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Rechte Rabbiner - "Verkauft nicht an Araber!"

10. Dezember 2010

Zahlreiche konservative Rabbiner haben in Israel ein Verbot von Immobiliengeschäften zwischen Juden und israelischen Arabern gefordert. Politiker kritisierten das Urteil und bezeichneten es als "rassistisch".

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Ultraorthodoxe beim Tashlich-Gebet am jüdischen Feiertag Rosh Hashana (Foto: dpa)
Ultraorthodoxe Rabbiner sorgen mit ihrem Immobilienverbot für eine Welle der EmpörungBild: picture alliance/landov

Das religiöse Urteil untersagt die Vermietung und den Verkauf von jüdischen Immobilien an israelische Araber und verweist auf die jüdische Gesetzgebung (Halachah). Die Rabbiner befürchten demnach, der Wert von Häuser und der gesamten Nachbarschaft könne nach einer Vermietung an Araber gemindert werden. Zudem berge eine Vermietung oder der Verkauf die Gefahr von interreligiösen Ehen. Unterzeichnet haben das Urteil mehr als 40 jüdische Geistliche, die vom israelischen Staat angestellt sind. Unter ihnen prominente Gemeindeleiter wie der spirituelle Führer der Schass-Partei, Ovadja Josef, und der Oberrabbiner von Safed, Schmuel Elijahu. Beide hatten in der Vergangenheit wiederholt Schlagzeilen mit rassistischen Äußerungen gemacht.

Aufruf zur Denunziation

Ovadia Josef in Jerusalem (Foto: dpa)
Spiritueller Führer der Schass-Partei und Unterzeichner des Verbots: Ovadia JosefBild: picture alliance/dpa

Die Petition folgt einem Aufruf, den eine Gruppe von 18 prominenten Rabbinern vor einigen Monaten gestartet hatte. "Bekanntermaßen gibt es Menschen mit extremistischen Ansichten, die fordern, alle Araber aus dem Staat Israel zu vertreiben", erklärte dazu einer der Unterzeichner, Rabbi Shlomo Aviner, in einem Rundfunkinterview. Er werde dieser Sicht nicht zustimmen, so der Geistliche aus der jüdischen Siedlung "Beit El" nahe Ramallah weiter. "Wir sollten aber auch nicht in das andere Extrem verfallen und den Arabern helfen, hier Wurzeln zu schlagen." Nach Angaben der linksliberalen Zeitung "Haaretz" werden Juden in dem jüngsten Schreiben zum Immobilienverbot auch dazu angehalten, ihre Nachbarn zu denunzieren, sollten sie sich nicht an das Urteil halten.

Medienberichten zufolge verurteilte die israelische Regierung am Mittwoch (08.12.2010) umgehend den Vorstoß der Rabbiner. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, der Staat Israel weise solche Äußerungen entschieden zurück. Solche Dinge dürften in einem demokratischen Staat nicht gesagt werden, fügte er hinzu. Auch Staatspräsident Schimon Peres lehnte das Verbot ab und erklärte, das Schreiben führe zu einer moralischen und grundlegenden Krise Israels als jüdischer und demokratischer Staat.

Intensivkurs in jüdischer Geschichte

Noch einen Schritt weiter geht der stellvertretende Knesset-Vorsitzende Ahmed Tibi in seiner Beurteilung des Immobilien-Verbots. Er bezeichnete das Schreiben als "Massenverbrechen einer Gruppe von rassistischen Rabbinern, denen man einen Intensivkurs in jüdischer Geschichte erteilen sollte." Bereits am Dienstag hatte ein Abgeordneter der linksgerichteten Meretz-Partei eine polizeiliche Untersuchung und die Entlassung der betroffenen Rabbiner gefordert. Doch nicht nur Politiker, auch andere einflussreiche Geistliche äußerten Kritik. So wird der ultra-orthodoxe Geistliche Aaron Lei Steinman in der Tageszeitung Haaretz zitiert: "Was wäre, wenn es in Berlin einen ähnlichen Aufruf gegen die Vermietung an Juden gäbe?"

Autorin: Stephanie Gebert (dpa, kna)

Redaktion: Ina Rottscheidt