1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Rechte Parolen in Jad Vaschem

12. Juni 2012

Die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vashem ist erstmals in den fast 60 Jahren ihres Bestehens geschändet worden. Möglicherweise sind jüdische Extremisten für die Schmierereien verantwortlich. Israel reagierte mit Empörung.

https://p.dw.com/p/15CLu
Arbeiter bei der Entfernung der Graffitis in Jad Vaschem (Foto: dpa)
Bild: reuters

Es gibt kaum einen Staatsgast, der bei einer Israel-Visite die wichtigste Gedenkstätte zur Erinnerung an die Ermordung von etwa sechs Millionen Juden durch die Nationalsozialisten nicht besucht. Umso größer ist das Entsetzen über die Schändung der Gedenkstätte in Jerusalem mit antizionistischen und rechtsextremen Parolen.

Besonders betroffen von den Schmierereien sei ein Mahnmal auf dem Warschauer-Ghetto-Platz, teilte eine Sprecherin der Gedenkstätte mit. In einem der Slogans werde die polnische Regierung dazu aufgerufen, "den Zionisten nicht mehr zu ermöglichen, manipulative Gedenkzeremonien in Auschwitz abzuhalten". Ein anderer der in Hebräisch verfassten Slogans lautete "Hitler, danke für den Holocaust", ein weiterer "Die Zionisten wollten den Holocaust".

"Wir sind schockiert und verstört über diesen Ausdruck brennenden Hasses gegen die Zionisten und den Zionismus", sagte der Leiter der Gedenkstätte, Avner Schalev. "Diese beispiellose Tat überschreitet eine rote Linie."

Suche nach den Tätern

Polizeisprecher Mickey Rosenfeld sagte, auf der Suche nach den Tätern ermittle man in verschiedene Richtungen. Eine davon sei der Verdacht, ultra-orthodoxe Juden könnten hinter der Tat stehen. Möglich sei aber auch Vandalismus als Motiv.

Jad Vaschem-Leiter Schalev deutete an, dass Texte in einwandfreiem Hebräisch verfasst seien, weise auf eine Tat ultra-orthodoxer Juden hin. Zudem sei eines der Graffitis mit "ultra-orthodoxes Judentum der Welt" unterschrieben.

Es gibt verschieden Strömungen strengreligiöser Juden, die den modernen Staat Israel als Gotteslästerung ablehnen. Nach ihrer Auffassung darf ein jüdischer Staat nur durch den Messias, also durch Gottes Hand, gegründet werden.

Jad Vashem ("Denkmal und Name") ist die größte Holocaust-Gedenkstätte der Welt und hat in Israel sehr starke Symbolkraft. Sie wurde 1953 auf Beschluss des israelischen Parlaments gegründet. Hier sind die Namen von knapp vier Millionen der sechs Millionen ermordeten Juden dokumentiert. Bundespräsident Joachim Gauck besuchte die Gedenkstätte Ende Mai bei seinem Staatsbesuch in Israel.

Das neue Holocaust Museum in der Gedenkstätte Jad Vaschem (Foto: dpa)
Das neue Holocaust Museum in der Gedenkstätte Jad VaschemBild: dpa

qu/ml (dpa, afp, epd, kna)