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Rätselraten um Bonner Bombe

12. Dezember 2012

Bislang ist anscheinend nur eines klar: Der am Montag im Bonner Hauptbahnhof entschärfte Sprengsatz war gefährlicher als bislang angenommen. Doch die Frage, wer ihn gelegt hat, gerät zur harten Nuss für die Ermittler.

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Ein Fahndungsplakat der Polizei, das einen Tatverdaechtigen zeigt, hängt vor dem Hauptbahnhof. (Foto: dapd)
Deutschland Terror Bonn Behörden suchen nach Bombenfund weiter nach VerdächtigenBild: dapd

Der am Montag im Bonner Hauptbahnhof gefundene Sprengsatz war nach Angaben der Bundesanwaltschaft höchst gefährlich. In der Sporttasche habe sich ein mit Ammoniumnitrat gefülltes Metallrohr befunden, um das vier Butangaskartuschen gebunden gewesen seien, sagte der stellvertretende Generalbundesanwalt Rainer Griesbaum in Karlsruhe. Ob die Bombe tatsächlich funktionsfähig war, sei aber noch nicht geklärt. Es sei zwar eine Zündvorrichtung mit einem batteriebetriebenen Wecker gefunden worden, aber noch kein Zünder, erklärte Griesbaum. Der könne aber beim Entschärfen durch eine Wasserkanone zerstört worden sein.

Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen nach dem Bombenfund bislang nicht an sich gezogen. Es bestünden keine ausreichenden Anhaltspunkte für einen terroristischen Hintergrund, sagte Generalbundesanwalt Harald Range.

Die beiden Männer, die nach dem Bombenalarm im Bonner Hauptbahnhof in Gewahrsam genommenen wurden, sind inzwischen wieder frei. Ein erster Tatverdacht habe sich nicht erhärten lassen, teilte die Polizei mit. Die Männer waren zuvor als mutmaßliche Islamisten ins Visier der Ermittler geraten. Allerdings hätten sie nie als Tatverdächtige gegolten, erklärte der Bonner Staatsanwalt Robin Faßbender. Sie seien lediglich wegen einer polizeirechtlichen Maßnahme in Gewahrsam genommen worden.

Bombe in Bonn: Verdächtige freigelassen

Ermittlungen in alle Richtungen

Zeugen hätten angegeben, die beiden Männer in der Nähe des Tatortes gesehen zu haben, hieß es aus Sicherheitskreisen. Beide seien den Sicherheitsbehörden bekannte Islamisten. Anhand von Handy-Daten sollte geprüft werden, ob sich die beiden tatsächlich zur Tatzeit am Bonner Hauptbahnhof aufgehalten haben.

Die Polizei ermittele nach wie vor in alle Richtungen, hieß es in der Mitteilung nach der Freilassung. Es werde weiterhin nach einem Unbekannten gefahndet, der die Tasche auf einem Bahnsteig des Bahnhofs abgelegt haben soll. Ein 14 Jahre alter Schüler will dies beobachtet haben. Inzwischen veröffentlichte die Polizei ein Phantombild. Laut Polizei handelt es sich um einen dunkelhäutigen Mann im Alter zwischen 30 und 35 Jahren.

Parallelen zu Anschlagsversuch in Köln 2006

Am Montag war auf einem Bahnsteig in Bonn eine herrenlose Tasche gefunden worden. Der Hauptbahnhof wurde mehrere Stunden lang weiträumig gesperrt und das Gepäckstück mit einem Wassergewehr gezielt gesprengt. Der Bombenalarm weckt auch Erinnerungen an zwei fehlgeschlagene Anschläge im Jahr 2006. Damals deponierten zwei Männer auf dem Kölner Hauptbahnhof zwei Kofferbomben in Regionalzügen nach Hamm und Koblenz, die aber nicht explodierten. Zweieinhalb Jahre später verurteilte das Oberlandesgericht Düsseldorf den 24-jährigen Libanesen Youssef El Hajdib zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Der Mittäter Jihad Hamad war zuvor bereits im Libanon zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden.

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte in Berlin, die Sicherheitslage in Deutschland sei auch nach dem Bonner Bombenfund unverändert. Deutschland sei unverändert im Visier des internationalen Terrorismus.

mm/gri/kle (dapd, dpa, rtr, afp)