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Protest gegen höhere Studiengebühren

10. Dezember 2010

Das britische Unterhaus hat beschlossen, die Obergrenze für Studiengebühren zu verdreifachen - ungeachtet der Proteste von Tausenden von Schülern und Studierenden. Die griffen auch das Auto von Prinz Charles an.

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Charles und Camilla sichtlich erschreckt im Fond ihres Wagens(Foto: AP)
Auch am Fahrzeug von Prinz Charles und seiner Frau Camilla entlud sich der Zorn der StudentenBild: AP

Wer in Großbritannien studiert, muss sich auf höhere Gebühren gefasst machen. Die Hochschulen des Landes können ihre Studiengebühren auf das Dreifache erhöhen. Das britische Unterhaus beschloss am Donnerstag (09.12.2010) mit knapper Mehrheit, dass die Universitäten künftig bis zu 9000 Pfund (10.700 Euro) pro Jahr verlangen dürfen.

Schwankende Liberaldemokraten

Polizisten zu Pferd mit Schlagstöcken gehen auf Demonstranten zu (Foto: dpa)
Mit Gewalt ging die Polizei gegen Protestierende vorBild: AP

Die Gebührenerhöhung ist Teil der Sparpläne, mit denen die Regierung das Haushaltsdefizit senken will. Wie umstritten die Erhöhung ist, zeigt das relativ knappe Abstimmungsergebnis. Die konservativ-liberale Regierung hat im Unterhaus 84 Stimmen mehr als die Opposition. Trotzdem gab es nur 323 Ja-Stimmen, 302 Abgeordnete stimmten dagegen. Der Grund dafür war, dass sich die Liberaldemokraten im Koalitionsvertrag vorbehalten hatten, sich der Stimme enthalten zu dürfen.

Die Liberaldemokraten hatten vor der Wahl im Mai höhere Studiengebühren strikt abgelehnt. Der stellvertretende Regierungschef Nick Clegg hatte vor der Wahl sogar eine Zusage unterzeichnet, dass er sich Studiengebühren-Erhöhungen widersetzen würde. Nun unterstützte er aber die Sparpläne. Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit sei das "die bestmögliche Wahl", sagte er dem Rundfunksender BBC.

Unmut über den Thronfolger

Gegen die Entscheidung des britischen Parlaments demonstrierten am Donnerstag in London tausende Schüler und Studierende. Die Demonstration verlief weitgehend friedlich. In einigen Teilen der Stadt kam es allerdings zu Ausschreitungen. Im Londoner Regierungsviertel wurden Steine geworfen, Gebäude beschädigt und Scheiben eingeschlagen. Dabei kam es auch zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, bei denen mehrere Menschen verletzt wurden. Die Polizei nahm einige Demonstranten fest. Auch im Einkaufsviertel des West Ends wurden Schaufenster zertrümmert und der Weihnachtsbaum auf dem Trafalgar Square angezündet.

Auch der britische Thronfolger Prinz Charles und seine Ehefrau Camilla wurde Ziel der Proteste. Beide waren am späten Donnerstagnachmittag in ihrer Limousine auf dem Weg zu einer Theatervorstellung im London Palladium, als sie in der Regent Street von den Demonstranten bemerkt wurden. Ihr Wagen wurde mit Farbbeuteln beworfen, eine Scheibe wurde beschädigt. Beide blieben aber unverletzt, teilte einer Sprecherin des Paares mit. Premierminister David Cameron verurteilte den Angriff auf das Auto von Prinz Charles.

Autor: Dirk Eckert (dapd, dpa)

Redaktion: Stephan Stickelmann