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Rebellen rücken weiter vor

18. November 2012

Selbst UN-Kampfhubschrauber konnten sie bisher nicht aufhalten: Die Rebellen im Ostkongo sind weiter auf dem Vormarsch. Die Vereinten Nationen befürchten eine humanitäre Katastrophe.

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Schwer bewaffnete Rebellen in Rutshuru, Nord-Kivu, im Kongo, unweit der Hauptstadt Goma (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Lage im Osten der Demokratischen Republik Kongo eskaliert. Die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen in der Provinz Kivu nahmen am Sonntag an Intensität zu. Nahe der strategisch wichtigen Großstadt Goma habe es heftige Gefechte gegeben, berichteten Medien des zentralafrikanischen Landes. Unter den rund 400.000 Einwohnern sei Panik ausgebrochen.

Berichte über Opfer lagen nicht vor. "Die Situation ist extrem beunruhigend, angespannt und unvorhersehbar", sagte ein Sprecher des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Unocha) der Nachrichtenagentur dpa.

Versorgung Tausender Flüchtlinge gefährdet

Nach einer relativ ruhigen Nacht hätten die Rebellen der Bewegung M23 eine neue Offensive gestartet, meldete der Sender Radio Okapi unter Berufung auf die Armee. Diese wird im Kampf gegen die Aufständischen von der UN-Friedenstruppe Monusco unterstützt. Hilfsorganisationen hätten damit begonnen, ausländische Mitarbeiter ins benachbarte Ruanda zu bringen, hieß es weiter. Angesichts der gefährlichen Lage sei die Versorgung Tausender Flüchtlinge gefährdet.

Kampfhubschrauber der Vereinten Nationen hatten am Wochenende vergeblich versucht, den Vormarsch der Rebellen aufzuhalten. Trotz des massiven Beschusses durch die Helikopter konnten die M23-Kämpfer am Samstag den Ort Kibumba einnehmen. Sollte auch die Metropole Goma fallen, droht laut UN eine humanitäre Katastrophe.

Ein Soldat der UN-Schutztruppe Monusco in Goma (Foto: JUNIOR D.KANNAH/AFP/Getty Images)
UN-Schutztruppe Monusco auf Patrouille in der Stadt GomaBild: D.KANNAH/AFP/Getty Images

In New York war angesichts der Lage in der Demokratischen Republik Kongo am Samstag der UN-Sicherheitsrat zu einer Sondersitzung zusammengekommen. Er forderte ein sofortiges Ende der Kämpfe zwischen Aufständischen und Streitkräften. Zugleich kündigte das höchste UN-Gremium schärfere Sanktionen gegen die Rebellen an, die für Angriffe auf kongolesische Truppen verantwortlich seien.

Hervé Ladsous, Chef aller UN-Friedensmissionen, sprach von einer dramatischen Verschlechterung der Lage. Die Rebellen seien außergewöhnlich gut mit schweren Waffen und Proviant ausgerüstet. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon habe Ruandas Präsident Paul Kagame aufgerufen, seinen Einfluss bei den Rebellen geltend zu machen und sie zum Einlenken zu bewegen.

Rebellen-Chef als Kriegsverbrecher gesucht

Die UN werfen Ruanda vor, die M23 - benannt nach dem 23. März 2009, als eigentlich ein Friedensabkommen ausgehandelt wurde - zu unterstützen. Hintergrund ist der Konflikt zwischen den Volksgruppen der Hutu und Tutsi, dem bei den Massakern 1994 bis zu einer Million Tutsi zum Opfer fielen. Die M23 ist von den Tutsis geprägt - ebenso wie die Regierung Ruandas.

Die Rebellen werden angeblich von dem desertierten kongolesischen General Bosco Ntaganda angeführt. Der 39-Jährige, der sich selbst "Der Terminator" nennt, wird vom Internationalen Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen gesucht.

Die UN-Friedenstruppe Monusco gibt es seit November 1999. Sie ist mit mehr als 20.000 Mann nicht nur die bei weitem größte Blauhelmmission, sondern mit einem Etat von mehr als einer Milliarde Dollar auch die teuerste.

re/as (afp, dpa)