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ProSiebenSat.1-Übernahme durch Springer geplatzt

1. Februar 2006

Der Axel-Springer-Verlag verzichtet auf die Übernahme der Münchner Senderfamilie ProSiebenSat.1. Die Risiken seien in der Summe zu hoch gewesen.

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Der Axel-Springer-Sitz in BerlinBild: Picture-Alliance/Agentur

Es wären "auf Grund der zahlreichen wirtschaftlichen und juristischen Unsicherheiten eines möglichen Klageweges oder eines möglichen Ministererlaubnisverfahrens für alle Beteiligten unzumutbare Risiken entstanden", begründete der Verlag in einer Mitteilung seinen Schritt.

Damit verzichtet Europas größtes Zeitungshaus ("Bild", "Welt") auf eine Klage oder eine Sondererlaubnis des Bundeswirtschaftsministers, um das umstrittene Vorhaben doch noch durchzusetzen.

Das Ende der Pläne sei "nach intensiver Prüfung und sorgfältiger Abwägung" mit den ProSiebenSat.1-Besitzern, einer Investoren-Gruppe um den US-Milliardär Haim Saban, abgestimmt worden, hieß es weiter.

Der Verlag reagierte damit auf die Untersagung der Übernahme durch das Bundeskartellamt vom 23. Januar, nach der lediglich der Klageweg oder der Antrag auf eine Ministererlaubnis als letzte Möglichkeiten zur Umsetzung des Vorhabens geblieben wären.

Reaktionen

Der TV-Konzern ProSiebenSat.1 hat das Scheitern der Übernahme durch den Springer-Verlag bedauert. "Die Transaktion wäre eine gute Lösung für die ProSiebenSat.1-Gruppe gewesen", sagte Konzern-Chef Guillaume de Posch in München. Das Unternehmen sei aber gut positioniert. "Wir werden die Gruppe aus eigener Kraft weiterentwickeln und uns weiterhin auf unser operatives Geschäft konzentrieren." Ziel sei es, das Kerngeschäft Fernsehen weiter zu stärken, die Umsätze noch stärker zu diversifizieren sowie "die Gruppe für die digitale Zukunft aufzustellen".

ProSiebenSat.1-Großaktionär Haim Saban wollte sich alle Optionen offen halten. "Wir sind enttäuscht, dass das Axel-Springer-Geschäft keine Zustimmung fand, aber wir bleiben überaus zufrieden mit der Entwicklung von ProSiebenSat.1 und mit unserem Investment", teilte der US-Investor in Los Angeles mit. Ein Sprecher lehnte jede Stellungnahme zu einem Bericht ab, Saban habe bereits Gespräche mit dem französischen Sender TF1 und der skandinavischen SBS Broadcasting eingeleitet.

Sabans Investorengruppe hatte die Mehrheit an Deutschlands größtem Fernsehkonzern 2003 vom Insolvenzverwalter der Kirch-Gruppe übernommen. Die Gruppe hält 88 Prozent der entscheidenden Stammaktien, die restlichen 12 Prozent gehören Springer.

Kartellamts hatte abgelehnt

Das Bundeskartellamt hatte den beabsichtigten Erwerb der ProSiebenSat.1 Media AG am 23. Januar untersagt. Springer hatte daraufhin zunächst angekündigt, die ihr zur Verfügung stehenden Rechtsmittel und Optionen zu prüfen.

Der Verlag hatte die Übernahmepläne Anfang August 2005 bekannt gegeben. Für die TV-Familie um die Sender ProSieben, Sat.1 und N24 sollten die Investoren um Saban knapp 2,5 Milliarden Euro erhalten.

Nunmehr gebe es keinerlei Zahlungsverpflichtungen, sagte eine Springer-Sprecherin. Auch das öffentliche Übernahmeangebot an die ProSiebenSat.1-Aktionäre werde nicht vollzogen.

Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums wollte Springers Entscheidung nicht kommentieren. Das Ministerium habe sich mit dem Fall noch nicht befasst, weil der Verlag keinen Antrag auf Ministererlaubnis gestellt habe. (kas)