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Rabbiner fordern legale Beschneidung

15. Juli 2012

Der religöse Ruf nach Legalisierung der Beschneidung wird nach dem Urteil des Kölner Landgerichts immer lauter. Die Rabbinerkonferenz pocht auf Religionsfreiheit. Was ist aber mit dem Recht auf körperliche Unversehrheit?

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Beschneidungsutensilien liegen auf einem grünen Tuch (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Recht sei nicht immer auch gerecht, meint der Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz in Deutschland, Henry G. Brandt, als Reaktion auf das Urteil des Kölner Landgerichts. Daher fordert er die Bundesregierung auf, die religiös motivierte Beschneidung von Kindern gesetzlich zu erlauben. "Es reicht nicht, Beschneidung lediglich straffrei zu stellen", schreibt Brandt in einem Beitrag für die Zeitung "Bild am Sonntag". Nur so könne Religionsfreiheit in Deutschland glaubwürdig Bestand haben. Berlin hat bereits signalisiert, schnell für eine gesetzliche Erlaubnis zu sorgen.

Bislang war die religiöse Beschneidung stillschweigend in Deutschland hingenommen worden. Das Kölner Landgericht hat sie nun allerdings als strafbare Körperverletzung eingestuft und damit Protest bei Juden und Muslimen ausgelöst. "Im Judentum sowie im Islam ist die Beschneidung von Knaben fundamental", unterstrich Brandt die Bedeutung für die verschiedenenen Glaubensrichtungen. Schon seit etwa 3000 Jahren sei sie für Juden das Zeichen des Bundes zwischen Gott und dem Volk Israel. "Sie ist ein Eckstein unserer Religion."

Linkspartei begrüßt Urteil

Der religionspolitische Sprecher der Linkspartei, Raju Sharma, hingegen sieht in dem Kölner Urteil "im Kern eine zutreffende Güterabwägung". Die Beschneidung sei ein "schwerer Eingriff" in die körperliche Unversehrtheit eines Menschen. Die Aufgabe des Staates sei es, diese zu schützen, noch vor religiös begründeten Traditionen oder Wünschen.

Auch Jens Petermann, rechtspolitischer Sprecher der Linken, stimmt dem Urteil "grundsätzlich" zu. Es müsse vor allem als Chance angesehen werden, endlich eine Diskussion über dieses Thema zu führen. Die Positionen der Religionsgemeinschaften müssten dabei ernst genommen werden, sagte Petermann.

nis/ml (dpa, dapd)