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Psychologisch billiger

Alexander Kudascheff17. Januar 2007

Die EU verändert sich - und man gelegentlich den Eindruck, kaum jemand bemerkt es, nicht mal die EU selbst.

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Der Beitritt Rumäniens und Bulgariens verlief ungewöhnlich verschämt. Dabei zeigt der Beitritt doch - trotz aller Europaskepsis und - Müdigkeit, wie ungebrochen attraktiv die EU ist. Das gilt noch mehr für den Club des Euro. Er ist inzwischen auf 13 Mitglieder gewachsen. Slowenien ist als erstes Land der ost-, mittel- und südeuropäischen Beitrittsländer reif genug gewesen, den Euro einzuführen. Es hat alle strengen Kriterien erfüllt und hat nun allen Grund stolz zu sein, auf das was das kleine Land mit seinen zwei Millionen Bewohnern in den letzten Jahren geleistet hat. Schließlich ist es ja nicht mal 15 Jahre her, dass Slowenien noch Teil Jugoslawiens war. Für die Eurozone war der Beitritt Sloweniens übrigens ökonomisch von bestenfalls marginaler Bedeutung, für das Land selbst war es ein Schritt von epochaler Bedeutung. Und deswegen war es vernünftig, dass die deutsche Ratspräsidentin in Ljubljana zur feierlichen Zeremonie war - und neben ihr noch acht weitere Ministerpräsidenten - aus der Slowakei wie aus Italien, aus Belgien wie aus Luxemburg. Es zeigte den Slowenen, dass sie sich Achtung erworben haben.

Dritte Währung in 15 Jahren


Die Slowenen selbst waren stolz auf diesen Tag. Sie hatten aber - und das ist ja schon eine europäische Tradition- auch ihre Schwierigkeiten. Zum einen ist der Euro die dritte Währung in nur 15 Jahren, mit denen sie umgehen und rechnen können müssen. Erst der Dinar, dann der Tolar und jetzt der Euro. Und dann der Umwechselkurs: Rund 240 Tolar sind ein Euro - da muss man viel hin und her rechnen. Immerhin: Psychologisch wird alles billiger, was natürlich nicht stimmt.

In Ljubljana konnte man in diesen Tagen beobachten, wie vorsichtig die Menschen das Geld nutzen. Verkäufer und Kunden schauten lange auf jede einzelne Münze - zu unvertraut waren sie. Überall bildeten sich Schlangen, aber die Slowenen blieben ruhig und gelassen. Schließlich wusste selbst der nervöseste Hintermann, dass er mit dem Geld auch nicht besser klar kam. Und ganz selbstverständlich gab es Klagen über den Euro als Teuro. In Restaurants und Cafés konnte man das erleben. Ein Espresso kostete plötzlich 20 Prozent mehr - und wie die Cafébesitzer ganz geradeheraus sagten: Ein Euro lässt sich besser rechnen, korrekt, aber wären 80 cent gewesen. So ist mit dem Euro auch eine gemeinsame europäische Erfahrung in Slowenien angekommen, die die Berliner und Brüsseler ja schon hinter sich haben. Vor genau fünf Jahren, als die Pizza plötzlich in Euro so teuer wurde wie in Mark oder Franken.

Angekommen


Die Slowenen gehören jetzt zum inneren Kreis der EU. Das wird auch dadurch deutlich, dass die deutsche Ratspräsidentin Merkel bei jeder Gelegenheit sagt: Wir stehen nicht allein, wenn wir die Geschäfte der EU führen. Wir schauen auf die nächsten ein und halb Jahre und arbeiten zusammen - mit Portugal, die nach den Deutschen kommen und mit den Slowenen, die im ersten Halbjahr 2008 das Sagen haben werden. Slowenien ist angekommen - in Europa.