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Rätselraten um Abdel-Samad

27. November 2013

Das zwischenzeitliche Verschwinden des deutsch-ägyptischen Publizisten Abdel-Samad in Kairo gibt Rätsel auf. Nach Angaben der Polizei wurde er nicht entführt.

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Der Publizist Hamed Abdel-Samad (Foto:dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Aus Sicherheitskreisen in Kairo hieß nach einem Bericht der Presseagentur dpa zu dem mysteriösen Verschwinden des islamkritischen Autors Hamed Abdel-Samad: "Es war keine Entführung. Er war einfach nur verschwunden." Der deutsche Staatsbürger war am vergangenen Sonntag in der ägyptischen Hauptstadt verschwunden, nachdem er am Telefon berichtet hatte, er fühle sich verfolgt.

Am Dienstagabend tauchte Abdel-Samad wieder auf und begab sich zur deutschen Botschaft in Kairo. Bislang hat er sich nicht persönlich zu dem Vorfall geäußert. Abdel-Samad war in Ägypten nach Morddrohungen islamischer Extremisten meist mit einem Leibwächter des Innenministeriums unterwegs gewesen. Am Sonntag hatte er den Mann jedoch nach Angaben eines Verwandten zu einer Verabredung in einem Park nicht mitgenommen.

Der linke ägyptische Politiker Mamdouh Habashi vertrat die Auffassung, dass die Muslimbrüder hinter dem mysteriösen zeitweisen Verschwinden Abdel-Samads stehen. "Die Sabotagemöglichkeiten der Muslimbruderschaft haben keine Grenzen", sagte der Mitgründer der Sozialistischen Partei Ägyptens im Deutschlandradio. Deshalb gingen viele davon aus, dass die Partei des abgesetzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi hinter der Entführung stecke, sagte Habashi.

Politologe Hamed Abdel-Samad zu Ägypten

Der Bruder des Autors hatte in einer Fernsehsendung am Montagabend erklärt, es sei auch möglich, dass ein Streit mit Geschäftspartnern hinter dem Verschwinden von Abdel-Samad stecke. Die Geschäftspartner hätten sich wegen einer gemeinsamen Investition und ausstehender Schecks überworfen. Der Streitfall beschäftige bereits ein Gericht in dem Kairoer Vorort Al-Chanka. Angeblich soll es dabei um einen Betrag von etwa 240.000 Euro gehen, den die Geschäftspartner Abdel-Samad schuldeten.

Mordaufrufe von Extremisten

Der 41-jährige Abdel-Samad wurde 2009 durch sein Werk "Mein Abschied vom Himmel" bekannt. Darin schildert er seine persönliche Auseinandersetzung mit dem Islam. Das Buch löste heftige Kritik in Ägypten aus. Nach der Veröffentlichung wurde eine Fatwa gegen den bekennenden Atheisten ausgesprochen. Extremisten hatten zudem nach einem Vortrag im Juni dieses Jahres öffentlich zum Mord an Abdel-Samad aufgerufen. Darin hatte der Publizist die damals regierenden Islamisten bezichtigt, einer faschistischen Ideologie anzugehören. Er vertrat zudem die These, dass der Islam bereits vom Propheten Mohammed als radikale und intolerante Religion angelegt worden sei.

wl/cw (dpa, afp, epd)