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Radprofi Klöden schwer belastet

13. Mai 2009

Der Abschlussbericht der Universitätsklinik Freiburg zur Dopingpraxis in den früheren Radprofi-Teams Telekom und T-Mobile wirft einen langen Schatten auf die Erfolgsgeschichte in Magenta.

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Andreas Klöden beim Zeitfahren der Tour de France 2006. Foto: ap
Andreas Klöden: Schneller mit Eigenblut?Bild: PA/dpa

Überraschen kann der Abschlussbericht der Expertenkommission der Universitätsklinik Freiburg kaum noch, zumal schon im Vorfeld Details durchgesickert waren. Dennoch offenbart der Bericht ein erschreckendes Bild über das Ausmaß der Dopingpraxis im Team Telekom und dem Nachfolgeteam T-Mobile. Von 1995 bis 2006 sei in den Mannschaften, die das magentafarbene Trikot trugen, systematisch gedopt worden, heißt es. EPO, Wachstumshormone und Eigenblut seien den Fahrern verabreicht worden.

Ahnungsloser Sponsor

Bild von der Pressekonferenz der Universität Freiburg, im Bild u.a. der Vorsitzende der Expertenkommission Hans-Joachim Schäfer Foto: dpa
Schockierte Experten, u.a. Hans-Joachim Schäfer (2.v.l.)Bild: dpa

Die beiden 2007 von der Uniklinik Freiburg fristlos entlassenen Mediziner Andreas Schmid und Lothar Heinrich hätten das "Dopen unter ärztlicher Kontrolle perfektioniert", sagt Hans Joachim Schäfer, der Vorsitzende der Kommission. Mehrere hunderttausend Euro aus Sponsorgeldern seien für Doping ausgegeben worden. Der Telekom-Konzern habe davon jedoch nichts gewusst.

Zwei Jahre lang hatten Schäfer, der Kölner Dopingexperte Wilhelm Schänzer und der Heidelberger Pharmakologe Ulrich Schade die Praktiken Schmids und Heinrichs überprüft. 77 Zeugen wurden angehört. Darunter waren auch zwölf Radprofis. Andere wie der frühere Tour de France-Sieger Jan Ullrich oder der zweimalige Zweite der Frankreich-Rundfahrt, Andreas Klöden, folgten der Einladung nicht.

Lebensgefährliche Praktiken

Patrik Sinkewitz 2007 bei seinem Sieg im Rennen am Henninger Turm. Foto: ap
Lebensgefährliches Doping bei Patrick SinkewitzBild: AP

Während die Experten keine neuen belastenden Indizien gegen Ullrich fanden, zieht sich die Dopingschlinge um Klöden immer enger zu. Gestützt durch die Aussage des geständigen Dopingsünders Patrick Sinkewitz kommt die Kommission zu dem Schluss, dass auch dessen ehemalige Teamkollegen Andreas Klöden und Matthias Kessler am Vorabend des Tour-Starts 2006 in Straßburg zu Eigenblut-Transfusionen nach Freiburg gefahren wurden. Sinkewitz erhielt dort offenbar verunreinigtes Blut und wurde nach den Worten Schäfers damit dem "Risiko schwerster Komplikationen" ausgesetzt, bis hin zu einer tödlichen Lungenembolie.

Klöden droht Schweizer Dopingverfahren

Klöden hatte in einem Fernsehinterview Ende letzten Jahres gesagt, ein derartiger "Rheinkonvoi" von Straßburg nach Freiburg sei "Quatsch. Ich habe da nicht drin gesessen." Der 33-Jährige fährt für das Team Astana, mit einer Schweizer Lizenz. Die Schweizer Anti-Doping-Behörde hat angekündigt, den Abschlussbericht der Freiburger Kommission anzufordern, um die Vorwürfe gegen Klöden zu prüfen und möglicherweise ein Dopingverfahren einzuleiten. Matthias Kessler ist noch bis Ende Juli wegen Dopings mit Testosteron gesperrt. Gegen die beiden beschuldigten Mediziner Schmid und Heinrich ermittelt die Staatsanwaltschaft Freiburg. Ihnen droht zudem der Verlust der ärztlichen Approbation und ihrer akademischen Titel. (sn/bw/sid/dpa)