1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wirtschaftsfaktor Design

4. November 2016

Weltweit investieren Unternehmen zweistellige Milliardenbeträge in die Entwicklung von Design. Der Status Deutschlands als Exportweltmeister basiert auch auf der "guten Form". Paradedisziplin ist die Automobilbranche.

https://p.dw.com/p/2RWxT
Porsche will sein neues Fahrzeug Macan nennen
Bild: picture-alliance/dpa/Porsche

Deutsche Produkte sind international gefragt. Nicht nur wegen ihrer Qualität, sondern auch wegen des Designs. Vom Auto über Elektrogeräte bis zur noblen Küche. Anspruchsvolles Design ist längst ein Wirtschaftsfaktor.

Weltweit investieren Unternehmen nach Einschätzung von Peter Zec, dem Leiter des renommierten Design Zentrums Nordrhein-Westfalen, zweistellige Milliardenbeträge in die Formgebung ihrer Produkte.

Denn das Design spielt, so Zec, eine große Rolle für  den Verkaufserfolg. "Vor allen Dingen im Konsumgüterbereich. Da, wo der Käufer letztendlich nach seinem Geschmack zu entscheiden hat."

Design-Preis Red Dot Award

Seit 1991 leitet der 60-Jährige das Design Zentrum Nordrhein-Westfalen, eine der ältesten und Maßstäbe setzenden Design-Institutionen auf dem Globus. Mit dem "Red Dot Design Award" organisiert er mit seinem Team alljährlich einen der weltweit größten Designer-Wettbewerbe.

Die verliehene Auszeichnung, der Red Dot, mit dem die Hersteller auch werben dürfen, gilt international als Qualitätssiegel für gutes Design, sozusagen eine Art TÜV-Plakette für gelungene Gestaltung. Zec bezeichnet diesen Wettbewerb als Leistungsbarometer für die Wirtschaft.

"Die Unternehmen beobachten sich ja gegenseitig und können dann sehen, wie ihre Wettbewerber bei uns im Design abschneiden", so Zec. "Das ist wie ein Gutachten oder ein Feedback über die Qualität des Designs."

Prof. Peter Zec
Professor Peter ZecBild: Design Zentrum NRW

Wettbewerbsvorteil durch Design

Vor allem bei technischen Geräten steht die Funktion im Vordergrund. Was nicht funktioniere, habe gar nichts auf dem Markt zu suchen, so Zec. Doch nicht immer könne allein die Funktion überzeugen, wenn sie in Gestalt eines unansehnlichen Aschenputtels daherkomme. "Insofern kann man sagen, dass Designer und Ingenieure an einer Problemlösung von zwei verschiedenen Seiten her arbeiten. Im Idealfall gibt es eine Verflechtung, eine Symbiose."

Für die Akzeptanz bei den Konsumenten ist das wichtig. Spätestens dann, wenn in technisch innovativen Branchen ein Wettbewerb um Marktanteile beginnt. "Bei Mobiltelefonen etwa spielt Design eine ausschlaggebende Rolle", sagt Zec. "Wenn die Auswahl größer wird, hat Design das Gewicht der Entscheidung."

Zec weiß um die Mechanismen der Vermarktung, denn seit Jahren agiert das Design Zentrum NRW als Qualifizierungs- und Kommunikationszentrum für Unternehmen, die sich mittels Design im internationalen Wettbewerb behaupten.

Schweiz Genf Autosalon Hybridfahrzeug Hyundai IONIQ
Für das Design des koreanischen Autobauer Hyundai zeichnet ein Deutscher verantwortlichBild: Hyundai

"Für mich ist deutsches Design das beste der Welt", sagt Zec. "Wir sind Exportweltmeister, und zwar im hochpreisigen Segment." Im Gegensatz zu China verkaufe Deutschland keine Massenware, die sich nur über den Preis verkaufe, sondern sei mit teuren, oft spezialisierten Produkten erfolgreich.  "Das können wir nur sein, indem unsere Produkte nicht nur technisch einwandfrei sind, sondern auch gut aussehen und gefallen", so Zec.

Als Paradedisziplin führt er die deutsche Automobilindustrie an.  "Deutsche Automarken genießen weltweit den höchsten Ruf, nicht zuletzt wegen des guten Designs unserer Autos."

Design für Autos

Immerhin treffen in der  Automobilindustrie rund 85 Prozent der Konsumenten ihre Kaufentscheidung unter Design-Aspekten, nicht nur in Deutschland. Es wundert daher nicht, dass Unternehmen auch in anderen Branchen beim Design nicht knausern. Zwar lassen sich die meisten nicht genau in die Karten schauen, doch als Branchenkenner weiß Peter Zec von einigen Unternehmen, "die 15 Prozent ihrer Entwicklungskosten ausschließlich in das Design stecken".

Design sei ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, für Design-Studios, freie Designer und die Inhouse-Designabteilungen werde weltweit "ein zweistelliger Milliardenbetrag" ausgegeben, so Zec.

Im Ausland gefragt sind übrigens nicht nur deutsches Design, sondern längst auch deutsche Designer mit ihrer umsatzfördernden Handschrift. Als ein Beispiel nennt Zec den Deutschen Peter Schreyer, der beim koreanischen Autobauer Hyundai Kia für das Design verantwortlich ist.

"Der macht die koreanischen Autos zu einer echten Konkurrenz für deutsche. Nicht weil sie technisch besser sind, sondern weil sie inzwischen so gut gestaltet sind." Und darum auch bei den deutschen Autokäufern Anklang finden.