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Rütli - da war doch was?

Jens Thurau15. September 2007

Alle Kameras sind auf Mohammed, Walid und Khalil gerichtet. Die drei Schüler aus dem Berliner Stadtteil Neukölln sind in die Schlagzeilen geraten. Nur - weshalb?

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Bild: DW

Die drei Jugendlichen, Kinder palästinensischer Flüchtlinge, stehen im Kanzleramt und blicken verschämt lächelnd in die Kameras. Soeben hat jeder von ihnen aus der Hand der Integrationsbeauftragten Maria Böhmer ein Buch über Kanzlerin Merkel und ihre Vorgänger erhalten, ein Geschenk, das die drei etwas ratlos entgegennahmen.

Jens Thurau

Der Grund, warum sie hier sind, liegt eine Woche zurück. Da haben sie einer Frau geholfen, die in Berlin überfallen wurde, haben das Schlimmste verhindert und den Täter in die Flucht geschlagen. Wie immer standen viele Bürger - mit und ohne Migrationshintergrund, wie es heute so schön heißt - teilnahmslos daneben. Beherzt gehandelt haben nur Mohammed, Walid und Khalil, zwischen 16 und 17 Jahre alt, zwei von ihnen gehen auf die Neuköllner Rütli-Schule.

Rütli? Da war doch was? Genau, vor gut einem Jahr wurde die Schule im Problembezirk Neukölln bundesweit bekannt, als die Lehrer vor den Zuständen dort kapitulierten und in einem Brief an die Schulbehörden von Gewalt berichteten und von Hoffnungslosigkeit. Rütli wurde zum Begriff dafür, dass Jugendliche an einigen Orten in Deutschland ohne jede Chance aufwachsen, vor allem wenn sie aus der Türkei, aus dem Nahen Osten oder gar aus den arabischen Staaten stammen.

Jetzt sagt Maria Böhmer wörtlich, das Handeln der drei solle ein Signal sein hinein in den Kreis der Migrantenjugendlichen. Das klingt so, als hätten die Migranten Nachholbedarf in Sachen Zivilcourage. Mohammed sagt, er möchte Polizist werden, Walid träumt von einer Ausbildung als Kaufmann und Khalil hofft darauf, Zahntechniker zu werden. Alle drei sagen, dass sie sich nicht als Helden fühlen.

Und dann sagt Walid, dass es doch schön sei, wenn die Leute erfahren, dass die von der Rütli auch anders können. Wir werden es uns merken, Walid, versprochen.