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Pushback ist "Unwort des Jahres 2021"

12. Januar 2022

"Pushback" steht für das Zurückdrängen von Geflüchteten. Der Begriff verschleiere einen Verstoß gegen das Grundrecht auf Asyl, so die Unwort-Jury.

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Belarussische Grenzpolizisten stehen an der Grenze zu Polen Geflüchteten gegenüber
Belarussische Grenzpolizisten stehen an der Grenze zu Polen Geflüchteten gegenüberBild: Leonid Shcheglov/BelTA/AP/picture alliance

Der aus dem Englischen stammende Begriff Pushback wurde zum "Unwort des Jahres 2021" gewählt. Es ist, wie auch schon im vergangenen Jahr, ein Begriff aus dem Bereich der Migrationspolitik. Er beschreibt das Zurückdrängen oder Zurückweisen von Geflüchteten an den Landesgrenzen. Mit dem Begriff werde ein menschenfeindlicher Prozess beschönigt, begründete eine Jury ihre Wahl.

Außerdem wurden zwei weitere Worte als Unwörter hervorgehoben. Den zweiten Platz belegt der Begriff "Sprachpolizei", mit dem Menschen bezeichnet werden, die sich für eine gendergerechte, diskriminierungsfreie Sprache einsetzen. Platz drei geht nicht an ein einzelnes Wort, sondern an Vergleiche mit dem Nationalsozialismus, die von Impfgegnerinnen, Impfgegnern oder den sogenannten "Querdenkern" verwendet werden. Darunter fallen Begriffe wie "Impfnazi" oder "Ermächtigungsgesetz" als Synonym für das Infektionsschutzgesetz. Solche Ausdrücke würden den Nationalsozialismus verharmlosen und die Opfer der NS-Diktatur verhöhnen. 

Bürgerinnen und Bürger konnten Vorschläge einreichen

Rund 1300 Einsendungen hat die Jury der sprachkritischen Aktion gesichtet, die das "Unwort des Jahres" wählt. Bis zum 31.12.2021 konnten alle Bürgerinnen und Bürger Vorschläge einreichen. Ein Großteil der Begriffe drehte sich um die Corona-Pandemie, die uns seit zwei Jahren begleitet und für Spannungen in der Gesellschaft sorgt. 

Die Jury setzt sich zusammen aus vier Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftlern, einer Journalistin und einem jährlich wechselnden Mitglied aus der Kultur- und Medienbranche. In diesem Jahr wurde das Unwort des Jahres erstmals in Marburg bekanntgegeben, da die Germanistin und Jury-Sprecherin Constanze Spieß an der hiesigen Universität lehrt. Die sprachkritische Aktion ist an keine Institution gebunden. Alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich.

"Rückführungspatenschaften" war eines der beiden Unwörter 2020

Mit der Wahl des Unworts soll für Sprache sensibilisiert werden. Anwärter für das Unwort des Jahres sind Begriffe, die gegen das Prinzip der Menschenwürde oder die Prinzipien der Demokratie verstoßen. Hinzu kommen Wörter, die einzelne Menschen oder gesellschaftliche Gruppen diskriminieren, die zynisch sind, in die Irre führen oder verschleiern, was sich eigentlich hinter einem Begriff bewirkt. Manche Wörter sind positiv aufgeladen, also euphemistisch, obwohl sie im Grunde etwas Negatives ausdrücken.

Ein Beispiel dafür ist der Begriff "Rückführungspatenschaften", der 2020 zu einem von zwei Unwörtern des Jahres gewählt wurde ("Corona-Diktatur" war das zweite). Die EU-Kommission nutzte das Wort für eine Maßnahme in der europäischen Migrationspolitik: Mitgliedsstaaten, die keine geflüchteten Menschen aufnehmen wollen, deren Asylanträge bereits in anderen Ländern abgelehnt wurden, sollen sich um die Abschiebung kümmern.

rey/pg (dpa, kna, afp)