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Rückkehr zur Nomalität

Rolf Wenkel2. Dezember 2001

Ein Rückblick auf die Börsenwoche vom 26. bis 30. November 2001.

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Die deutschen Aktienmärkte scheinen in der nun abgelaufenen Börsenwoche zur Normalität zurückgekehrt zu sein. Denn was sich seit Ende September an den deutschen Aktienmärkten abgespielt hat, brachte viele Beobachter in Erklärungsnöte: Steigende Kurse auf breiter Front, trotz fundamental weiterhin schlechter Wirtschaftsdaten, trotz weiterer Umsatz- und Gewinnwarnungen aus diversen Unternehmen. Angetrieben wurden die Kurse ganz offemnsichtlich von den großen Fondsgesellschaften, die auf enormen Liquiditätsbeständen sitzen und die kräftig investiert haben – vermutlich in Titel, die nach dem 11. September völlig unterbewertet waren.

Doch diese "liquiditätsgetriebene Rallye", wie es die Analysten der Commerzbank nennen, hat zuletzt Ermüdungserscheinungen gezeigt. Die Börse reagiert wieder normal - will heißen, auf schlechte Nachrichten folgen fallende Kurse, so, wie es im Lehrbuch steht. "Die Widerstände im DAX-Bereich von 5.200 Punkten konnten nicht nach oben durchbrochen werden, worauf verstärkte Gewinnmitnahmen einsetzten", so beschreiben die Analysten der Commerzbank die abgelaufene Börsenwoche, und sie vermuten: "In den nächsten Tagen dürfte der Markt in eine Konsolidierungsphase eintreten."

Konjunkturerholung im nächsten Jahr?

Mit anderen Worten: Finger weg, es könnte noch einmal stürmisch werden. Denn das konjunkturelle Umfeld hat sich weder in Europa noch jenseits des Atlantiks aufgehellt. Im Gegenteil: Das Verbrauchervertrauen in den USA ist entgegen den Analystenerwartungen noch schlechter ausgefallen als im Vormonat, die Hoffnungen, die amerikanische Konjunktur werde sich erholen, werden immer weiter nach hinten verschoben. "Trotzdem wird die Erholung im nächsten Jahr kommen", behaupten die Analysten der Commerzbank. Denn die Liquiditätsausstattung der Wirtschaft sei gut und die Zentralbanken hätten im Fall einer Konjunkturverschlechterung durchaus noch Munition im Köcher, um durch weitere Leitzinssenkungen stützend einzugreifen. Mittelfristig, raten die Commerzbanker, sollten Kleinanleger die zu erwartende Konsolidierungsphase ausnutzen, um Positionen in "Qualitäts- und Substanztiteln" aufzubauen oder Bestände durch Zukauf rechnerisch zu verbilligen.

Wenn die Aktien billiger werden, steigen gewöhnlich die Kurse am Rentenmarkt. Genau das ist in dieser Woche passiert - gestützt durch neue Zinssenkungsphantasien. Die unerwartet schwachen Arbeitsmarktdaten in den USA hätten die Chance auf eine erneute Zinssenkung durch die US-Notenbank erhöht, sagen Rentenexperten, und auch in Europa hat die Europäische Zentralbank dank der deutlich gefallenen Inflationsrate noch genug Spielraum für weitere Zinssenkungen. Insgesamt seien die Märkte von einer konjunkturoptimistischen Phase wieder in eine konjunkturskeptische Beurteilung gewechselt, heißt es - und in solchen Zeiten könnten Anleihen in Europa und den USA wieder ihre klassische Rolle als sicherer Hafen einnehmen.