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Politik

RAF-Terroristin bittet um Verzeihung

28. November 2017

Sie zählt zu den wenigen Ex-Mitgliedern der Terrororganisation, die sich selbstkritisch öffentlich äußern. Silke Maier-Witt offenbarte einem Sohn des ermordeten Arbeitgeberpräsidenten Schleyer wichtiges Täterwissen.

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Deutschland Prozess gegen Silke Maier-Witt in in Stuttgart
Silke Maier-Witt (vorne) im Jahr 2011 als Zeugin im Stuttgarter Landgericht, links die Ex-RAF-Terroristin Verena BeckerBild: picture-alliance/dpa/U. Anspach

40 Jahre nach der Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer hat eine frühere RAF-Terroristin die Angehörigen um Verzeihung gebeten. Silke Maier-Witt (67), die wegen der Entführung und Ermordung Schleyers zu zehn Jahren Haft verurteilt worden war, traf laut "Bild"-Zeitung vergangene Woche mit Jörg Schleyer (63), dem jüngsten Sohn Schleyers, im mazedonischen Skopje zusammen, wo sie seit mehreren Jahren lebt. Sie begrüßte ihn mit den Worten: "Es klingt so platt. Aber ich möchte erst einmal um Verzeihung bitten. Es hilft nicht viel, aber ich denke, dass ich immer ausgewichen bin, mich dem zu stellen."

Seit 40 Jahren sucht Jörg Schleyer Antwort auf die Fragen, wie sein Vater die Geiselhaft verbracht hat und welcher Terrorist die tödlichen Schüsse abgegeben hat. Nach dem mehr als siebenstündigen Gespräch mit Maier-Witt sagte er dem Blatt: "Erstmalig habe ich aus dem Mund einer wegen des Mordes verurteilten Terroristin erfahren, wer die drei Personen sind, die bei meinem Vater waren, als die tödlichen Schüsse abgegeben wurden." Er hoffe, dass weitere Täter Maier-Witts Beispiel folgen.

Schleyer: Geheime Akten müssen freigegeben werden

Schleyer bat zudem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier um die Freigabe der bisher unter Verschluss gehaltenen Akten zu dem Mord. "Bei der Entscheidung über mindestens acht Gnadengesuche von RAF-Mördern in den vergangenen Jahren muss das Präsidialamt Einsicht in Aktenauszüge der Bundesanwaltschaft, des Verfassungsschutzes und des BND zu den Morden bekommen haben. Genau dieses Wissen darf den Hinterbliebenen der Opfer nach 40 Jahren nicht weiter verwehrt werden."

Zum 40. Jahrestag der Ermordung Schleyers hatte Steinmeier Mitte Oktober ehemalige RAF-Terroristen aufgefordert, ihr Schweigen zu brechen. Bis heute ist nicht geklärt, wer Schleyer nach sechswöchiger Geiselhaft erschossen hat. Vor dem Mord war der Versuch der Terroristen gescheitert, mit der Entführung führende RAF-Mitglieder aus der Haft freizupressen.

jj/cw (dpa, bild)