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Putins politischer Schatten: Dmitrij Medwedew

28. Februar 2008

Dmitrij Medwedew gilt schon heute als sicherer Sieger der Präsidentschaftswahlen in Russland am 2. März. Er genießt die volle Unterstützung des Kreml. Doch das strahlende Bild des idealen Kandidaten hat auch Kratzer.

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Aussichtsreichster PräsidentschafskandidatBild: AP

Wer die Webseite des Präsidentschaftskandidaten Dmitrij Medwedew (www.medvedev2008.ru) besucht, sieht einen freundlichen, jungenhaften Politiker, der es versteht, sich in ein gutes Licht zu setzen. Auf mehr als 250 Fotos präsentiert sich Medwedew hier: Konzentriert bei der Arbeit, zu Besuch in Krankenhäusern und Schulen, privat mit seiner Frau Svetlana beim Weihnachtsgottesdienst, und immer wieder an der Seite des amtierenden Präsidenten Wladimir Putin.

Weiter auf Putins Kurs

In welche politische Richtung er das Land als Präsident führen möchte, daran lässt Dmitirij Medwedew keinen Zweifel. Bereits im Dezember 2007, bei seiner Nominierung als Präsidentschaftskandidat, betonte Medwedew: „Ich empfinde es als Notwendigkeit, die Kontinuität des Kurses zu sichern, dem unser Land die vergangenen acht Jahre gefolgt ist und den unser Land auch für die kommenden Jahre gewählt hat. Es ist der Kurs von Präsident Putin."

Dmitrij Medwedew gilt als Vertrauter von Wladimir Putin und genießt dessen volle Unterstützung. Die beiden Politiker kennen sich bereits seit Beginn der 90er Jahre von ihrer gemeinsamen Tätigkeit in St. Petersburg. Es war Putin, der Medwedew 1999 nach Moskau holte. Hier leitete der studierte Jurist Putins Präsidentschaftswahlkampf. Die nächsten Karriereschritte ließen nicht lange auf sich warten: Dmitrij Medwedew wurde Aufsichtsratsvorsitzender beim Energiekonzern Gasprom, Stabschef im Kreml und schließlich, im November 2005, erster Vize-Premier der russischen Regierung. In dieser Funktion kümmert er sich in erster Linie um prestigeträchtige Projekte wie Wohnungsbau, Gesundheits- und Bildungswesen sowie Landwirtschaft – Bereiche, die vom Staat finanziell besonders gefördert werden, um die soziale Lage der Bevölkerung zu verbessern.

Lorbeeren für den Kandidaten

Die Erfahrungen, die Medwedew bei dieser Tätigkeit gesammelt hat, empfehlen ihn für höhere Aufgaben. Darin sind sich regierungstreue Politiker einig – allen voran sein Mentor, Wladimir Putin. „Dmitrij Anatoljewitsch Medwedew ist ein absolut ehrlicher und anständiger Mensch. Er hat in vielen wichtigen Bereichen gearbeitet, die nicht einfach sind“, betonte Putin bereits im Dezember 2007. „Ich kann mit voller Verantwortung sagen, dass die wichtigsten Prioritäten von Dmitrij Medwedew die Interessen des Staates und seiner Bürger sind.“

„Medwedew ist ein Profi und, was für mich sehr wichtig ist, er ist ein enger Berater Wladimir Putins“, lobt auch Sergej Mironow, Vorsitzender des russischen Föderationsrates und Chef der regierungsfreundlichen Partei „Gerechtes Russland“.

Wo bleibt der demokratische Wettbewerb?

Doch hat der Putin-Protegé Medwedew tatsächlich nur positive Eigenschaften? Das strahlende Bild des idealen Kandidaten hat einen Kratzer: Denn dass Medwedew tatsächlich am 2. März die Wahl gewinnen wird, scheint festzustehen. Seine Gegenkandidaten nimmt man nur am Rande zur Kenntnis. Ein echter demokratischer Wettbewerb findet kaum statt.

Aus dem Ausland verfolgen Beobachter die Entwicklung in Russland mit Unbehagen. Gewiss, viele kennen Dimitrij Medwedew bereits, er gilt als liberal und soll keine Kontakte zu Geheimdienstkreisen haben. Der deutsche Bundestagsabgeordnete und FDP-Politiker Harald Leibrecht spricht aus, woher dieses Unbehagen kommt: „Es wird auf jeden Fall keine demokratische Wahl sein. Aber unter den gegebenen Umständen wird Medwedew sicherlich der akzeptabelste Kandidat sein. Wir müssen wohl oder übel im Moment damit leben.”

Dmitrij Medwedew dominiert schon heute die Berichterstattung in den russischen Medien – als Vize-Premier, als Präsidentschaftskandidat, und in Zukunft, daran zweifelt kaum jemand, als Präsident der Russischen Föderation.

Britta Kleymann