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Prozess gegen den Hundewächter von Abu Ghoreib

Daniel Scheschkewitz, Washington DC22. Mai 2006

Der Prozess gegen den früheren Abu-Ghoreib-Wächter Santos Cardona hat begonnen. Er ist angeklagt, Hunde auf Häftlinge angesetzt zu haben. Erstmals sollen hohe Offiziere aussagen.

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Abu-Ghoreib-Gefängnis in BagdadBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Die Bilder der durch zähnefletschende Hunde attackierten Häftlinge waren neben anderen zum Inbegriff der von US–Militärs durchgeführten Misshandlungen geworden. Der Stabsfeldwebel Santos Cardono ist seit Montag (22.5.2006) unter anderem angeklagt, zwei Häftlinge mit Hunden misshandelt zu haben. Wenn er von den US-Militärrichtern in Fort Meade im US-Bundesstaat Maryland für schuldig erklärt würde, könnte ihm das eine Höchstrafe von 16 Jahren Gefägnis einbringen.

Cardona ist nicht der erste amerikanische Abu-Ghoreib-Wächter, der sich wegen dieses Vorwurfes vor Gericht verantworten muss. US-Sergeant Michael Smith wurde im vergangenen Monat zu lediglich sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Auch er hatte die Gefangenen mit Hunden in Angst und Schrecken versetzt.

Erstmals sagen hochrangige Offiziere aus

Das Gerichtsverfahren gegen Cardona, der auf mehreren der berüchtigten Abu-Ghoreib–Fotos zu sehen ist, unterscheidet sich jedoch in einem wichtigen Punkt: Zum ersten Mal soll mit Jeffrey Miller ein ranghoher General in einem der Militärgerichtsverfahren zum Abu-Ghoreib-Skandal aussagen. Miller wurde im Jahr 2003 von Verteidigungsminister Rumsfeld von der US-Militärbasis in Guantanamo nach Bagdad geschickt, um seine Erfahrungen als Leiter des US-Militärgefängnisses auf Kuba für die Gefangenenverhöre im Irak einzubringen. Alfred McCoy, Autor eines vor kurzem veröffentlichten Buches über die psychologische Foltertaktik der CIA beschreibt Millers Rolle so: General Miller habe die psychologischen Verhörmethoden der CIA, die auf temporäre Sinnesberaubung abzielten, in Guantanamo perfektioniert, indem er ihnen eine kulturpsychologische Komponente hinzufügte. "In diesem Falle die Angst vor sexueller Demütigung und Geschlechteridentität und die Angst vor Hunden."

Wie in allen bisherigen Abu-Ghoreib-Verfahren werden die Verteidiger Cardonas zu beweisen versuchen, dass ihr Mandant nicht aus Sadismus, sondern auf Anordnung von Vorgesetzten handelte. In diesem Fall könnte die Vernehmung des Generals von entscheidender Bedeutung sein. Die Mitverantwortung der militärischen Kommandoschiene zu beweisen, dürfte jedoch auch in diesem Fall schwierig sein. Im US-Militär gibt es nämlich die Vorschrift, wonach ungesetzliche oder unerlaubte Befehle, von den Befehlsempfängern nicht nur ignoriert, sondern sogar gemeldet werden müssen.