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Rauchen hinterlässt Fingerabdruck im Erbgut

Judith Hartl
3. November 2016

Rauchen schadet der Gesundheit. Gähnen Sie, während Sie den Satz lesen? Aber vielleicht interessiert es Sie, dass Wissenschaftler jetzt genau erkennen können, ob Krebs durchs Rauchen verursacht wurde.

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Zigarettenrauch
Bild: Imago/Chromorange

Lassen Sie uns gleich mal mit der Tür ins Haus fallen: Über sechs Millionen Menschen sterben weltweit jedes Jahr an den Folgen des Tabakkonsums. Hauptsächlich an Krebs. Zum Beispiel an Lungen-, Kehlkopf- oder Rachenkrebs. Wer jahrelang eine Packung Zigaretten am Tag raucht, bekommt 40 Mal so wahrscheinlich Lungenkrebs wie ein Nichtraucher, auch wenn Rudolf Kaaks, Forscher am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg einschränkt: "Nicht alle Raucher bekommen Krebs und man kann leider auch nicht sagen, dass alle, die nicht rauchen, keinen Krebs kriegen".

Wie dem auch sei, bei den meisten Rauchern, die an Krebs erkranken, erwischt es die Lunge. Also das Organ, das die schädlichen Tabakgifte beim Inhalieren des Rauchs unmittelbar abbekommt. Zwar versuchen die Zellen der Lunge, die Schäden zu reparieren, die zum Beispiel durch die Ablagerungen der polyzyklischen Kohlenwasserstoffe aus dem Tabakrauch verursacht werden, trotzdem entstehen DNA-Mutationen - krankhafte Veränderungen im Erbgut. Und dabei geht es nicht nur um einige wenige.

Forscher des National Laboratory in Los Alamos und des Wellcome Trust Sanger Institute in Hixton haben nun herausgefunden, dass das Rauchen einer Packung Zigaretten pro Tag durchschnittlich 150 Mutationen im Jahr in jeder Lungenzelle verursacht. Auch in der Rachenhöhle, im Mund, Kehlkopf, ja sogar in der Leber und der Blase fanden die Forscher gefährliche Mutationen.

Eindeutiger Fingerabdruck im Erbgut

Darüber hinaus fiel ihnen auf, dass das Erbgut von Raucher-Tumoren ganz bestimmte Mutations-Muster aufweist. Besonders fünf dieser molekularen Fingerabdrücke bringen sie eindeutig mit Tabak und Rauchen in Verbindung. Diese Erkenntnis sei sehr bedeutsam, versichert  Ludmil Alexandrow vom National Laboratory: "Bislang hatten wir eine Vielzahl epidemologischer Hinweise auf die Verbindung zwischen Rauchen und Krebs. Jetzt können wir die von Zigaretten verursachten molekularen Veränderungen in der DNA endlich überprüfen und quantifizieren".

Die Studie bestärkt und belegt, was Wissenschaftler schon seit langem wissen. Das ist wissenschaftlich ein Erfolg, aber was bedeutet es für Patienten? Unter anderem dies: Ärzte könnten in Zukunft eindeutig sagen, ob der Lungenkrebs durch Rauchen entstanden ist oder ob es andere Ursachen gibt. Das wiederum könnte Krankenkassen dazu veranlassen, zumindest darüber nachzudenken, ob im Falle der eindeutigen Diagnose - das Rauchen ist am Lungenkrebs schuld - Konsequenzen für den Patienten drohen.

Aber die Erkenntnis der Forscher, dass Rauchen und Krebs eindeutig zusammenhängen, könnte auch dazu anregen, doch endlich mal aufzuhören mit der Qualmerei. Es lohnt sich allemal. Schon nach einigen Jahren sinkt das Risiko deutlich, an den meisten Krebsarten zu erkranken. Nach zehn Jahren, sagen Forscher am DKFZ, sei das Risiko nur noch halb so hoch, an Lungenkrebs zu erkranken. Bis das Niveau eines Nichtrauchers erreicht ist, dauere es aber 20 bis 30 Jahre.