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Rappen für eine bessere Welt

9. Februar 2011

Eine andere Welt ist möglich – unter diesem Motto findet zurzeit das Weltsozialforum in Senegals Hauptstadt Dakar statt. Mit dabei: der Rapper Didier Awadi.

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Didier Awadi (Bild DW)
Didier Awadi ist einer der bekanntesten afrikanischen RapperBild: DW

Didier Awadi ist einer der bekanntesten afrikanischen Globalisierungskritiker. Der senegalesische Rapper gehört in diesem Jahr mit zu den Gastgebern des Weltsozialfroums. Schon lange beschäftigt ihn die Suche nach einer gerechteren Welt auch in seinen Texten. Er hat sogar ein ganzes Album dazu veröffentlicht. Der Titel: "Un autre monde est possible" - "Eine andere Welt ist möglich". In dem Song fordert Awadi eine solidarischere Welt, eine in der man nein sagt zum Kapital, nein zu multinationalen Konzernen.

Jugend ohne Perspektive

Viele Senegalesen schlagen sich als Straßenverkäufer durch (Bild: Christine Harjes)
Viele Senegalesen schlagen sich als Straßenverkäufer durchBild: DW/Christine Harjes

"Wir haben die Wahl!", singt Awadi. "Wir haben eine Meinung. Porto Allegre ist der Beweis! Sag das der Jugend!" Soviel muss Awadi der Jugend da wohl heute gar nicht mehr sagen. 2001 haben sich im brasilianischen Porto Allegre zum ersten Mal Globalisierungsgegner aus der ganzen Welt zum Weltsozialforum getroffen. 2006 hat Awadi seinen Weltverbesserer-Song geschrieben. Heute ist die Globalisierungskritik gerade unter jungen Leuten weltweit ein Thema. Zu Recht, meint Awadi: "Diese Globalisierung ist schlecht für uns. Sie bringt uns nichts. Wir werden globalisiert. Wir spielen aber in der Globalisierung keine Rolle. Das muss sich ändern, damit die Leute bei uns Arbeit finden." Arbeit suchen die meisten jungen Senegalesen vergeblich. Rund 70 Prozent der unter 30-Jährigen finden keine geregelte Beschäftigung. Sie halten sich mit Aushilfsjobs über Wasser, versuchen die Zeit totzuschlagen und riskieren manchmal auch ihr Leben; bei der gefährlichen Überfahrt mit dem Fischerboot nach Europa. Awadi macht das wütend. Er fordert einen radikalen Wandel.

Vernichtende Verträge

Fischer im Senegal (Bild: AP)
Kleine Fische - von der Fischerei können nur noch die wenigsten überlebenBild: AP

"Eine Revolution – das wäre ein kompletter Wandel des Systems", sagt der Rapper. "Ein Wandel mit all seinen Konsequenzen. Das wäre, wenn man aufhört die Fischereiabkommen zu unterzeichnen, damit die Fischer endlich selbst von den Früchten der Gewässer profitieren können." Dann müssten diese Leute auch nicht mehr die Fischerboote nehmen, um nach Spanien zu gehen, glaubt Awadi. Die Fischereiabkommen zwischen EU und einzelnen afrikanischen Staaten erlauben europäischen Fangflotten auch in den westafrikanischen Gewässern zu fischen. Die lokalen Fischer kommen mit immer weniger Beute nach Hause. Viele von ihnen fahren gar nicht mehr aufs Meer raus. Ganze Dörfer haben so ihre Lebensgrundlage verloren. Awadi lehnt die Handelsverträge mit der EU ab. In seinem Song "On ne signe pas" singt er gegen die sogenannten EPA-Verträge an. Handelsverträge zwischen EU und Afrika, mit denen zum Beispiel Einfuhrzölle in die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS fallen sollen.

Gerechtere Wirtschaftsordnung

Globalisierungsgeghner in Dakar (Bild AP)
Die Globalisierungsgegner fordern in Dakar eine gerechtere WeltBild: AP

"Wenn wir die Verträge unterschreiben, dann unterschreiben wir unseren eigenen Tod", singt Awadi auf Wolof, Französisch und auf Englisch. "Die EPA-Verträge töten unsere Bauern, sie töten unsere Fischer. Wir unterschreiben nicht unser eigenes Todesurteil, das uns Europa da vorlegt." Awadi fordert in vielen seiner Songs eine gerechtere Wirtschaftsordnung, eine gerechtere Welt. Er nennt seine Musik "Rap conscient" – also bewussten oder kritischen Rap. Aber kann er mit seinen Texten wirklich die Welt verändern? "Ich bin nicht naiv", sagt der Rapper selbstkritisch. "Mit einem Song kann man die Welt nicht ändern. Aber man denkt wenigstens gemeinsam mit anderen über etwas nach. Und ich trage lieber zu solchen Gedankengängen bei als nichts zu tun."Zu Gedankengängen und Diskussionen rund um Globalisierungsfragen trägt Awadi auch jetzt beim Weltsozialforum bei. Auch wenn die große Revolution für ihn wohl weiter ein Traum bleiben wird.

Autorin: Christine Harjes
Redaktion: Katrin Ogunsade