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Serie: Deutsche Olympiahoffnungen

Uli Petersen

46 Jahre alt ist Pistolenschütze Ralf Schumann mittlerweile, gehört aber noch lange nicht zum alten Eisen. In Peking nimmt er sein viertes Olympia-Gold ins Visier und verschwendet vorher keine Gedanken ans Karriereende.

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Ralf Schumann bejubelt in Athen seine dritte Goldmedaille (epa/dpa Peter Kneffel)
Gold für Ralf Schumann in Athen 2004Bild: dpa

Die Karriere des Sportschützen Ralf Schumann begann im Teenageralter mit einer Enttäuschung: Für das Gewehrschießen sei er zu klein, sagte sein Trainer 1976 in der Meißener Schulsportgruppe zu dem damals 14-Jährigen. Schumann ließ sich aber nicht entmutigen und hatte Erfolg: Beim Pistolenschießen wurde sein Talent schließlich erkannt und eine einzigartige Karriere nahm ihren Lauf.

Bei seiner ersten Olympiateilnahme 1988 in Seoul holte der Schnellfeuerpistolenschütze aus dem unterfränkischen Stockheim gleich seine erste Medaille. Zufrieden war der Perfektionist mit Silber hinter Olympiasieger Affanasi Kusmin aus der damaligen Sowjetunion aber nicht: „Ich hatte schon damals die Chance, Gold zu holen. Im Wettkampf hatte ich olympischen Rekord geschossen, aber eine halbe Stunde später hat Kusmin dann einen Ring mehr geschossen. Das war für mich knapp daneben.“


Glücksgefühle bei der Siegerehrung

Für den gebürtigen Sachsen war diese knappe Niederlage Ansporn, in den folgenden Jahren noch härter an sich zu arbeiten und noch mehr zu trainieren. Den ersten Lohn dafür gab es 1990 mit dem ersten von insgesamt vier Weltmeistertiteln. 1992 folgte mit dem Olympiasieg in Barcelona die vorläufige Krönung. Schumanns Erinnerungen an die Siegerehrung sind noch lebhaft: „Das war ein sehr, sehr starkes Glücksgefühl. Ein Olympiasieg ist einfach die Erfüllung von dem, was man in seiner Karriere erreichen kann. Aber wenn man sich das Leben an sich anguckt, dann ist es sicher nicht der Höhepunkt. Da gibt es viele andere Sachen, die viel, viel wertvoller sind.“

Ralf Schumann am 30.07.1992 in der Entscheidung bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Der Thüringer gewinnt am Ende die Konkurrenz mit der Schnellfeuerpistole mit 885 (798/96) Ringen und damit Gold. Foto: Peer Grimm +++(c) dpa - Report+++
1992 im SchießstandBild: picture-alliance/ dpa

Schumann wiederholte seinen Triumph 1996 in Atlanta mit dem Gewinn seiner zweiten Goldmedaille. Für den gelernten Kraftfahrzeugschlosser und Feinmechaniker sind dieser und der Olympiasieg vor vier Jahren in Athen die zwei wertvolleren in seiner Karriere: „Dass erste Mal Olympiasieger zu werden, das ist verhältnismäßig einfach. Um nach vier Jahren noch mal das Gleiche zu machen, das dann noch mal zu wiederholen und mit der gleichen Konsequenz daran zu gehen, das ist eine Riesenherausforderung.“


Druck von außen lässt den dreifachen Vater kalt

Schumann hat diese Herausforderung in den vergangenen vier Jahren erneut mit Bravour gemeistert. Der 46-Jährige startet topvorbereitet und hochmotiviert in seinen sechsten olympischen Wettkampf. Als dreifacher Olympiasieger gilt er natürlich auch in Peking als Favorit auf den Sieg. Druck von außen lässt der Vater von drei Kindern aber nicht an sich heran: „Das ist jahrelange Erfahrung, wie man damit umgeht. Ich beschäftige mich im Wettkampf einfach intensiv mit dem technischen Ablauf. Da können dann keine schlechten Gedanken kommen oder irgendwelche Störfaktoren angreifen.“

2000 in Sydney hatte Schumann das bisher einzige Mal bei Olympischen Spielen seine Nerven nicht unter Kontrolle und belegte am Ende einen für ihn enttäuschenden fünften Platz. Die Vergangenheit belastet den gläubigen Christen allerdings genauso wenig wie das, was nach den Spielen in Peking folgen wird. Der Schütze vom Förderverein Schießsportzentrum Suhl konzentriert sich auf das hier und jetzt – und das sind die 60 Schüsse im olympischen Vorkampf: „Ich kämpfe um Gold und mache mir jetzt noch keine Gedanken, was danach kommt. Wenn ich mich nämlich mit dem beschäftige, was dahinter ist, dann verliere ich das Ziel aus dem Blickfeld.“