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Razzien gegen italienische Bau-Mafia

17. Januar 2013

In Nordrhein-Westfalen haben über 400 Polizisten und Steuerfahnder Razzien gegen die italienische Bau-Mafia durchgeführt . Es gab zahlreiche Festnahmen. Ermittler schätzen den Gesamtschaden auf 30 Millionen Euro ein.

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Razzia der Kripo in Köln (Foto: Polizei/dapd)
Bild: Polizei/dapd

Mit einem Großeinsatz sind Ermittler von Polizei und Steuerfahndung gegen die italienische Bau-Mafia vorgegangen. In rund 15 Städten in Nordrhein-Westfalen wurden Privaträume und Geschäftswohnungen durchsucht. Zeitgleich begannen auf Sizilien Durchsuchungen der italienischen Polizei, wie Staatsanwaltschaft und Polizei in Köln mitteilten. Es seien bereits elf Haftbefehle in Deutschland vollstreckt und sechs Verdächtige auf Sizilien festgenommen worden, hieß es.

Die Unternehmen sollen demnach als sogenannte Strohmann-Firmen für Schwarzarbeit und Steuerstraftaten verantwortlich sein. Die Ermittler gehen von einem Gesamtschaden von mehr als 30 Millionen Euro aus. Kopf der Verdächtigen soll ein 39 Jahre alter Sizilianer sein, der seine Geschäfte von einer italienischen Gaststätte in Köln aus gelenkt haben soll. Neben den illegalen Baugeschäftspraktiken werfen die Behörden ihm noch Kokainhandel, Schusswaffengebrauch, Handel mit falschen Führerscheinen und Warenkreditbetrügereien vor.

Schwarzarbeiter und Scheinrechnungen

Die Masche ist immer gleich: Die Rädelsführer gründen angebliche Baufirmen und setzen Strohmänner als Geschäftsführer ein. Über diese Gesellschaften werden unter anderem Schwarzarbeiter beschäftigt, Scheinrechnungen erstellt und Gelder gewaschen. So werden Finanzamt und Sozialbehörden um Millionenbeträge geprellt. Auch am Markt etablierte Baufirmen wurden als Kunden der Baumafia enttarnt.

Nach Angaben des Bundeskriminalamts ist Nordrhein-Westfalen hinter Bayern das Bundesland mit den meisten Verfahren gegen organisierte Kriminalität. Laut dem "Bundeslagebild Organisierte Kriminalität 2010" liegen die Schwerpunkte der organisierten Kriminalität durch italienisch dominierte Gruppen auf dem Drogenhandel, Fälschungskriminalität und Geldwäschedelikten.

Deutschland gilt als Paradies für Geldwäsche

Deutschland gilt als Paradies für Geldwäschegeschäfte und ist daher ein beliebtes Ziel der internationalen organisierten Kriminalität. "Es gibt unglaubliche Geldströme von Italien nach Deutschland", erklärte Roberto Scarpinato, leitender Oberstaatsanwalt im Anti-Mafia-Pool in Palermo. Scarpinato nahm bei einer Anhörung im Bundestag, in dem es um einen neuen Gesetzesentwurf für Geldwäschedelikte ging, zur den Zuständen der Geldwäschebekämpfung Stellung. Er sagte, es ginge dabei um Milliardenbeträge. Laut Scarpinato liegt dies vor allem daran, dass Deutschland nicht über geeignete strafrechtliche Instrumentarien zur Beschlagnahmung von Vermögen verfügt.

il/GD (dpa, afp, dapd, Deutscher Bundestag, BKA)