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Proteste gegen neuen Namen für Uni

Waslat Hasrat-Nazimi11. Oktober 2012

Seit Wochen protestieren Kabuler Studenten gegen die Neubenennung der Pädagogischen Hochschule nach einem früheren Warlord. Es zeigt sich: Die junge Generation will die Fehden der Vergangenheit überwinden.

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Umbenennung der Education University in Kabul, Afghanistan nach Burhanuddin Rabbani (Foto: DW)
Bild: DW

Mit einem grünen Schal haben sie das neue Straßenschild vor der pädagogischen Hochschule (Kabul Education University) abgedeckt. Aber über dem Eingang ist der neue Name groß und breit zu lesen: "Märtyrer für den Frieden Professor Burhanuddin Rabbani Hochschule".

Anlässlich des ersten Todestags Rabbanis am 20. September hatte Präsident Hamid Karsai die Umbenennung verkündet. Seitdem protestieren die Studierenden. Kate Clark vom "Afghan Analysts Network" erklärt, warum dies bei den Studenten auf Protest gestoßen ist: "Präsident Karsai hat diese Maßnahme eigenmächtig beschlossen, so dass Dozenten und Studierende völlig überrascht waren. Karsai geht es darum, mit der Ehrung Rabbanis dessen politische Anhängerschaft zufriedenzustellen, aber dafür hätte er sich keinen schlechteren Platz aussuchen können", kritisiert Clark.

Die Universität sei ein symbolischer Schauplatz für den Bürgerkrieg der 90er Jahre, sagt Kate Clark. Auch Rabbanis Truppen hatten damals die Hochschule unter Beschuss genommen, sie war ein Stützpunkt von Kämpfern der Hasara-Volksgruppe.

Burhanuddin Rabbani im Mai 2011 (Foto: picture alliance/dpa)
Burhanuddin Rabbani im Mai 2011Bild: picture alliance/dpa

Studenten gegen Politisierung ihrer Uni

Die meisten Studenten seien gegen eine Einmischung der Politik in das Bildungswesen, sagt Mohammadyar Yar, einer der Anführer der Proteste. "Vor wenigen Wochen noch hat Präsident Karsai den Studenten gesagt, dass die Universität kein Ort für die Politik sei. Aber leider hat er mit seiner Entscheidung selbst ethnische und politische Konflikte inmitten der Universität entfacht", beklagt der Studentenvertreter.

Der Tadschike Rabbani war ein Anführer der Mudschahidin gegen die Sowjets und einer der führenden Warlords im anschließenden Bürgerkrieg. Während der Talibanherrschaft war er politischer Führer der oppositionellen Nordallianz, nach dem Sturz der Taliban hatte er kurzfristig das Präsidentenamt inne. Bei einem Anschlag im vergangenen Jahr wurde er in seinem hoch gesicherten Haus getötet, er war Beauftragter Karsais für Verhandlungen mit den Taliban. Die einen verehren ihn als Helden, der sich für den Friedensprozess in Afghanistan eingesetzt hat und dabei als Märtyrer gestorben ist, die anderen verachten ihn für seine blutige Vergangenheit im Bürgerkrieg.

Jenseits der alten Gräben

Vor einigen Tagen gab es erste gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen den Studenten und Befürwortern Rabbanis. Etwa 20 Studenten wurden am Montag (08.10.2012) von der Polizei verhaftet, kamen aber später wieder frei. Darunter auch Mohammadyar Yar, er sagt, es sei gleichgültig welcher Ethnie der Namensgeber angehört: "Hier protestieren nicht nur Paschtunen, sondern auch Tadschiken und Hasara."

Namensschild "Märtyrer für den Frieden Professor Burhanuddin Rabbani Hochschule“ (Foto: DW)
Die Studenten wollen nicht in der „Märtyrer für den Frieden Professor Burhanuddin Rabbani Hochschule“ studieren.Bild: DW

Der Student Naqibullah sagt, die Forderungen der Studenten seien ganz einfach: "Wir wollen nur, dass dieses Schild abgenommen wird und die Universität wieder ihren alten Namen bekommt." Ein weiterer Demonstrant, Zabiullah, ist nur genervt von der überflüssigen Kontroverse: "Der Name hätte erst gar nicht geändert werden sollen. Jetzt wo er geändert wurde, muss die Sicherheit von der Regierung gewährleistet werden, damit wir in Ruhe lernen können."

Kate Clark vom "Afghan Analysts Network" hält es für bemerkenswert, "dass die Studierenden diesen ganzen ethnischen Gifteimer nicht aufgerührt haben. Sie sagen: 'Wir sind hier eine akademische Einrichtung. Wir respektieren Rabbani und sein Andenken, aber wir wollen neutral bleiben.'" Die Demonstrationen hätten deutlich gemacht, so Kate Clark, dass die neue junge Generation in Afghanistan durchaus national gesinnt sei, aber die alten ethnischen Zerwürfnisse hinter sich lassen will.