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Die Entscheidung ist gefallen

6. Juli 2011

Die Entscheidung ist gefallen: Pyeongchang wird die Olympischen Winterspiele 2018 ausrichten. Die Südkoreaner konnten die IOC-Mitglieder bereits im ersten Wahlgang überzeugen. Münchens Wintertraum ist damit zerplatzt.

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Bild: dapd

Nur Blech statt Gold: München ist mit seiner Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2018 gescheitert. Die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) entschieden sich bei ihrer Wahl des Gastgebers für das südkoreanische Pyeongchang. Im Milliardenpoker um Olympische Spiele fiel Deutschland damit schon zum vierten Mal seit den Sommerspielen 1972 durch. Gastgeber München hat damit die historische Chance verpasst, als erste Stadt nach den Sommerspielen auch Winterspiele auszurichten. Es ist aber nicht auszuschließen, dass die Stadt für 2022 einen erneuten Anlauf unternimmt.

Eindeutige Entscheidung

Überzeugendes Konzept: mit Pyeongchang werden zum dritten Mal Winterspiele in Asien ausgetragen. EPA/NIC BOTHMA
Überzeugendes Konzept: mit Pyeongchang werden zum dritten Mal Winterspiele in Asien ausgetragenBild: picture alliance/dpa

Es war 17.18 Uhr im Kongresszentrum der südafrikanischen Stadt Durban, als IOC-Präsident Jacques Rogge das Votum von 95 wahlberechtigten Mitgliedern bekannt gab. Von ihnen stimmten 63 für Pyeongchang, 25 für München und 7 für Annecy. Pyeongchang hatte mehrfach betont, es habe nach seinen zwei Niederlagen (2010/Vancouver und 2014/Sotchi) alle Wünsche des IOC erfüllt und indirekt die Loyalität der Mitglieder eingefordert.

Der dritte Kandidat, das französische Annecy, war von Beginn an nur Außenseiter im Dreikampf um die Spiele in gut sechseinhalb Jahren gewesen. Die Olympischen Winterspiele 2018 sollen vom 9. bis 25. Februar stattfinden, gefolgt von den Paralympics (9. bis 18. März).

Viele erfolglose Versuche

Vor und nach den Sommerspielen 1972 in München hatten sich auch Garmisch-Partenkirchen (Winter 1960), Berchtesgaden (Winter 1992), Berlin (Sommer 2000) und Leipzig (2012) bemüht. Neben München 1972 hatten bislang nur Garmisch-Partenkirchen (Winter 1936) und Berlin (Sommer 1936) Olympische Spiele in Deutschland ausgerichtet.

Um das vor Monaten noch schier Unmögliche möglich zu machen, hatte "München 2018" wenige Stunden vor der Wahl noch einmal alle Register gezogen. Bei der Schlusspräsentation gab es deutliche Worte, große Gefühle, bewegende Bilder sowie eine charmante und leidenschaftlich argumentierende Katarina Witt. "Es war eine wundervolle Präsentation, sehr emotional und enthusiastisch. Besser kann man es nicht machen. Wir wissen, dass wir hier das Blatt wenden müssen, und ich bin sehr optimistisch, dass wir alles getan haben, damit das am Ende auch gelingt", sagte der ebenfalls beteiligte Bundespräsident Christian Wulff nach der 45-minütigen Aufführung. Das Happy-End blieb aus.

"Neue Horizonte" hat überzeugt

IOC-Präsident Jaques Rogge (l.) und Bundestpräsident Christian Wulff (r.) bei der Übergabe der Münchener Bewerbung in Durban. Foto:Themba Hadebe/AP/dapd
IOC-Präsident Rogge (l.) und Bundestpräsident Wulff (r.)Bild: AP

München hatte im Endspurt alles getan, aber das Blatt war nicht mehr zu wenden. Auch die deutlichen Worte von Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds und IOC-Vizepräsident, halfen nicht. "Es geht nicht darum, wie oft sich jemand beworben hat", betonte er mit einem Seitenhieb auf die zwei gescheiterten Bewerbungen von Pyeongchang. München 2018 werde die "olympische Marke vergolden", versicherte Bach, doch seine Vision von einem "Festival der Freundschaft" fand im IOC nicht so viele Befürworter wie das Versprechen von "Neuen Horizonten", das Pyeongchang dem IOC gegeben hatte.

Einen faden Beigeschmack rief und ruft allerdings der Umstand hervor, dass Pyeongchangs Unterstützer Samsung auch ein Hauptsponsor des IOC ist. Die Spiele in Pyeongchang werden die dritten Winterspiele in Asien sein. Zuvor war zweimal Japan Gastgeber gewesen, 1972 in Sapporo und 1998 in Nagano. Südkorea empfängt die Jugend der Welt zum zweiten Mal nach 1988. Damals war die Hauptstadt Seoul Schauplatz der Sommerspiele. Inklusive der Sommerspiele 1964 in Tokio und 2008 in Peking geht die Flagge mit den fünf Ringen zum fünften Mal nach Asien - ein weitgehend unerschlossener Wintersport-Markt, mit dem Pyeongchang in der Bewerbungsphase mehr oder weniger offen geworben hatte.

33 Millionen Euro teure Bewerbung

Und München? Oberbürgermeister Christian Ude hat die Frage nach eine erneuten Kandidatur im Falle einer Niederlage immer von sich geschoben, eine Wiederholung der Bemühungen aber auch nicht ausgeschlossen. Ude selbst wäre dann nicht mehr im Amt, 2014 muss sich der 65-Jährige aus Altersgründen zurückziehen. Zunächst aber wird die bayerische Landeshauptstadt ihre Wunden lecken müssen. 33 Millionen Euro kostete die Bewerbung, am Ende fehlten aber immer noch etwa 6,5 Millionen Euro aus der Privatwirtschaft. Die Lücke wird wohl die öffentliche Hand schließen müssen.

Autorin: Sarah Faupel (mit sid/dpa)
Redaktion: Stefan Nestler