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Rauchfreie Pubs

Vanessa Langguth29. März 2004

Als erstes Land in Europa hat Irland ein generelles Rauchverbot in allen öffentlichen Gebäuden eingeführt. In der Nacht zum 29. März trat das Gesetz in Kraft, das auch das Rauchen in den 10.000 irischen Pubs verbietet.

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Von nun an Vergangenheit:<br> Aschenbecher in irischen PubsBild: AP

Das Guinness ohne Zigarette, der Whiskey ohne Zigarre. So sieht ab jetzt der Alltag in Irlands Pubs aus. Mit dem neuen Gesetz über das "Rauchverbot am Arbeitsplatz" sollen die mehr als 70 Prozent Nichtraucher in Irland geschützt werden. Micheál Martin, der irische Gesundheitsminister und Initiator, rechtfertigt das Gesetz mit der Tatsache, dass pro Jahr über 7000 Iren an den Folgen des Rauchens sterben. Krankheiten, die direkt oder indirekt mit dem Rauchen zusammenhängen, kosten das irische Gesundheitssystem rund eine Milliarde Euro im Jahr.

Rauchen in Irland Zigaretten
Die Harfe bleibt, der Rauch verschwindet ...Bild: AP

Die Regierung hat zunächst 400 Kontrolleure eingestellt, die das Rauchverbot überwachen sollen. Bei einer Nichteinhaltung drohen Geldstrafen bis zu 3000 Euro. Pub-Besitzer, die das Verbot nicht ernst nehmen, müssen sogar mit einer Gefängnisstrafe bis zu drei Monaten rechnen. Aber es gibt auch Ausnahmen. In psychiatrischen Einrichtungen, Gefängnissen und Hotelzimmern ist das Qualmen weiterhin erlaubt.

Ende der irischen Pub-Kultur?

Rauchen Verboten in Irland Tür vor Pub
Bild: AP

Kritik kommt wie erwartet von Seiten der Tabakindustrie und des Gaststättengewerbes. Sie befürchten erhebliche Einnahmeverluste und werfen dem Gesundheitsminister Martin vor, die irische Kneipen-Kultur zu zerstören. Der hält mit dem Argument dagegen, dass ein ähnliches Gesetz in Kalifornien aus dem Jahr 1998 den Kneipenbesitzern sogar ein Umsatzplus von 44 Prozent bescherte - frische Luft sorgt wohl für mehr Durst! Außerdem befürworte der Großteil der irischen Bevölkerung das Gesetz, so der Minister weiter. Politische Beobachter behaupten hingegen, Micheál Martin wolle dieses medienwirksame Ereignis nutzen, um von der Krise im irischen Gesundheitssystem abzulenken und nicht zuletzt seiner eigenen Polit-Karriere Antrieb zu geben.

Norwegen und die Niederlande ziehen nach

Raucher in Irland Frau mit Zigarette auf der Straße
Raucher müssen leider draußen bleiben - Raucherinnen auchBild: AP

Gesundheitsminister Martin hofft auf eine Signalwirkung für andere EU-Staaten. In vielen Ländern Europas gibt es bereits Verordnungen zum Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen wie Kino, Bussen und Bahnen. Wenige gelten aber ausdrücklich für Arbeitsplätze, obwohl viele öffentliche Räume Arbeitsplätze sind. Norwegen und die Niederlande haben bereits angekündigt, nachzuziehen. Ein Rauchverbot in Kneipen und Gaststätten wird im Nicht-EU-Land Norwegen noch dieses Jahr wirksam, in den Niederlanden voraussichtlich im Januar 2005.

Ein generelles Rauchverbot am Arbeitsplatz in allen EU-Staaten ist aber eher unwahrscheinlich. Der EU-Gesundheitskommissar David Byrne, selbst Ire, plädierte dafür, das Thema zunächst noch auf nationalstaatlicher Ebene zu belassen.