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Rückkehr eines verlorenen Ortes

Catrin Möderler/(pg)

1856 wurde das erste prähistorische Menschenskelett im Neandertal bei Mettmann entdeckt. Seit Juli 2002, mehr als 145 Jahre danach, ist die Fundstätte für Besucher zugänglich.

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Plastik eines Neandertalers aus dem MuseumBild: AP

Joachim Neander ist Naturliebhaber. Und fromm. Um Kirchenlieder zu dichten, zieht er sich oft in ein romantisches Tal nahe seiner Heimatstadt Düsseldorf zurück. So oft, dass es irgendwann seinen Namen trägt: Neandertal. Zweihundert Jahre lang nur Ortsansässigen bekannt, dann plötzlich der ganzen Welt. Im Jahr 1856 werden im Neandertal uralte Menschenknochen gefunden. "Es war, als der Fund entdeckt wurde, Steinbruchgelände," weiß Dr. Bärbel Auffermann, stellvertrende Direktorin des Neanderthaler-Museums Mettmann. "Wir haben hier eine kleine Kalkbank, durch die die Düssel sich ihren Weg gebahnt hat, mit einigen Höhlen darin. Und zur Vorbereitung des Kalkabbaus wurden die Höhlen im 19. Jahrhundert geleert. Und beim Herausschaufeln fanden zwei Kalkarbeiter diese Knochen."

Die Gene vom Neandertaler

Nahe der Fundstelle steht heute ein Museum, das alles Wissenswerte rund um den Knochenfund zeigt. Die Archäologin Bärbel Auffermann gehört zum Leitungsteam. Damals, nach der Entdeckung, werden die Knochen vom Naturkundler Johann Fuhlrott begutachtet. Er erkennt einen bisher unbekannten Vorläufer des modernen Menschen. Sein "Neandertaler" wird das Weltbild von Grund auf verändern.

Später wird man wissen, dass der Homo sapiens neanderthaliensis, kurz "Neandertaler", einem Menschentyp angehört, der fast 200.000 Jahre lang Europa beherrscht. Auch wenn sich seine Spuren um 20.000 vor Christus verlieren, geht die Forschung davon aus, dass ein Viertel seiner Gene im Menschen von heute weiter existiert. Der Fundort im Neandertal, eine kleine Grotte aus Kalk, ist allerdings für immer verloren. Der fortschreitende Kalkabbau und andere industrielle Nutzung zerstörte im Laufe der Jahrzehnte die originalen Strukturen.

Fundort ist Museumsgelände

Das Areal, das in etwa dem damaligen Fundplatz entspricht, ist als kleiner Park gestaltet. Auf einem geraden Steinpfad sind die wichtigen Epochen der menschlichen Evolution eingraviert. Eine Marmorstele trägt eingemeißelt das bis heute bekannte Genom des Neandertaler. Steinerne Liegen richten den Blick der Besucher, die sich niederlassen, automatisch auf den Ort, wo die originale Fundstelle, die Feldhofer Grotte, anno 1856 gewesen sein muss. Der lebensgroße Umriss eines Neandertaler, aus einer übermannshohen Metallplatte gefräst, gibt den Blick frei auf die Begegnung zwischen damals und heute: In einem Gipsbett kreuzen sich die Fußabdrücke des Neandertaler mit den Spuren, die Neil Armstrong, der erste Mensch auf dem Mond, im Staub der Mondoberfläche hinterlassen hat.