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Raiffeisen International übernimmt ukrainische Aval Bank

25. August 2005

Mit dem Kauf der zweitgrößten Bank in der Ukraine baut die österreichische Raiffeisen International ihr Osteuropa-Geschäft aus. Experten sehen darin einen positiven Impuls für den Kapitalmarkt in der Ukraine.

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HandelseinigBild: Bilderbox

Die Verhandlungen der Raiffeisen International mit Vertretern der Aval Bank dauerten mehrere Monate. Am vergangenen Wochenende (20./21.8.) übernahm schließlich die Raiffeisenbank 93,5 Prozent der Aval-Aktien. Die österreichische Bank besitzt Aktiva in 16 Ländern Mittel- und Osteuropas. In diesen Ländern begann sie noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs tätig zu werden.

Ukraine in einer frühen Entwicklungsphase

Der Leiter der Kommunikations-Abteilung von Raiffeisen International in Wien, Michael Palzer, betonte gegenüber der Deutschen Welle, seine Bank stütze sich beim Erwerb der Aval Bank auf eine umfassende Arbeitserfahrung in Osteuropa. Er sagte: „Wir haben bei den zugekauften Banken Integrationserfahrungen. Das heißt, wir wissen, wie man zwei bestehende Banken zu einer Bank behutsam zusammenführt. Wir haben natürlich auch viele Erfahrungen bei der Einführung und Entwicklung von Produkten gemacht, die wir auf anderen Märkten nutzen können. Hauptsächlich geht es darum, dass wir viele Länder in einer sehr frühen Entwicklungsphase betreten haben. Die Ukraine ist auch in einer frühen Entwicklungsphase und wir meinen, dass wir die Erfahrungen, die wir auf anderen Märkten gemacht haben, auch gut in der Ukraine umsetzen können. Aber wir sind ja auch schon in der Ukraine mit einer Bank, wir kennen den Markt auch gut und können das jetzt auf einer viel breiteren Basis umsetzen.“

Zusammenlegung der Banken bis 2008

Dem Vertreter von Raiffeisen International zufolge müssen nun nach der Unterzeichung des Kaufvertrags die Zentralbanken beider Länder noch ihre Zustimmung geben. Das wird frühestens für Ende September und spätestens Mitte Dezember erwartet. Palzer sagte weiter: „Wir wollen dann mit der behutsamen Integration beginnen. Wir haben einen Plan erstellt, den wir dann im Detail vorstellen werden. Es geht darum, dass wir spätestens bis 2008 diese Integration abgeschlossen haben und dann aus zwei Banken eine Bank machen.“ Wie diese Bank heißen wird, ist noch unbekannt. Palzer zufolge wurde diese Frage in vielen Ländern unterschiedlich gelöst. Einige Banken wurden nach der Übernahme in „Raiffeisenbank“ umbenannt; manche behielten ihren bereits etablierten Namen.

Gewinn, aber auch Risiko

Palzer sagte, der ukrainische Markt sei für ausländisches Kapital viel versprechend. Er betonte, dass auch andere große internationale Banken Interesse an der Ukraine bekundeten. Der Experte des ukrainischen Instituts für Reformen, Markijan Dazyschyn, erklärte in einem Gespräch mit der Deutschen Welle, es hänge vom Erfolg der Raiffeisenbank in der Ukraine ab, ob weitere ausländische Banken den ukrainischen Markt betreten würden. Er betonte: „Andere große Banken werden die Erfolge oder Misserfolge der Raiffeisenbank genau beobachten. Derjenige, der zuerst einen Markt betritt, gewinnt viel, trägt aber auch ein hohes Risiko, was von den nächsten potenziellen Investoren berücksichtigt wird. Das Beispiel der Raiffeisenbank kann neben den großen Privatisierungsverträgen der neuen Regierung, wenn sie erfolgreich sein werden, zum wichtigsten positiven Signal für das Ausland werden.“

Neue Möglichkeiten für ukrainische Wirtschaft

Dazyschyn betonte ferner, ein Beitritt der Ukraine zur Welthandelsorganisation wäre für die Schaffung eines günstigen Investitionsklimas wichtig. Nach Ansicht des Experten des Instituts für Reformen eröffnet der Vertrag zwischen Aval und Raiffeisen neue Möglichkeiten für die ukrainische Wirtschaft. Dazyschyn sagte: „Die Ankunft eines solch starken österreichischen Kapitals wird den ukrainischen Banken und Unternehmen Zugang zu internationalen Bankgeschäften verschaffen. Das kann man mit einer frischen Blutinfusion für den Wirtschaftskreislauf vergleichen. Dies hat große Bedeutung, vor allem weil die Bilanz ausländischer Investitionen in der Ukraine im ersten Halbjahr 2005 bescheiden ausgefallen ist.“

Eugen Theise

DW-RADIO/Ukrainisch, 23.8.2005, Fokus Ost-Südost