzfristige Angelegenheit", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zur Erkrankung des Spielers. Götze wurde auf unbestimmte Zeit aus dem Training genommen. "Ich befinde mich gerade in Behandlung und setze alles daran, so schnell wie möglich wieder in das Training einsteigen und meiner Mannschaft dabei helfen zu können, unsere gemeinsamen Ziele zu erreichen", ließ Götze verlauten. Der Verein bat eindringlich darum, auf Ferndiagnosen und Spekulationen zu verzichten: "Wir wünschen im Wissen um das besondere Interesse an Mario Götze, dass die Privatsphäre dieses jungen Menschen respektiert und geachtet wird."

"Der weiße Brasilianer"

An Rückschlägen mangelt es nicht in der Karriere des WM-Helden, der einst als größtes Talent des deutschen Fußballs gehandelt wurde. Bereits mit 17 Jahren gab Götze im November 2009 sein Bundesliga-Debüt für den BVB. Ein Jahr später trug der Mittelfeldspieler erstmals das Nationaltrikot. Die Medien feierten ihn wegen seiner technischen Kabinettstückchen als "Götzinho" oder auch "weißen Brasilianer". Zweimal in Serie - 2011 und 2012 - wurde Götze mit den von Jürgen Klopp trainierten Dortmundern Deutscher Meister. Doch schon das Double 2012 erlebte er meist nur von der Bank aus. Wegen einer Schambeinentzündung fehlte Götze über weite Strecken der Saison.

Zornige BVB-Fans

Götze auf der Bayern-Auswechselbank. Foto: dpa-pa
Glücklos bei den BayernBild: picture-alliance/dpa/J. Güttler

Götzes Wechsel ein Jahr später für 37 Millionen Euro zum FC Bayern München sorgte für einen "Shitstorm" im Internet. Der Publikumsliebling wurde zum Buhmann. Dass der Transfer ausgerechnet einen Tag vor dem Champions-League-Halbfinale des BVB gegen Real Madrid bekannt wurde, fachte den Zorn der BVB-Fans zusätzlich an. Drei Spielzeiten verdiente Götze sein Geld bei den Bayern, richtig glücklich wirkte er an der Isar jedoch nie. Immer wieder stoppten ihn Verletzungen. Häufig musste Götze aber auch die Ersatzbank drücken. "Vom größten Talent des deutschen Fußballs zu einem der verschwenderischsten Talente", beschrieb die "Süddeutsche Zeitung" damals den Werdegang des Jungstars.

Rückkehr in die Heimat

Selbst der Lichtmoment des WM-Finals 2014 sorgte nicht dafür, dass Götze den großen Durchbruch bei den Bayern schaffte. Der Held von Rio hatte bei Startrainer Pep Guardiola einen schweren Stand. Auch die anderen Verantwortlichen des FC Bayern verloren schließlich das Vertrauen in Götze und legten ihm den Weggang nahe. Mitte 2016 wählte er den "sicher nicht leichten Weg zurück in die Heimat Dortmund", wie Götze damals auf Facebook an die BVB-Fans schrieb. Er wolle "alle Menschen, gerade auch die, die mich nicht mit offenen Armen empfangen" durch Leistungen überzeugen. "Es ist mein Ziel, wieder meinen besten Fußball zu spielen." Ein gutes halbes Jahr später geht es für Mario Götze nun darum, überhaupt wieder Fußball spielen zu können.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter