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Ralph Nader will es wieder wissen

Oliver Samson25. Februar 2004

Ein weiterer Kandidat für die US-Präsidentschaft steht fest: Ralph Nader tritt wieder an - der Mann, der George W. Bush 2000 letztendlich erst zum Präsidenten machte, indem er den Demokraten Stimmen abnahm.

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Heftig umstrittener KandidatBild: AP

Es war ein demokratisches Paradoxon, das die Wahlforscher den amerikanischen Linken immer wieder vorrechneten: Seine erbittertsten Gegner waren letztlich dafür verantwortlich, dass George W. Bush im Jahr 2000 überhaupt zum Präsidenten der USA wurde. Fast drei Millionen Amerikaner - immerhin gut zwei Prozent der Wählerstimmen - entschieden sich damals für den Kandidaten der amerikanischen Grünen, Ralph Nader. Im entscheidenden Bundesstaat Florida stimmten 97.488 Wähler für ihn - während dem Demokraten Al Gore dort ganze 537 Stimmen zur Präsidentschaft fehlten.

Wer verdarb die Wahl 2000?

Innerhalb der amerikanischen Linken haben viele dem prominenten Umweltschützer und Verbraucheranwalt Nader bis heute noch nicht verziehen. Auch die politisch mehr oder weniger bedeutungslosen Grünen stehen immer noch unter Rechtfertigungsdruck. "Who really spoiled in 2000?" fragen sie auf ihre Website und natürlich kommen sie zu dem Ergebnis, dass das Versagen der Demokraten die Wahl verdarb - und nicht etwa die Stimmen für ihren Kandidaten.

Anti-Nader Kampagne USA Wahlkampf Ralph Nader Logo
Anti-Nader-Kampagne

Allzu überzeugend ist diese Argumentation anscheinend nicht - zumal Wählerumfragen ergaben, dass die Hälfte von Naders Anhängern den Demokraten Gore gewählt hätte. Seit Nader Ende 2003 öffentlich darüber nachzudenken begann, nach 1996 und 2000 zum dritten Mal und nun als unabhängiger Kandidat anzutreten, löste dies auf Seiten der Bush-Gegner Besorgnis aus: Führende Demokraten, Liberale und selbst enge Freunde Naders baten ihn in Erwartung eines erneut knappen Wahlausgangs inständig, diesmal nicht anzutreten. Die Ablösung Bushs sei bei der kommenden Wahl wichtiger, als idealistische politische Ziele zu verfolgen - und seien diese auch noch so richtig. "Ralph, don't run", "bitte tritt nicht an", lautete der Slogan der Kampagne - vergeblich.

"Von Unternehmen besetztes Territorium"

Ungeachtet aller Appelle kündigte Nader am Sonntag (22.2.2004) seine Kandidatur an und sagte beiden Parteien im gewohnten Tonfall den Kampf an. Diese hielten das politische Tagesgeschehen fest im Griff und seien einander ebenbürtig in ihrer Abhängigkeit von den Interessen der Unternehmen, sagte er. "Washington ist ein von Unternehmen besetztes Territorium und die beiden Parteien konkurrieren hart darum, wer in das Weiße Haus einzieht und die Befehle ihrer Unternehmens-Zahlmeister entgegen nimmt", so Nader in der Sendung "Meet the Press" des Fernsehsenders NBC.

Bush-Gegner sind nun mehrheitlich entsetzt darüber, dass Nader wieder seinen Hut in den Ring geworfen hat. Seine Kandidatur sei der "Sargnagel für die Hoffnung, Bush aus dem Amt zu jagen", ist etwa im Diskussionsforum der einflussreichen demokratischen Zeitschrift "Mother Jones" zu lesen. "Danke Ralph, dass du einen Sieg Bushs garantierst". Nur wenige sind der Meinung, dass die Kandidatur Naders das demokratische Wählerpotenzial erst recht mobilisieren könne.

Gute Nachricht für Bush

"Für George W. Bush ist Naders Kandidatur sicher eine gute Nachricht", meint der Politikwissenschaftler Josef Braml von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Falls die Grünen wie angekündigt bei ihrem Nominierungsparteitag im Juni auch noch einen eigenen Kandidaten aufstellen, würden gleich zwei Kandidaten dem demokratischen Herausforderer das Leben schwer machen - und Bush könnte der lachende Vierte sein. "Vielleicht bereuen es die Demokraten noch, dass sie Nader nicht irgendwie eingebunden haben", meint Braml.

Braml glaubt aber, dass Nader längst nicht so viele Stimmen wie im Jahr 2000 auf sich vereinen können wird. Dafür sei die Stimmung unter den Gegnern Bushs diesmal zu eindeutig von Pragmatismus geprägt: Dies sei schon durch die klaren Vorwahlergebnisse der Demokraten für den eher gemäßigten John Kerry deutlich geworden. "Es geht einfach um 'Electability' (Wählbarkeit)", meint Braml. Und wählbar sei Nader eben "nur für eine handvoll Überzeugungswähler". Kerry scheint aber eben für fast alle Bush-Gegner wählbar - zumindest als das kleinere Übel.