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Krisenmanagement in Fukushima

7. August 2013

Nach alarmierenden Berichten über das Austreten riesiger Mengen verseuchten Wassers aus der Atomruine Fukushima hat die japanische Regierung das Krisenmanagement übernommen.

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Aufräumarbeiten in Fukushima (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: AFP/Getty Images

Das Bewusstsein für die Krise sei beim Betreiber des Unglücks-Kernkraftwerkes Fukushima, dem Energiekonzern Tepco, nur gering ausgeprägt, erklärte ein Regierungsvertreter in Tokio. Deshalb könne man die Firma mit dem Kampf gegen die Katastrophe nicht alleine lassen. Ministerpräsident Shinzo Abe kündigte Sofortmaßnahmen an. Nach dem schweren Erdbeben und dem zerstörerischen Tsunami vom 11. März 2011 war es in Fukushima zu Kernschmelzen gekommen, weil die Kühlsysteme der Anlage versagten.

Nach Angaben des Industrieministeriums fließen derzeit täglich schätzungsweise 300 Tonnen radioaktiv verstrahltes Wasser aus der zerstörten Atomanlage in den Ozean. Bereits seit zwei Jahren sickere verseuchtes Wasser aus der Kraftwerksruine ins Meer. Die Kontaminierung des Meeres sei jedoch auf Bereiche nahe dem Kernkraftwerk beschränkt, hieß es in einem Bericht der Agentur Kyodo.

Strahlendes Grundwasser in Fukushima

Die gewaltigen Massen radioaktiv verseuchtes Wasser stellen für die Reparaturtrupps in Fukushima eines der größten Probleme dar. Dabei geht es nicht nur um die riesigen Wassermengen, die zur nötigen ständigen Kühlung in die Reaktoren gepumpt werden. Erschwerend hinzu kommt, dass jeden Tag rund 400 Tonnen Grundwasser in die Reaktorgebäude eindringen und sich dort mit dem kontaminierten Kühlwasser vermischen. Die auf dem Areal gebauten Speicher, die 380.000 Tonnen Wasser aufnehmen können, sind bereits zu 85 Prozent gefüllt.

Um ein weiteres Eindringen von Wasser in den Komplex zu verhindern, soll jetzt ein unterirdischer Wall aus gefrorenem Boden um die Reaktorgebäude errichtet werden, wie Kyodo weiter berichtete. Dazu sollen Rohre mit chemischen Kühlmitteln im Erdreich verlegt werden. Da Tepco ohnehin schon finanziell schwer belastet sei, müsse der Staat diese Maßnahme finanzieren, erklärte ein Regierungssprecher. Der Bau eines Schutzwalls mit gefrorenem Boden von solchen Ausmaßen sei in der Welt beispiellos.

An der Nutzung der Kernenergie hält Japan aber trotz der Katastrophe von Fukushima fest. Das Institut für Energiewirtschaft hatte erst am Dienstag mitgeteilt, nach Überprüfung und Aufrüstung gemäß der neuen Sicherheitsstandards sei mit einem Wiederanfahren der "nach Fukushima" abgeschalteten Kraftwerke im Juli 2014 zu rechnen. Allerdings würden bis zum Frühjahr 2015 wohl nur vier der insgesamt 50 AKW-Blöcke wieder Strom produzieren. Derzeit laufen zwei Reaktoren, die aber im September zur Modernisierung abgeschaltet werden, so dass Japan dann bis Juli 2014 ohne Atomstrom auskommen muss. Vor der Fukushima-Katastrophe im März 2011 erzeugte das Land ein Drittel seiner Elektrizität aus Kernenergie.

wl/ml (dpa, rtr, afp)