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Fasten im Hochsommer

21. August 2009

An diesem Wochenende hat der Ramadan begonnen. Das heißt für gläubige Muslime: tagsüber nichts essen – und nichts trinken! Doch was, wenn Ramadan in den Hochsommer fällt? Fasten bei 40 Grad – ist das nicht gefährlich?

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Grüne Mondsichel als Laterne (Foto: AP)
Der Ramadan hat begonnen. Der Mondkalender bestimmt den Start des Fastenmonats.Bild: AP

Der Sommer ist heiß und die Tage sind lang. Was die viele Menschen erfreut, wird für die Muslime in diesem und in den kommenden Jahren immer mehr zum Problem. Denn der muslimische Fastenmonat Ramadan beginnt jedes Jahr etwa zehn Tage früher. Das heißt: mitten im Hochsommer. Allerdings dürfen Muslime während des Fastens nicht nur nichts essen, sondern auch nichts trinken.

Bunte Laternen, davor verschleierte Frauen (Foto: AP)
Aufwendige Dekorationen gehören zum Fastenmonat dazu.Bild: AP

Der Kreislauf kann schon mal zusammen brechen

Das kann auch zu gesundheitlichen Problemen führen, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. "Das kann natürlich bei extremen Temperaturen nicht so gut sein. Dann kann es schon mal zu Kreislaufproblemen kommen, wenn dann den ganze Tag keine Flüssigkeit aufgenommen wird", so Gahl.

Vor 15 Jahren kam Hassan Bounaim aus Marokko nach Deutschland. Der 30-jährige Familienvater fastet jedes Jahr, egal wie heiß es ist. "Nichts trinken zu dürfen, das ist das Schwierigste. Dieses Jahr geht noch. Aber in den nächsten paar Jahren, da verschiebt sich der Ramadan noch weiter nach hinten, also noch weiter in den August. Ich hoffe wir schaffen das." Die ersten fünf Tage seien hart, erzählt Bounaim, aber "nach zwei Wochen wird es ganz einfach“.

Süßgebäck (Foto: dpa)
Nichts zu essen ist für die meisten nicht das Problem, viel schwieriger ist: nichts trinken!Bild: picture-alliance/ dpa

Eigentlich kein Grund zur Sorge

Der Körper kann sich darauf einstellen, erst nach Sonnenuntergang zu essen. Mangelerscheinungen müssen dabei nicht auftreten, sagt die Ernährungsexpertin Antje Gahl. "Ob ich jetzt einmal am Tag esse, drei Mal am Tag Esse, fünf Mal am Tag esse, ist im Prinzip egal. Der Körper bekommt dann eben seine Nährstoffe über die Nahrung." Schwierig würde es bei körperlichen Aktivitäten, erklärt die Expertin, "weil eben über den Tag nichts rein kommt, sondern erst abends“.

Probleme mit der Leistungsfähigkeit hatte auch Abdul Chalea Azrak aus Syrien, als er 1982 zum Studieren nach Deutschland kam. Der Ramadan fiel damals in den Juni. Dass es auch abends noch so lange hell ist in Deutschland, das waren er und seine muslimischen Kommilitonen nicht gewohnt. Bis zu 19 Stunden ohne Nahrung und Flüssigkeit auszukommen, zehrte an ihren Kräften.

"Erst abends um zehn Uhr durften wir das Fasten brechen. Dann durften wir was essen, bis am nächsten Tag um zwei Uhr früh. Wir Studenten sind dann zur Uni gegangen. Aber wir waren total schnell müde. Und sobald die Vorlesungen vorüber waren haben wir uns schlafen gelegt, so fertig waren wir. Viel gegessen haben wir nicht in der Zeit, nur viel getrunken.“

Wenn fasten ungesund wird – dann nicht!

Betende Menschen (Foto: AP)
Beten, die Seele reinigen, das ist das Ziel des Fastenmonats.Bild: AP

Es gibt durchaus Strategien, um die körperlichen Belastungen, die beim Fasten entstehen, zu umgehen. Außerdem: Wer krank oder alt ist, muss nicht fasten, genau so wenig wie Frauen die schwanger sind, die stillen oder ihre Periode haben. Das Fasten soll die Seele reinigen und die Beziehung zu Gott stärken, nicht dem Körper schaden, sagt Abdul Chalea Azrak von der Al-Muhadschirin Moschee in Bonn. "Wenn jemand zum Beispiel an einem Herd arbeitet, wo Temperaturen von 200 Grad herrschen, kann er nicht fasten. Der Körper würde einfach zu viel Flüssigkeit verlieren. Das würde seiner Gesundheit schaden. Wir Muslims sagen da ganz klar: Wenn fasten der Gesundheit schadet, dann dürfen wir das nicht machen." Man könne ja das Fasten dann irgendwann freiwillig nachholen. Aber wer absolut nicht in der Lage sei zu fasten, so Abdul Chalea Azrak, der "muss einem armen Menschen ein vernünftiges Essen kaufen“.

Autor: Philipp von Bremen

Redaktion: Miriam Klaussner