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Prozess gegen Massenmörder Breivik hat in Oslo begonnen

16. April 2012

Dass er 77 Menschen kaltblütig tötete, hat Anders Behring Breivik bereits gestanden. Von diesem Montag an muss er sich vor Gericht verantworten. Schicken ihn die Richter ins Gefängnis oder in eine psychiatrische Anstalt?

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Angeklagter Breivik mit Polizist im Gerichtssall von Oslo (Foto: rtr)
Bild: Reuters

Knapp neun Monate nach den Anschlägen von Oslo und Utøya hat der Prozess gegen den geständigen Attentäter Anders Behring Breivik begonnen. Der 33-jährige Rechtsextremist steckte im Gerichtssaal zum Gruß seinen rechten Arm mit geballter Faust. Er erkenne die norwegische Gerichte nicht an, sagte Breivik zum Prozessauftakt. Sie hätten ihr Mandat von Parteien erhalten, die den Multikulturalismus förderten.

Laut Anklage beging er "ein sehr ernstes Verbrechen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß in der heutigen Zeit". In dem auf zehn Wochen angesetzten Verfahren in der norwegischen Hauptstadt wird es vor allem darum gehen, ob Breivik zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig war und damit wegen "Terrorakten" zu der in Norwegen geltenden Höchststrafe von 21 Jahren verurteilt werden kann.

Norwegen: Prozess gegen Breivik

Zurechnungsfähig oder nicht?

Kurz vor Prozessbeginn hatte ein neues psychiatrisches Gutachten den Angeklagten als voll zurechnungsfähig eingestuft. In einem ersten Gutachten war Breivik hingegen wegen "paranoider Schizophrenie" für unzurechnungsfähig erklärt worden. Folgen die zwei Berufs- und drei Laienrichter dieser ersten Einschätzung, würde Breivik in eine geschlossene psychiatrische Klinik eingewiesen. Dies wäre für ihn "schlimmer als der Tod", hatte Breivik erklärt. Deshalb sehen sich seine Verteidiger gezwungen, dafür zu plädieren, dass das Gericht den 33-Jährigen für zurechnungsfähig hält.

Breivik hat die Verantwortung für die zwei Attentate am 22. Juli vergangenen Jahres bereits übernommen. Im Osloer Regierungsviertel zündete er zunächst eine aus Kunstdünger gebaute 950 Kilogramm schwere Autobombe. Acht Menschen starben, mehrere hundert wurden verletzt. Anschließend erschoss er auf der Insel Utøya in einem Feriencamp der Sozialdemokraten gezielt 69 Menschen, vor allem Teenager.

"Nicht schuldig" trotz Geständnis

Breivik hat sich schon zu Beginn des Prozesses für "nicht schuldig" erklärt. Bereits in früheren Anhörungen hatte er deutlich gemacht, dass er seine Taten nicht als Verbrechen verstehe. Sie seien "grausam, aber notwendig" gewesen, um die Aufmerksamkeit auf seinen Kampf gegen die "muslimische Invasion" nach Europa zu lenken.

Es dürfte der größte Prozess in der Geschichte Norwegens werden. Das Gericht will rund 150 Zeugen anhören. In 17 Gerichtssälen im gesamten Land werden die Geschehnisse live übertragen - für die vielen Angehörigen und Hinterbliebenen, die im Osloer Gericht keinen Platz finden.

wa/kle/as (afp, dpa, dapd)